200. Weltcup in Andorra: Die Jubiläums-Ausgabe

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Weltcup-Start, hier in Nove Mesto. Am Sonntag wird es das Prozedere zum 200. Mal geben. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Etwas für Statistik-Liebhaber: Das Weltcup-Finale im Bikepark Vallnord ist eine Jubiläums-Veranstaltung. Zum 200. Mal in der offiziellen Geschichtsschreibung des Radsport-Weltverbands UCI wird am Sonntag ein Cross-Country Weltcup-Event ausgetragen. Anlass genug, um ein wenig in die Geschichte der Serie zu blicken, bzw. Statistik zu betreiben. Wer waren die bisherigen Jubiläums-Sieger? Wer hat am meisten gewonnen? Welche Nationen liegen vorne? In welchem Land hat der Weltcup am häufigsten gastiert?

 

Wo und wann hat’s angefangen?

1991 im italienischen Bassano del Grappa. In den Jahren zuvor gab es bereits den Grundig-Cup, allerdings noch nicht als offizielle UCI-Serie. Der Weltverband hatte Mountainbike erst 1990 als Disziplin anerkannt. Bassano del Grappa war in diesem Auftakt-Jahr eines von neun Rennen und das Finale war: in Berlin!

 

Wer waren die Premieren-Sieger?

Die US-Amerikanerin Juliana Furtado, die noch 27 weitere Siege ansammeln sollte und der Brite Tim Gould, der in diesem Jahr noch einen zweiten Erfolg feierte, dann aber keinen weiteren Weltcupsieg mehr erleben durfte.

 

Wo war die Nummer 100?

Im österreichischen Kaprun und zwar 2001. Die Spanierin Marga Fullana (später als Doperin aufgeflogen) und Thomas Frischknecht waren die Jubiläums-Sieger. Für die Schweizer Legende war es sein 17. Weltcupsieg auf dem Mountainbike und der letzte in seiner Karriere.

Der Eidgenosse stand übrigens auch beim 50., einem Rennen in Lissabon ganz oben auf dem Podest und mit Alison Sydor war es bei den Damen eine Kanadierin, die auch zu den Großen dieses Sports gehört.

Ehre, wem Ehre gebührt: Auch der 150. ging an einen Großen: Julien Absalon gewann – und auch der Ort hat das verdient – 2009 beim Klassiker in Houffalize. Wolfram Kurschat wurde damals übrigens Zweiter vor Ralph Näf. Bei den Damen ist das – wieder nicht so ruhmreich – wieder Marga Fullana.

 

Wie viel Weltcup-Rennen pro Saison?

200 in 26 Jahren, macht knapp 7,7 XC-Rennen pro Saison. Den Schnitt gesenkt haben aber vor allem die Jahre ab 2001. Von 1992 bis 1997 gab es jeweils zehn Cross-Country-Events. Das war die Blütezeit des Weltcups. Dann gab es finanziell einen Einbruch, was in etwa mit den Verkaufs-Zahlen der Mountainbikes, also mit der Prosperität der Bike-Branche korreliert. 1998 bis 2001 waren es dann jeweils acht Rennen in der olympischen Disziplin.

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Houffalize war lange Zeit fester Bestandteil des Cross-Country-Weltcups. 17 Mal war das Ardennen-Städtchen Gastgeber. Hier ein Bild von 2007 ©Armin M. Küstenbrück

Tiefpunkt war das Jahr 2002 als man gerade mal fünf XC-Events zustande brachte. Eigentlich wären es 2003 dann wieder sechs gewesen, doch Telluride in Colorado sagte aus Geldmangel wieder ab.

2004 kam man dann wieder auf sieben und 2005 waren es sogar acht. Allerdings waren da mit Santa Catarina in Brasilien und Angel Fire in New Mexico (Höhenlage) zwei Events dabei, die aus reisetechnischen und finanziellen Gründen nur sehr schlecht besucht waren.

Seither schwankt die Zahl zwischen sechs und acht (XC-) Rennen pro Jahr.

 

Auf wessen Konto gehen die meisten Siege?

Bei den Herren führt Julien Absalon mit 32, bei den Damen Gunn-Rita Dahle-Flesjaa mit 29 Erfolgen.

Herren

Julien Absalon                    32

Nino Schurter                      20

Thomas Frischknecht       17

Christoph Sauser               13*

Filip Meirhaeghe                 10*

Miguel Martinez                    10

Jaroslav Kulhavy                  9

 

Damen

Gunn-Rita Dahle-Flesjaa  29

Julie Furtado                                    28

Alison Sydor                         18

Margarita Fullana                16

Paola Pezzo                          13

Catharine Pendrel               12

Irina Kalentieva                    8

Jolanda Neff                                     7

 

Wer hatte  die meisten Gesamtsiege zu feiern?

Julien Absalon steht vor seinem siebten Gesamtsieg in der Serie, für Nino Schurter wäre es der fünfte. Gewinnt Absalon, wofür mindestens einen zehnten Platz benötigt, dann wäre es der zehnte Gesamtsieg für

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In Schladming wurde Julien Absalon 2008 zum vierten Mal mit dem Gesamtweltcup dekoriert ©Armin M. Küstenbrück

einen Franzosen (2x Martinez, 1x Dupouey), im Falle eines Erfolgs für Schurter auch der zehnte für einen Schweizer (3x Frischknecht, 2x Sauser).

Bei den Damen könnte Catharine Pendrel mit ihrem dritten Gesamtsieg die Kanadierinnen mit sieben Kristall-Trophäen alleine in Führung bringen. Die US-Amerikanerinnen haben bisher ebenfalls sechs Mal triumphiert. Die ersten fünf Male in den ersten fünf Jahren der Weltcup-Geschichte, dann nur noch einmal durch Alison Dunlap 2002 (vor Sabine Spitz). Die Schweiz jubelte viermal (2x Blatter, 2x Neff), Gunn-Rita Dahle-Flesjaa, respektive Norwegen auch viermal. Sie liegt in der individuellen Wertung vorne.

 

Welches Land hat am meisten Siege verbucht?

Von den 199 bisherigen Rennen gehen bei den Herren 55 Erfolge auf ein Schweizer Konto. Nino Schurter hat dafür gesorgt, dass die Eidgenossen die Franzosen ein wenig abgehängt haben. Julien Absalon hat übrigens beim vorolympischen Weltcup in Mont Sainte Anne für den 50. Weltcupsieg für die Grande Nation verbucht. Ein Jubiläum, das praktisch unbemerkt blieb. Diese beiden Länder haben bei den Herren also mehr als die Hälfte aller Weltcup-Rennen gewonnen. Die amerikanische Hymne wurde 17 Mal gespielt, die belgische 13 Mal.

Bei den Damen haben die Kanadierinnen 37 Weltcupsiege angesammelt. Durch den Sieg von Catharine Pendrel in Mont Sainte Anne sind sie an den US-Amerikanerinnen (36) vorbei gezogen. Auf Position drei folgt Norwegen (30, 1x Byberg), dann die Schweiz mit jetzt 19 Siegen. Betrachtet man die junge Schweizer Garde könnten die Eidgenossinnen in den kommenden Jahren den Abstand zu den Nordamerikanerinnen weiter verkürzen.

Aus deutscher Perspektive: Fünf Siege bei den Damen (Stiefel, Buchwieser, Göhl und 2x Spitz), 2x Mike Kluge bei den Herren.

 

Gastgeber-Länder und -Orte

Am häufigsten gastierte der Cross-Country-Weltcup in Kanada. Von den 38 Austragungen dort entfallen allein 23 auf Mont Sainte Anne. Weil sich im „Mutterland“ des MTB-Sports, USA, jahrelang keine potenten Gastgeber fanden, zogen die Kanadier vorbei. Damit die Europäer nicht wegen nur eines Rennens nach Übersee fliegen mussten, wurden mehrfach zwei kanadische Rennen kombiniert. Anfang der 2000er zum Beispiel dreimal Mont Sainte Anne mit dem Grouse Mountain in Vancouver, zweimal mit Bromont, einmal mit St. Felicien, einmal auch mit Calgary.

In Belgien steht Houffalize für 17 Austragungen, zweimal war man der Formel-Eins-Strecke in Spa-Francorchamps, das auch in den Vor-UCI-Zeiten schon Rennen ausgerichtet hat. In Deutschland verteilen sich die 19 Weltcup-Events auf: 6x St. Wendel, 5x Offenburg, 4x Albstadt, 2x Berlin, 1x Kirchzarten und 1x Willingen.

 

Kanada                                  38

USA                                        33

Deutschland                         19

Belgien                                  19

Großbritannien                    13

Italien                                     11

Schweiz                                 10

Spanien                                 10

Frankreich                             8

Österreich                             6

Tschechien                           6

Australien                              6

 

 

Alles Handarbeit, diese Statistik. Daher: Sollte sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen habe, bitte ich um Feedback!

*Filip Meirhaeghe wurde kurz vor dem Weltcup in Mont Sainte Anne 2004 positiv auf EPO getestet. Sein Sieg dort wurde ihm genommen und an den Zweiten Christoph Sauser adressiert. Eine Woche später gewann Meirhaeghe in Calgary erneut, wieder vor Sauser. Dieser Sieg wurde ihm aber aus formal-juristischen Gründen nie aberkannt, obwohl er ganz sicher noch von der EPO-Kur profitierte. Eigentlich gehört dieser Sieg auch Christoph Sauser, der ihn in seiner privaten Rechnung auch als einen von 14 Weltcupsiegen führt.

 

 

 

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