Änderungen im MTB-Regelwerk (1): Weltcup-Schaumparty nur noch für Drei

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Drei mit Schaumwein auf dem Podium. Letztes Jahr neben Jaroslav Kulhavy (links), Nino Schurter und Burry Stander (†) in Nove Mesto standen auch noch Marco Fontana und Ralph Näf rechts und links vom Podium. Das wird in diesem Jahr nicht mehr so sein. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Mit dem Jahresbeginn hat der Radsport-Weltverband UCI ein verändertes Mountainbike-Regelwerk veröffentlicht. Auch die Siegerehrungszeremonie beim Weltcup ist einer Änderung unterworfen. Und das ist gar nicht so belanglos, wie es auf den ersten Blick scheint.

acrossthecountry.net hat sich die ganzen Updates in den Regularien mal angeschaut. Die ganz großen Reformen sind nicht zu finden, sie waren auch nicht zu erwarten. Dennoch: es werden auch alte Zöpfe abgeschnitten. Ob zum Wohle des Sports und seiner Protagonisten oder nicht, das sollte einer kritischen Betrachtung unterzogen werden. Wir wühlen uns hier mal durch die rot markierten Änderungen, das auf der UCI-Website hier in voller Länge zu finden ist, ohne uns an die numerische Reihenfolge zu halten. Um ausführlich darauf eingehen zu können, haben wir eine kleine Serie daraus gemacht. Der erste Teil beschäftigt sich mit der

Podiums-Zeremonie:
Ganz unscheinbar kommt im UCI-Regelwerk der Punkt 4.5.006 daher. Drei Fahrer müssen zur Zeremonie, also zur Siegerehrung. Drei, das sind zwei weniger als man seit den Neunziger Jahren hatte. Schon einmal, 2003, hat die UCI diese Reduzierung ins Regelwerk geschrieben, fast klammheimlich. Und als es dann erstmals angewandt wurde, in St. Wendel, da ging ein Aufschrei durch die Reihen. Mit Lado Fumic war ausgerechnet auch noch ein Deutscher auf Platz vier. Ihm blieb die Ehrung vor heimischem Publikum verwehrt. Seitens der Profi-Teams wurde dann etwas Druck verursacht und die Regeländerung wurde wieder kassiert.

Auch diesmal gab es wohl ziemlich viel Widerstand und nach Informationen von aCC wurde seitens des MTB-Kommissionspräsidenten der UCI, David Lappartient, zugesichert, dass man die Verschiebung der Änderung um ein Jahr prüfen werde. Und zwar weil eine Vereinbarung über den rechtzeitigen Informationsfluss einer solchen Änderung nicht eingehalten wurde.

Jetzt taucht die Wort „three“ unter 4.5.006 doch auf. Die Schaumparty gibt es also schon in Albstadt nur noch für Drei. Als Grund für die Reduzierung von fünf auf drei nennt die UCI gegenüber den Vertretern der Profi-Teams die Homogenisierung aller (Radsport-)Disziplinen. Es wäre nicht nachvollziehbar, dass es da Unterschiede geben würde. Über Proteste oder Petitionen in diese Richtung ist allerdings nichts bekannt. Da liegt dann wohl eine UCI-interne Motivation zugrunde.

Um es mal polemisch zuzuspitzen: Vermutlich ist für die UCI-Spitze auch nicht nachvollziehbar, dass man im Mountainbike-Sport Federgabeln benutzt. Macht man auf der Straße ja auch nicht. Angeblich habe auch RedBull als TV-Produzent darum gebeten, um den Ablauf der Siegerehrungszeremonie zu verkürzen.

Für Teamchef Rottler „eine Frechheit“
Das wäre zumindest mal ein praktisch nachvollziehbarer Grund. Doch das scheint auch nicht so zu sein. „RedBull hat ja 2012 nach dem Zieleinlauf das Flash-Interview mit dem Sieger bekommen, die Flower-Zeremonie mit den Top drei bekommen. Dreckig, verschwitzt, emotional, so wie sie es wollten“, wirft Andreas Rottler, Verantwortlicher beim Multivan-Merida Biking Team, ein. Die Teams sind aus nachvollziehbarer Motivation nicht begeistert. Das ist die Beschneidung eines Marketing-Instruments, weil man seltener eine Podiumsplatzierung bejubeln kann.

Die Befürchtung, dass dann immer nur die gleichen Fahrer bei der Siegerehrung zu sehen sind, trifft allerdings nur eingeschränkt zu. 10 Fahrer standen in den sieben Weltcup-Rennen 2012 in den Top Drei. Nur zwei Fahrer erreichten Top-Fünf-Platzierungen, aber kein Top-Drei-Resultat. Bei den Fahrerinnen sieht es ein wenig anders aus. Neun Bikerinnen schafften es mindestens einmal unter die Top Drei, zusätzlich vier mindestens einmal unter die besten Fünf.

Dennoch, Andreas Rottler hält die Änderung für „eine Frechheit“ und erklärt auch warum: „Wir haben ja nicht den Zeitdruck von der Live-Übertragung, wie bei der Tour de France. Einem Sport, der traditionsgemäß fünf Athleten auf dem Podium hat, der nicht im Geld schwimmt, diese Präsentationsmöglichkeit für die Sponsoren zu kürzen, das halte ich für kopflos. Auch die UCI wird nicht von Sponsoren-Gelder überschwemmt. Auf das Podium gehören die fünf Besten. Ich halte die Reduzierung für kontraproduktiv, das ist den Sponsoren eins rein getreten. Die wissen offensichtlich nicht, wie schwierig es ist, ein Mountainbike-Team zu finanzieren.“

Im Downhill-Lager wurde in ersten Reaktionen der Boykott der Siegerehrung angekündigt, sollten nur drei statt fünf geehrt werden. Ob es so weit kommt, wird man sehen. Fakt ist, der Punkt 4.5.006 wurde geändert.

2 Gedanken zu „Änderungen im MTB-Regelwerk (1): Weltcup-Schaumparty nur noch für Drei

  • 2013/02/08 um 9:59 PM
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    Das ist das große Problem der UCI, kein Fingerspitzengefühl, bei dem was sie tun. Fünf ist einfach besser und Teil der Kultur des Sports. Proteste bis hin zum Podiumsboykot sind angedroht (Interview Martin Witheley vitalmtb).
    Was ist Homogenisierung für ein höheres Ziel? So ein Unsinn. Wie auch mit den Trikots. Besonders im Gravitybereich war immer einfach eine andere Kulturausgeprägt. Die Lösung mit den Nat. Meister Ärmeln mußte auch erstritten werden, indem einige Topfahrer spektakular auf Meistertitel verzichteten.
    Die für Fans und Fotografen schöne Kultur zu einigen Rennen auch mal unterschiedliche Klamottendesigns und Farben zu tragen oder dass Teamtrikots ähnlich, aber nicht gleich sein mussten je nach persönlichen Sponsoren versucht man ja auch einzudämmen durch die Vorabfrage der Jersey-Designs. Aber wozu ist die Uniformierung in einem Sport nützlich? Es gibt keinen Sportlichen Grund, da es Einzelzeitfahren sind und keine Teamzugehörigkeiten im Rennen sichtbar werden müssen, weil keine Mannschaftstaktik sichtbar…

  • 2013/02/10 um 7:00 AM
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    Das ist schon eine sehr unlogische Regelungsänderung.

    Warum wird das im Zuge der Vereinheitlichung – wofür auch immer eine solche Uniformität angestrebt werden sollte – nicht umgekehrt gehandhabt? Gerade im Straßensport geht es noch viel mehr als im MTB-Bereich häufig um winzige Zeitabstände und vielfach auch um Glück, zumindest bei Sprintankünften. Da wäre es nur fair, wenn die Top 5 geehrt würden…

    Es ist wohl jedoch – zumindest aus meiner Sicht – keine Frage, in welcher Disziplin die Prioritäten der UCI liegen. Die Frage ist allerdings, ob sie damit nicht langfristig auf’s falsche Pferd gesetzt hat. Ich hoffe es!

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