BDR Cross-Country-Beauftragter Dieter Pfänder: Viele kleine Schritte notwendig

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Cross-Country-Beauftragter des BDR: Dieter Pfänder ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Seit wenigen Wochen bekleidet Dieter Pfänder (58) aus Neuffen das Amt des Cross-Country-Beauftragten beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Nach dem Rücktritt von Georg Schmitz als MTB-Koordinator rückte der bisherige Downhill-Beauftragte Fabian Waldenmeier an seine Position, so dass ein zusätzlicher Fachmann für Cross-Country gesucht wurde. Im Interview spricht der Schwabe über seinen Einstieg in den Mountainbike-Sport und die fehlende Wahrnehmung der Radsport-Disziplin der Öffentlichkeit.

Dieter, Du bist seit kurzem offizieller Cross-Country-Beauftragter im BDR. Was genau verbirgt sich denn hinter dieser Funktion?
Dahinter verbirgt sich in einem Team die Verantwortlichkeit für die Weiterentwicklung des Mountainbikesports in den Disziplinen Cross-Country, Marathon und Cross-Country Eliminator.

Welche Gestaltungsmöglichkeiten sind für diese Funktion vorgesehen?

Da bin ich im Moment noch am ausloten. Ich warte mal, bis mir jemand auf die Finger klopft, wenn ich zu weit gegangen bin. Das ist wie im richtigen Leben auch, da wird schon mal jemand kommen und sich beschweren (lacht). Erst mal gibt es keine Grenzen, außer den Regularien. Was mir erst einmal ganz wichtig ist: die Sorgen und Nöte der Teams und der Sportler abzufragen und dann schauen, was man bewegen kann. Ich glaube über Jahre hinweg sind wir da etwas einseitig gefahren.

Einseitig? In welcher Hinsicht?
Als Verband haben wir alles vorgegeben und kaum nachgefragt.

Die wichtigste Plattform im Cross-Country ist zweifellos die Internationale MTB-Bundesliga. Wo siehst Du da die Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung?
Ich hatte als Kommissär viel Gelegenheit Straßenrennen zu begleiten. Wenn ich die Straßen-Bundesliga (U23) mit der Mountainbike-Bundesliga vergleiche, dann haben wir da noch viel Entwicklungspotenzial in der Präsentation. Auf der Straße macht das alles einen professionelleren Eindruck, offenbar fließt da selbst bei einem U23-Bundesliga-Rennen mehr Geld.

Inwiefern?
Wir verkaufen uns zu schlecht. In den Medien sind wir unter Wert vertreten. Jeder sitzt auf einem Mountainbike, aber es wird in der Öffentlichkeit nicht entsprechend wahrgenommen. Wir haben eigentlich mehr zu bieten, aber es wird nicht erkannt.

Was kann man aus Deiner Sicht da tun?

Auf Anhieb schwer zu sagen. Veranstaltungen wie der Frühjahrsklassiker in Münsingen und das BiketheRock in Heubach müssten mehr Interesse bekommen, auch von den Medien. Man darf aber alles auch nicht zu negativ gesehen. Wir sind in den vergangenen Jahren schon ein Stück weiter gekommen, wenn man die Bundesliga-Veranstaltungen zum Beispiel mit den Rennen in der Schweiz vergleicht. Da waren wir vor zehn Jahren ja noch deutlich hinten dran.

Braucht man um vorwärts zu kommen auch mehr Lobbyarbeit?
Mehr Lobbyarbeit im Verband und aus dem Verband heraus. Aber auch konzeptionelle Arbeit. In der Bundesliga haben wir ja das Problem, dass die Events zu voll gepackt sind mit verschiedensten Rennen. Dadurch laufen zum Beispiel die Kinder-Rennen zu sehr nebenher. Dabei sind die Kinder einerseits die Zukunft, deren Eltern potenzielle Zuschauer und andererseits werden Kinder von den Profis, den Vorbildern, ab einem gewissen Alter auch motiviert. Ich weiß aber auch, dass die Veranstalter gute Gründe haben, warum sie im Rahmen eines Bundesliga-Wochenendes zum Beispiel auch noch einen Marathon machen.

Das aufzubrechen, klingt nach einer Herkules-Aufgabe.
Schorsch Schmitz (bis Oktober 2012 BDR MTB-Koordinator) hat angefangen und hat viel bewegt. Ich will für meinen Teil diesen Weg weiter gehen, aber wir müssen uns eben im Klaren darüber sein, dass es viele kleine Schritte sein werden, die uns näher an unser Ziel bringen.

Du kennst den Straßenrennsport aus Deiner Funktion als Kommissär, aber Du kommst aus dem Mountainbike-Sport, oder?
Ja. Ich komme ja aus Neuffen und eigentlich wurde ja dort der Mountainbike-Sport erfunden und nicht in den USA (lacht). Nein, Scherz. Die Leute um Rainer Heissenberger haben dort sehr früh angefangen und haben im Verein TB Neuffen Nachwuchs-Arbeit betrieben. Meine Kinder waren auch dabei und so kam ich zum Mountainbike-Sport. Wir sind dann früh auch nach Frankreich gefahren, weil die uns damals voraus waren, besonders was die Fahrtechnik angeht. Die hatten da bei den Nachwuchs-Veranstaltungen Mitte schon Technik-Sektionen und so weiter.
Das war wann?
Ungefähr vor 15 Jahren. Ich war dann relativ schnell aktiv als Funktionär. Ich habe die Jugendspiele in Baiersbronn mitorganisiert, dann auch die Mountainbike Junior-Games in Stetten. Nachdem meine Kinder verletzungsbedingt aufgehört haben, hat mir was gefehlt (lacht). Ich habe dann gesagt, ich mache weiter.

Wie wird jetzt die Zusammenarbeit mit Mountainbike-Koordinator Fabian Waldenmeier funktionieren? Wie muss man sich das strukturell vorstellen?
Wir haben mittlerweile sehr engen Kontakt, wir schreiben permanent Emails und telefonieren. Fabian kommt ja aus dem Downhill. Er lässt mir praktisch freie Hand, was Cross-Country betrifft und wir tauschen uns aus. Im Gegenzug unterstützt er mich, was im Landesverband Baden-Württemberg den Downhill betrifft, weil ich hier ja nach wie vor Landesfachwart Mountainbike bin.

Fabian lässt Dir freie Hand…
…, wir reden sehr viel, die Zusammenarbeit zwischen jung und alt (grinst) ist sehr erfrischend. Er denkt schon anders als ich. Meine Art ist vielleicht ein bisschen rustikaler, hemdsärmeliger.

Ein Pragmatiker?
So sagt man das heute, glaube ich.

Nochmal zurück zu den Schwerpunkten, die Du setzen willst. Da hast Du die Zusammenarbeit mit den Teams und Sportlern angesprochen.
Ja, richtig. Es ist wichtig mit Teams und Sportlern erst mal zu reden, um herauszufinden, wie wir den Sport gemeinsam weiter bringen können.

Willst Du da ein Gremium einrichten?
Nein. Wenn Du mit 50 Leuten an einem Tisch sitzt, hast Du nur Stress. Ich werde versuche mit einzelnen Leuten, einzelnen Gruppen zu reden, um ein Stimmungsbild zu bekommen.

Wenn Du von Teams sprichst, denkst Du dann mehr an die Profi-Teams oder an den Mittelbau?
Mehr an den Mittelbau. Die Profis sind versorgt, die reisen um die Welt. Wir müssen schauen, dass wir den Mittelbau aktivieren, um den Durchfluss nach oben zu gewährleisten. Aber wir müssen es gemeinsam angehen, alleine kommt keiner weiter. Auf dem Bike sind die Sportler Individualisten, aber darüber hinaus funktioniert alles nur im Team. Das sehe ich auch auf Funktionärsebene so.

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