Cape Epic-Splitter: Halbzeit-Bilanz mit Überraschungs-Faktor und Drama-Quotient

Nach vier Tagen der 14. Absa Cape Epic lässt sich konstatieren: Ein Überraschungs-Faktor ist vorhanden und der Drama-Quotient ist auch nur unwesentlich niedriger als in den bisherigen Auflagen. Den immer besser werdenden Vorbereitungen zum Trotz. Eine kleine Halbzeit-Bilanz.

Manuel Fumic und Henrique Avancini ließen sich am Mittwoch zum vierten Mal das Gelbe Leaderjersey mit den Zebrastreifen überziehen. Nein, damit hatte im Vorfeld niemand gerechnet.

Der Sieg im Prolog war keine Überraschung, der Abstand vielleicht schon. Aber dass die beiden Cross-Country-Spezialisten jeden Tag vorne mit dabei sind, dieses Drehbuch wäre wohl als zu unwahrscheinlich abgelehnt worden.

Das stand im Drehbuch: die atemberaubenden Bilder, das Cape Epic liefert ©Nick Muzik/Cape Epic/SPORTZPICS
Das stand im Drehbuch: die atemberaubenden Bilder, das Cape Epic liefert ©Nick Muzik/Cape Epic/SPORTZPICS

Kann sein, dass dem schwäbisch-brasilianischen Cannondale-Duo am Dienstag die Verkürzung der Etappe in die Karten spielte, doch das ist Spekulation. Auch ob sie sich ohne den Motorrad-Zwischenfall am Mittwoch noch mal an den D-Zug Kulhavy hätten anhängen können und damit keine Zeit verloren hätten.

Daniel Hespeler: Beim größten Etappenrennen und gegen die stärksten Fahrer

Cannondale-Teamchef Daniel Hespeler betrachtete das ganz nüchtern. „Abgesehen davon, dass wir heute unverschuldet Zeit verloren haben, sehe ich das so: es ist der vierte Tag, wir sind zum ersten Mal nicht auf dem Podium, aber trotzdem in Führung. Realistisch gesehen fahren wir beim größten Etappenrennen der Welt, gegen die stärksten Fahrer – und liegen in Führung“, fasst er zusammen und fügt hinzu: „Und das kommt nicht von ungefähr.“

1:20 Minuten fehlt der Kombination Jaroslav Kulhavy/Christoph Sauser noch zum Gelben Trikot. Da wollen die Paarung von Investec-Songo-Specialized auch hin. Klar ist: So lange es ihm gut geht, ist gegen Kulhavy auf der Fläche kein Kraut gewachsen. Passagen, in denen er seine Fähigkeiten ausspielen kann, gibt es auf jeder Etappe. Zudem hat Sauser auch so was wie einen Heimvorteil. Er kennt fast alle Trails. Sie hatten ja mit dem Bruch des Ventils bei Kulhavy am Montag auch schon was zum Drama-Quotienten beigesteuert.

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Henrique Avancini und Manuel Fumic haben am vierten Tag erstmals Federn gelassen. Nick Muzik/Cape Epic/SPORTZPICS

Am vierten Tag haben Fumic und Avancini am Berg erstmals nicht ganz mitgehen können. Ob das ein Hinweis für die zweite Hälfte ist? Möglich, muss aber nicht sein. Auch Matthias Stirnemann und Nino Schurter (Scott-Sram) spielen weiter eine hervorragende Rolle. Sie sind weiter in Schlagdistanz und Stirnemann hat nach etwas Mühe bei Prolog und Etappe 1 anscheinend bestens ins Rennen gefunden.

Die beiden Eidgenossen wollten ja eigentlich „nur“ auf Etappenjagd gehen, doch freiwillig gegeben sie den Platz auf dem Podium sicher nicht mehr her.

Und die „üblichen Verdächtigen“?

Abgesehen von Kulhavy und Sauser fehlen die „üblichen Verdächtigen“ in Podiums-Nähe. Die Titelverteidiger Karl Platt und Urs Huber (Team Bulls 1) haben bereits 15:56 Minuten Rückstand auf Position eins und 11:53 auf drei. Der Schwachpunkt war Platt und er konnte sich das selbst nicht erklären. Am Mittwoch war Besserung in Sicht und man darf gespannt sein, ob es noch zu einer Wende reicht.

Jochen Käß und Markus Kaufmann (Centurion-Vaude) erlebten nur am Montag ein kurzes Aufflackern mit Etappenplatz drei. Bei Alban Lakata (Topeak-Ergon) erfüllten sich die Hoffnungen nicht, dass sich aus der verhaltenen Vorbereitungsrundfahrt Andalucia Bike Race eine top Verfassung entwickeln würde. Während Partner Kristian Hynek gut zurecht kommt, klagt Lakata, dass sein Motor mit der Hitze nicht klar kommt.

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Die Spitzenteams versammelt ©Greg Beadle/Cape Epic/SPORTZPICS

Am Mittwoch hatte das Duo auch noch einen Defekt zu beklagen und liegt hinter Käß/Kaufmann (+18:28) nach vier Tagen nur auf Platz acht (+24:54).

Zwei Teams, die sich langsam einspielen

Zwischen den Top Drei und den quasi enterbten Mit-Favoriten kurbeln Hector Paez und Max Knox (Kansai Plascon, +9:23), sowie das zweite Team von Centurion-Vaude. Nicola Rohrbach, im Vorjahr Überraschungs-Zweiter (mit Matthias Pfrommer) und Daniel Geismayr scheinen ein wenig Zeit gebraucht zu haben, um sich aufeinander einzuspielen. Das Schweiz-Österreichische Duo hat mit Rang drei auf der dritten Etappe gezeigt, dass da noch was gehen könnte.

Dem zweifachen Marathon-WM-Dritten Paez und dem südafrikanischen Marathon-Meister Knox mag es ähnlich ergangen sein. Gut möglich, dass diese beiden Teams in der zweiten Hälfte stärker werden.

In den vorderen Reihen hätte man auch Alexey Medvedev und Samuele Porro (Trek-Selle San Marco) erwartet. Doch der Ex-Europameister und der Vorjahres-Dritte liegen – auch defektbedingt – nur auf Position 35.

Bei Böhme fliegt die Kurbel weg

Auch Simon Stiebjahn und Tim Böhme vom Team Bulls 2 haben noch kein Erfolgserlebnis verbucht. Beim Prolog kämpfte Stiebjahn mit der Hitze und an den beiden darauf folgenden Tagen wollten Böhmes Beine nicht drehen. Am Mittwoch kam es dann ganz dick:

Nach rund 25 Kilometern fiel bei Tim Böhme einfach die Kurbel ab. Ersatz war nicht vorhanden. So war Laufen angesagt.

An der dritten Verpflegungsstelle versuchten sie es dann mit Gewalt. „Wir haben richtig draufgehauen, dann hat sie zum Glück gehalten. Wir haben uns schon 40 Kilometer laufen sehen“, berichtet Stiebjahn. Als 25. können sie nur noch hoffen, dass bei ihren Teamgenossen der Knoten platzt.

Cross-Country-Spezialisten dominieren. Fragezeichen.

Von Sauser abgesehen, sind es auf den ersten drei Positionen ja Fahrer, die aus dem Cross-Country-Lager kommen. Zufall oder Hinweis darauf, dass die sich dieses Mal expliziter vorbereitet haben? Warten wir die Angelegenheit mal bis zum ihrem Ende am Sonntag ab.

 

Damen: Lüthi kann Leistungskurve nicht verschieben

Es hat sich zu einem Zweikampf zwischen Esther Süss/Jennie Stenerhag (Meerendal CBC) und Sabine Spitz/Robyn de Groot (Ascendis Health) entwickelt. Abgesehen von Etappe 1 als Spitz/de Groot in der Defensive waren und Sabine Spitz dann auch noch schwer stürzte, sind die beiden Teams auf Augenhöhe.

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Auf dieses Duell läuft es im Kampf um den Gesamtsieg bei den Damen wohl hinaus: Jennie Stenerhag, Sabine Spitz, Esther Süss und Robyn de Groot ©Ewald Sadie/Cape Epic/SPORTZPICS
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Es trennen sie in der Gesamtwertung knapp neun Minuten. Das ist ein Vorteil für Süss und Stenerhag, das ist noch keine Vorentscheidung. Schon auf der Etappe am Donnerstag haben Spitz und de Groot die Chance das Blatt zu wenden.

Vermutlich werden Annie Last und Mariske Strauss in diesen Zweikampf nicht mehr eingreifen können. 24:22 Minuten liegen die Britin und die Südafrikanerin zurück.

Enttäuschend verläuft das Cape Epic für die dreifache Siegerin Ariane Lüthi und ihre deutsche Partnerin Adelheid Morath (Team Spur). Lüthi hatte schon sechs Wochen vorher beim Tankwa Trek massive Probleme und war der Meinung, dass es mit einem Trainingsblock zuvor zu tun hatte. Offenbar hat sie ihre Leistungskurve nicht mehr nach oben verschieben können.

Adelheid Morath muss viel Schiebe-Arbeit verrichten und den Kopf in den Wind stecken. Hoffnung auf Besserung? Kaum, wenn es nach vier Tagen immer noch nicht geht.

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Jenny Rissveds und dahinter Thomas Frischknecht führen die Mixed-Wertung an.
©Mark Sampson/Cape Epic/SPORTZPICS

Rissveds so schnell wie die Damen-Teams

Olympiasiegerin Jenny Rissveds fährt in der Mixed-Kategorie mit Teamchef Thomas Frischknecht (Scott-Sram) übrigens auf dem Niveau der beiden weiblichen Spitzenteams. Es ist natürlich nicht ehrlich zu vergleichen, aber doch ein kleiner Hinweis dafür, dass man die Schwedin in den kommenden Jahren auch mal mit einer Partnerin und um den Sieg fahren sehen könnte.

Gesamtstände

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