Cape Epic-Vorschau: Maschinen, die harmonieren sollten (1)

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Auf ein Jubelbild in dieser Art hoffen Christoph Sauser (links) und Jaroslav Kulhavy beim Cape Epic. Das hier stammt aus Val d’Isère, als Sauser sein letztes Weltcup-Rennen bestritt und der Tscheche zur Zieldurchfahrt auf ihn wartete. ©Andres Jaramillo

Am Sonntag beginnt die 10. Auflage der Absa Cape Epic. Mit dem Cross-Country-Olympiasieger, mit dem Cross-Country-Weltmeister und vielen ambitionierten deutschen Paarungen. Im ersten Teil der Vorschau zu Gast: Sauser/Kulhavy, Lakata/Mennen und die drei Teams von Bulls.

Prolog und sieben Etappen, 698 Kilometer und 15650 Höhenmeter warten auf die 1200 Mountainbikerinnen und Mountainbiker. Darunter gibt es Teams, die klar die Gesamtwertung im Blick haben, andere, die jederzeit für einen Etappensieg in Frage kommen, denen aber die Gesamtwertung mehr oder weniger egal ist.

Lassen wir mal die Top-Teams oder die, von denen man glaubt, dass sie es sind, Revue passieren – ohne dabei ein Ranking aufzumachen. Teil 1:

Christoph Sauser/Jaroslav Kulhavy (Burry Stander – Songo)

Im Team-Namen verweist schon auf die ganz besonderen Umstände, unter denen diese Paarung zustande kam. Christoph Sauser hat die achte und neunte Auflage der Cape Epic gewonnen, jeweils mit Burry Stander, der am 3. Januar so tragisch zu Tode kam. Im Team-Namen fährt der südafrikanische Mountainbike-Held mit. Das kann Belastung und Motivation sein. Der andere Teil, Songo, verweist auf ein Hilfsprojekt, das Sauser seit Jahren unterstützt.

Vom Papier her sind der zweifache Marathon-Weltmeister und Olympiasieger Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) eigentlich nicht zu schlagen. Doch was heißt das schon bei der Cape Epic? Ein schlechter Tag von einem, eine einzige Unachtsamkeit und schnell sind die Träume geplatzt. Sauser weiß das nur zu gut. Zwei Jahre Anlauf benötigten er und Stander, ehe sie ganz oben auf dem Podest ankamen.

Was Jaroslav Kulhavy kann, das weiß man. Was er bei der Cape Epic über acht Tage hinweg kann, das weiß man nicht. Nicht mal er selbst. Vor zwei Wochen auf Zypern machte er einen fitten Eindruck, aber er eine gewisse Aufregung beim Thema Cape Epic war nicht zu verkennen.
Und dann bleibt noch eine, für die Cape Epic elementare Frage offen: wie gut harmonieren der Schweizer und der Tscheche?

Karl Platt/Urs Huber (Team Bulls)
Er ist der Mr. Cape Epic: Karl Platt. Viermal ganz oben, insgesamt sieben von neun Mal auf dem Gesamtwertungs-Podest. Urs Huber ist nach Mannie Heymans, Carsten Bresser und Stefan Sahm der vierte Partner, mit dem der Pfälzer die Prüfung für Mensch und Material in Angriff nimmt.

Mit Huber hat Platt „eine Maschine“ an seiner Seite, wie er sagt. Eine mit einem „riesigen Willen und einem passenden Motor dazu“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Ihn als neuen Partner zu haben, darin sieht Platt kein Problem. „Wir verstehen uns sehr gut. Das konnten wir beim Cape Argus-Straßenrennen testen. Ohne Urs wäre ich nicht Achter geworden. Ich habe ihn gebeten mich nach vorne zu fahren und er hat das wirklich unglaublich gut gemacht“, singt Platt Lobeshymnen über den Schweizer.

Urs Huber bläst ins gleiche Horn: Wenn man über Jahre gegen denselben Konkurrenten fährt, bedeutet das auch, dass man überschneidende Qualitäten hat. Uns beide zeichnet sicherlich ein großer Ehrgeiz und ein Kämpferherz aus. Ich denke, dass wir uns so im Rennen gegenseitig pushen können.“
Überdies spüre er den Vorteil eines eingespielten und erfahrenen Teams, das ihm ein professionelles Umfeld beschert.

Beim Grape Escape, wo Huber Zweiter wurde, konnte Karl Platt nicht mitziehen. Die Woche vorher sei er „schwer krank“ gewesen und habe Antibiotika schlucken müssen.
Beide wollen um den Gesamtsieg mitkämpfen, logisch. Huber, der bei der Cape Epic bisher noch keinen großen Erfolg feierte, will von Platts Erfahrung profitieren und sieht sich „besser vorbereitet“ als in den letzten Jahren.
Karl Platt verweist auf die Schwierigkeiten der ersten Tage. „Die Hitze in Citrusdale ist abartig, die wird die Fahrer sehr fordern“, glaubt er.

Tim Böhme/Thomas Dietsch (Team Bulls 2)
Die Paarung war im Vorjahr Vierter, nur 50 Sekunden hinter Rang drei (Genze/Kugler). Wenn man bedenkt, dass aus dem zweitplatzierten Duo Kevin Evans/David George damals einer positiv getestet

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Thomas Dietsch und Tim Böhme verfehlten 2012 das Podest nur um 50 Sekunden. ©Sportograf

wurde (George), dann liegt es nahe, dass der gebürtige Singener und der Elsässer diesmal das Podest anpeilen. „Ich würde sagen, da ist noch eine Rechnung offen“, sagt Böhme.

Mit seinem Sieg beim Grape Escape hat der Marathon-EM-Dritte von 2011 schon mal gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Das relativiert er – einerseits: „Die Cape Epic ist ein ganz anderes sportliches Level.“ Andererseits hätte er auch an einigen kleinen Rädchen gedreht über den Winter, zum Beispiel mit einem Fitnesscoach an seiner Athletik gearbeitet. Außerdem kommt er mit weniger Gewicht zur Cape Epic. Und seine Einstellung zur Trainingsarbeit habe sich verändert. „Ich habe einen anderen Trainingsspirit gefunden, mit noch mehr Passion“, sagt Böhme.

Dass er ein großes körperliches Potenzial besitzt, das ist schon lange bekannt. Kann da der 38-jährige Dietsch mithalten? „Ich habe keine Angst vor Tims guter Form. Das ist gut für unser Team“, sagt der Franzose. „Ich muss vielleicht ein bisschen mehr leiden, aber mein Gefühl auf dem Bike ist auch gut. Beim Grape Escape war ich nicht so weit von Tim entfernt.“
A propos Bike. Das neue 29er-Fully Wild Edge Team sehen die Bulls-Biker unisono als Vorteil an. Man wird sehen.

Alban Lakata/Robert Mennen (Topeak-Ergon)
Voriges Jahr auf Platz fünf und dreimal auf dem Tagespodest. Die eigentliche Überraschung war Robert Mennen. Dass Albanator, vor allem in den Flachpassagen unglaublich viel Power auf die Pedale bringt, das wissen alle seine Konkurrenten. Dass indes Robert Mennen in den Anstiegen zum Teil mit den allerbesten mithalten konnte, das lässt auch für 2013 hoffen.
Zumal das österreichisch-deutsche Duo ja bereits beim Andalucia Bike Race mit seinem Sieg gezeigt haben, dass der Formaufbau stimmt.

„Die Cape Epic ist eine eigene Nummer, aber wir werden die Zähne zeigen“, hat Lakata angekündigt.
Im Gegensatz zu 2012 kann Robert Mennen jetzt auch schon auf Cape-Epic-Erfahrung zurück greifen, er weiß was auf ihn zukommt. „Ich denke, ich habe einen kleinen Sprung gemacht gegenüber 2012. Man wird sehen, wie viel das Wert ist“, meint der Nörvenicher, „aber wir sind recht gut gerüstet.“

Persönlich stimmt es zwischen den beiden Gentlemen sowieso. Wenn Mennen gegenüber den Marathon-Weltmeister von 2010 tatsächlich noch ein wenig aufgeholt hat, dann muss man mit dem 33-Jährigen und dem 27-Jährigen rechnen.


Stefan Sahm/Simon Stiebjahn (Team Bulls 3)

Meister und Azubi, Erfahrung und Jungspund, dreifacher Sieger und Neuling. Die dritte Paarung der Bullen kann auf dem Papier keine allzu großen Ansprüche auf Podest-Platzierungen anmelden.
Stefan Sahm verspürt „definitiv ein besseres Gefühl“ als im vergangenen Jahr. Nach seiner Thrombose im Jahr 2011 sei zwar immer noch ein Unterschied zwischen linkem und rechtem Bein vorhanden, aber er habe sich damit abgefunden.

„Die Vorbereitungsphase verlief besser strukturiert und zudem habe ich mehr trainiert als im Jahr davor“, sagt der Wahl-Schweizer. Was im Blick auf 2012 auch daran gelegen habe, dass er lange Zeit gar nicht gewusst hätte, ob er überhaupt Rennen fahren könne.

Die große Unbekannte ist Simon Stiebjahn. Der U23-Marathon-Europameister geht mit Respekt aber auch mit viel Vorfreude an das Abenteuer heran. Er sieht sich eher zwischen Rang zehn und 15. „Ich bin froh und stolz, dass ich mit Stefan einen erfahrenen Fahrer an meiner Seite habe, der weiß wie das Rennen abläuft. So kann ich viel dazu lernen und die achttägige Tortur gut überstehen“, sagt Stiebjahn.

Ohne das Duo zum fahrenden Ersatzteillager degradieren zu wollen, aber die beiden sind auch dabei, um Platt/Huber und Böhme/Dietsch im Zweifel zu unterstützen.
„Für mich geht es darum, unsere beiden starken Teams zu unterstützen, damit wir eines der drei Bulls-Teams aufs Podium bekommen“, lässt Sahm keine Zweifel.
Was nicht heißt, dass man selber so schnell wie möglich fahren wird.

Die acht Tage vom 17. bis 24. März
Prolog: Durbanville, 28 Kilometer (Zeitfahren)
1. Etappe: Citrusdale-Citrusdale 103 Kilometer/2500 Höhenmeter
2. Etappe: Citrusdale-Saronsberg in Tulbagh 145km/2350Hm
3. Etappe: Saronsberg-Saronsberg 92km/1950Hm
4. Etappe: Saronsberg-Wellington 106km/1900Hm
5. Etappe: Wellington-Wellington 75km/1800Hm
6. Etappe: Wellington-Stellenbosch 100km/2950Hm
7. Etappe: Stellenbosch-Lourensford Wine Estate 54km/1500Hm

Teil 2 der Cape-Epic-Vorschau: Weltmeisterlicher Ehrgeiz und ein Rookie-Duo

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