DM Bad Säckingen: Nummer 13 in Gefahr?

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Wer da wohl am Sonntag in Bad Säckingen die Nase vorne hat? An dieser Stelle – in Saalhausen – ist vorübergehend Adelheid Morath vor Sabine Spitz. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Zwölf Titel in der Olympischen Cross-Country-Disziplin hat Sabine Spitz bereits in ihrem Palmares stehen, am Sonntag könnte es in Bad Säckingen der 13. werden. Doch es droht Gefahr, insbesondere von einer Teamkollegin und einer anderen, die auch Heimvorteil genießt wie Spitz. In der U23 kommt es nach Lage der Dinge zu einem Duell.

Die Macht der Gewohnheit ist es, die Sabine Spitz als Motivation anführt, das Abonnement auf den Titel um ein weiteres Jahr zu verlängern. „Ich habe mich so an das weiße Trikot gewöhnt“, sagt sie mit einem Schmunzeln.

Das aber wohl nur eine launige, eine verschlüsselte Erklärung für den Ehrgeiz, der auch nach einer so langen Erfolgs-Serie und nach 20 Jahren Wettkämpfen fraglos bei ihr noch existent ist.

Es war zwischen Juli 2007 und Juli 2008, als sie zum letzten Mal nicht im Meisterjersey unterwegs war. Davor waren es auch sechs Titelgewinne in Folge. Jetzt ist wieder das verflixte 7. Jahr.

2007 schnappte ihr Hanka Kupfernagel in Wetter das Trikot weg. Es war ein wenig ein ungleicher Kampf, weil hinter den etatmäßigen Cross-Country-Bikern damals zwei Kanada-Weltcups und die Europameisterschaft in der Türkei (mit Titel für Spitz) lagen.
Ungleich ist am Sonntag vielleicht der Umstand, dass Sabine Spitz die Marathon-WM bestritten hat und wie sie im Interview bekannte, gingen für die Silbermedaille doch ein paar Trainingstage drauf.

Jetzt mehr im Fokus: Helen Grobert
Hätte man Mitte Mai nach der Favoritin auf den Deutschen Meistertitel gefragt, dann wäre die Antwort ziemlich eindeutig ausgefallen. Sabine Spitz (Murg-Niederhof) verzeichnete starke Weltcup-Resultate und nicht viel hätte zu diesem Zeitpunkt dagegen gesprochen, dass sie sich auf heimischem Terrain in Bad Säckingen zum 13. Mal zur Deutschen Meisterin in der Cross-Country-Disziplin krönen würde.

Doch seit dem vergangenen Sonntag haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben und die Eindeutigkeit ist dahin. Einerseits stürmte die U23-EM-Dritte Helen Grobert (Focus XC) aus Remetschwiel in Lenzerheide an Sabine Spitz vorbei und andererseits hatte die ihre Schwierigkeiten in der Schweiz „so nicht erwartet“.

Zudem zeigte ihre Haibike-Teamkollegin Adelheid Morath bei ihrem Sieg in der KMC Bundesliga in Schopp, dass sie sich im Höhentraining eine starke Form angeeignet hat.
„Dass Adelheid eine schwere Aufgabe wird, das war schon vorher klar. Jetzt steht aber Helen auch noch stärker im Fokus“, weiß Sabine Spitz, dass sie vor einer diffizilen Titelverteidigung steht.

Dass sie und ihr Mann Ralf Schäuble auch noch in der Organisation der DM eingebunden sind, macht die Sache nicht einfacher, auch wenn die Strecke und das Publikum einen Heimvorteil hergeben werden.

Adelheid Morath zeigt sich „optimistisch“. Ihre Zielvorgabe ist klar: „Um den Titel mitfahren.“ Zwei silberne (2009, 2012) und zwei bronzene (2008, 2011) Plaketten hat sie schon, am Sonntag greift die Bosch Gold-Trophy-Siegerin von 2013 nach dem Meisterjersey. „Ich habe gute Erinnerungen an Bad Säckingen, obwohl mir in der Strecke der lange Berg fehlt“, sagt die Kletterkünstlerin.

Das Profil des vier Kilometer langen Kurses kommt Spitz und Grobert sicher mehr entgegen, doch der konditionelle Anspruch, der sich aus dem ständigen Auf und Ab ergibt, spielt Morath durchaus auch in die Karten. Und wie Sabine Spitz und Helen Grobert hat auch sie die Dienste von Technik-Trainer René Schmidt in Anspruch genommen.

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Nina Wrobel: Letzte DM-Medaille datiert aus dem Jahr 2007 (Bronze). ©Erhard Goller


Wrobel und Klein ganz zuversichtlich

Die Medaillenkandidatinnen lassen sich aber nicht auf diese drei Damen reduzieren. Nina Wrobel (Merida-Schulte) bekommt ihre Stoffwechsel-Instabilitäten immer besser in den Griff. Hanna Klein vom französischen BH Sr-Suntour-KMC-Team war vergangenen Sonntag in Schopp auch guter Dinge, dass sie bei der DM noch mal einen drauf setzen kann. „Ich habe Schopp als Belastung gebraucht. Wenn ich mich gut erhole, dann müsste es ganz gut gehen“, meinte Klein.

Zu den beiden Freiburgerinnen gesellt sich noch die Schönaicherin Elisabeth Brandau (EBE-Racing). Sie war zweimal schon DM-Zweite (2013, 2011), im ersten Halbjahr allerdings noch nicht so auf dem Damm, wie sie sich das selbst vorgestellt hatte. Was für sie möglich ist, wird sich zeigen.

…und am Ende gewinnt immer Sabine Spitz?

Offener denn je ist das Rennen um den Damen-Titel. Könnte man unter all diesen Umständen sagen. Allerdings war das schon öfter so prognostiziert und dann kam es doch anders. Oder genauer: Gewann Sabine Spitz. Als ob man das Zitat des englischen Ex-Fußballers Gary Lineker abwandeln könnte: „Bei der Deutschen Meisterschaft treten xy Bikerinnen an und am Ende gewinnt immer Sabine Spitz.“

2006 zum Beispiel, zwei Wochen nachdem Nina Wrobel (damals noch Göhl) in Fort William das Weltcup-Rennen gewonnen hatte, schien eine Wachablösung auch wahrscheinlich, doch Spitz gewann in Albstadt mit 1:10 Minuten Vorsprung.
Ganz eng war es 2011, auch in Albstadt, als Elisabeth Brandau ihrer damaligen Teamkollegin Sabine Spitz mächtig einheizte.

Spitz hatte geführt, bevor ihr die Kette aus der Führung fiel. Dann stürzte sie noch und Adelheid Morath fuhr auf sie drauf. Das Blatt wendete sich noch mal, als es anfing zu regnen und Brandau stürzte, so dass Spitz wieder aufschließen und die jüngere Konkurrentin in der letzten Runde abhängen konnte. 34 Sekunden trennten sie am Ende.

Ob’s am Sonntag am Hochrhein wieder mal so ein Drama geben wird?

U23 Damen: Putz contra Wiedenroth
In der weiblichen U23-Kategorie läuft es möglicherweise auf ein Duell zwischen zwei Fahrerinnen, die beide schon Vizeweltmeisterinnen der Juniorinnen waren: Die DM-Zweiten von 2013, Lena Putz (XXL Solutions) aus Röhrnbach und Sofia Wiedenroth (AMG-Rotwild) aus Sigmarszell, die 2013 Deutsche Junioren-Meisterin war.

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Lena Putz, hier bei der EM in St. Wendel. ©Erhard Goller

Putz stand eigentlich auf dem Favoritenschild, doch dann „zerlegte“ es die 20-Jährige Anfang Juli im Training. Die Folge waren neben Schnitten und Schürfwunden auch Sitzprobleme. Wie sehr sie das beeinträchtigt hat, wird sich am Sonntag zeigen.

Gleichzeitig wird man dann wissen, wie weit Sofia Wiedenroth schon wieder ist. Aufgrund einer Fehlstellung im Knie konnte sie rund ein halbes Jahr nicht richtig trainieren. Erst am vergangenen Sonntag gab sie in Schopp ihr Comeback.
Das allerdings mit Rang sechs als beste U23-Fahrerin schon sehr passabel. Wer sich erinnert wie die Allgäuerin 2012 in Bad Säckingen durch die schwierigen Passagen zum ersten von zwei Junioren-Titel flog, der ahnt, dass das spannend werden könnte.

Hinter den beiden kämpfen möglicherweise die Vorjahres-Dritte Lena Wehrle (Lexware) aus Buchenbach, Majlen Müller (Fujibikes-Rockets) und Theresa Wolfrum aus Wüstenselbitz um die Medaille.

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