DM Bad Salzdetfurth: Simon Stiebjahn mit dem langen Atem

FOTO | Sprint um Gold: Simon Stiebjahn (rechts) jagt an David Horvath vorbei ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

In einem aufregenden Finale hat sich Simon Stiebjahn in Bad Salzdetfurth zum zweiten Mal nach 2014 den Deutschen Meister-Titel im Eliminator Sprint geholt. Der Bulls-Biker gewann eine Radlänge vor David Horvath (Stevens MTB Team). Bronze ging an Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr).

Nie gewann er den Startsprint bis zur ersten 180-Wende, im Halbfinale wäre er um Haaresbreite im Zweikampf gegen Felix Klausmann (Hausach) rausgeflogen, doch am Ende triumphierte Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt) mit aller seiner Erfahrung, seinem Stehvermögen und seiner Fahrtechnik.

Der Schwarzwälder war auch im Finale der besten Vier nie an erster Position. Erst auf der Zielgeraden jagte er mit dem größten Punch noch an David Horvath (Freiburg) vorbei und gewann eine Rad-Länge Vorsprung seinen zweiten Sprint-Titel nach 2014.

Zwei „harte“ Attacken von Horvath

Zuvor hatte es etliche turbulente Renn-Situationen gegeben. Der Qualifikations-Schnellste Niklas Schehl war als Erster an der ersten Wende, doch David Horvath schnitt gerade in die Kurve hinein, so dass Schehl die Bande touchierte und ausklicken musste.

Diese Situation nutzte Julian Schelb (Münstertal) aus der dritten Position heraus, um die Führung zu übernehmen, während sich Stiebjahn vor seinem Bulls-Teamkollegen Schehl an die dritte Stelle setzte.

In der zweiten Runde war es wieder Horvath, der diese 180-Grad-Wende zu einer harten Attacke nutzte, Schelb dabei touchierte und vorbei gehen konnte.

„Ich bin schon ganz innen gefahren, da war eigentlich kein Platz mehr“, sollte Julian Schelb diese Szene später kommentieren, während Horvath fand, dass man „im Sprint mit einer gewissen Härte“ fahren müsse. Nachtrag: Im Nachhinein fand David Horvath diese Formulierung etwas „unglücklich“. Er wollte damit sagen, dass man in einem Sprint die Linien nutzen müsse, die sich einem anbieten. „Ich will nicht brutal fahren, sicher nicht. Aber ein gewisses Risiko muss man auf so einer kurzen Distanz eingehen. Das gehört zum Sprint. Durch Julian wurde ich auch in die Begrenzung gedrängt, aber das ist eine normale Renn-Situation.“

Schelb fiel durch Horvaths Manöver an die dritte Stelle zurück und Stiebjahn versuchte sich ans Hinterrad von Horvath zu heften. Das gelang dem Allrounder auf der vorletzten Geraden auch.

Auf der Zielgeraden zeigte Stiebjahn den längeren Atem und schoss auf den letzten Metern noch an seinem Konkurrenten vorbei, dem wie 2016 nur die Silber-Medaille blieb.

Stiebjahn: Finals haben ihre eigenen Gesetze

„Ich bin überwältigt und erst mal noch sprachlos“, sagte Stiebjahn. So sprachlos war er dann aber dann doch nicht. „Die anderen waren eigentlich besser, wie man in der Quali gesehen hat, wo ich nur Zwölfter geworden bin. Aber Finals haben ihre eigenen Gesetze, da muss man auch clever fahren. Ich wusste, dass ich von Lauf zu Lauf besser werden würde“, erklärte Stiebjahn. „Ich hatte im Halbfinale Glück, aber ich habe meine Chance genutzt. Die Kulisse hier war super, das war eine Werbung für den Sport.“

David Horvath gratulierte Stiebjahn. „Klar wollte ich gerne den Titel, aber Stiebi war besser. Für die Zuschauer haben wir eine geile Show geliefert.“

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Sprint-Podium von links: David Horvath, Simon Stiebjahn und Julian Schelb ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Julian Schelb, der 2015 in einem Weltcup-Sprint schon mal Fünfter war, ärgerte sich ein wenig über die entgangene Chance auf mehr als Bronze. „Es ist schon schade. Ich bin zwar schon lange keinen Sprint mehr gefahren, aber ich wusste, dass ich hier mit einer Medaille weggehen werde. Der Angriff von David war hart, aber es gehört im Sprint natürlich auch dazu.“

Für Niklas Schehl blieb nur Rang vier und er war entsprechend enttäuscht. Für ihn war die Aktion gegen ihn nicht in Ordnung. „Ich denke im Finale waren alles super Fahrer, da hätte man schon etwas softer agieren können. Irgendwie habe ich bei Deutschen Meisterschaften immer Pech, ich hätte mich über eine Medaille riesig gefreut“, meinte Schehl enttäuscht, der alle seine Läufe bis ins Finale dominiert und mit elegantem Fahrstil überzeugt hatte.

Packende Duelle, großartige Manöver, hauchdünne Entscheidungen, sportliche Dramen, die sechsten Deutschen Meisterschaften im Eliminator Sprint hatten alles, was den Sport attraktiv macht. Und eine Kulisse an der Lamme, die für eine lautstarke und großartige Atmosphäre sorgte.

Nicht erst im Finale, sondern schon in den Läufen zuvor, gab es tollen Sport zu sehen und bisweilen sogar Szenen-Applaus für gelungene Überhol-Aktionen.

Für ungewolltes Drama sorgten auch Heiko Hog (Freiburger Pilsner-Merida) und Vitus Wagenbauer. Hog lag im Viertelfinale aussichtsreich an zweiter Position als er auf einer Brücke wegrutschte, ein Konkurrent in ihn reinfuhr, so dass der Rahmen brach. Das war das Aus für den tief enttäuschten Vize-Europameister von 2015.

Vitus Wagenbauer lag in führender Position als bei ihm die Kette riss. Ein Schicksal, das auch Simon Gutmann (Freiburger Pilsner-Merida) ereilte.

 

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