Haibike-Ötztal: Erst James Bond und dann ein Idealfall

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Haibike-Ötztal Pro Team 2015 von links: Gregor Raggl, Kathrin Stirnemann, Fabian Costa, Corina Gantenbein, Karl Markt, Anna Spielmann ©Erhard Goller

Das neu formierte Haibike-Ötztal Pro-Team hat sich in Sölden präsentiert. Die Palette der sechs Bikerinnen und Biker reicht von Juniorin Anna Spielmann bis zur Eliminator-Weltmeisterin Kathrin Stirnemann und die griffigste Zielformulierung der Equipe heißt: So viel wie möglich Sportler bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 am Start zu haben.

Die Filmcrew von „James Bond“, die in Sölden am neuen Streifen mit dem Titel „Spectre“ drehte, hat am Dienstag mit ihrem riesigen Equipment das Ötztal wieder verlassen. Mit unglaublichem Aufwand sei die Filmproduktion in die 3500-Seelengemeinde aufgefahren.
Gegenüber den 500 Personen der Kino-Produktion um die Agenten-Story kommen die sechs Radsportler zwei Tage später ganz bescheiden daher, auch wenn sie sich teilweise auf Weltniveau bewegen und mit modernem technischem Schnick-Schnack auch was am Hut haben.

Seit November sind die Namen der neu formierten Mountainbike-Crew bekannt. Kathrin Stirnemann und Corina Gantenbein aus der Schweiz sind die bemerkenswertesten Zugänge bei den Ötztalern: des Teams, das die vergangenen beiden Jahre als Ötztal-Scott unterwegs war.

Scott, das bei Scott-Odlo bereits in einem hoch dotierten Team um den dreifachen Weltmeister Nino Schurter engagiert ist, spielte als Geldgeber sehr wahrscheinlich nicht die Rolle, die jetzt Haibike einnimmt. Auch wenn Kerstin Niklaus, Marketingleiterin von Haibike, über die finanziellen Größenordnungen keine Auskunft geben will.

Drei-Säulenmodell aus Verein, Tourismus und Bike-Sponsor
„Wir sind jetzt da, wo wir hinwollten: wir haben es geschafft mit Haibike einen Hersteller zu gewinnen, der als Hauptsponsor einsteigt. Gleichzeitig haben wir die sportliche Organisation in die Hände des erfahrenen Vereins in Haiming gelegt“, sagte Oliver Schwarz, Geschäftsführer von Ötztal Tourismus. Weil der Club aus dem Ort am Beginn des Tals auch schon viele Jahre mit Haibike verbandelt ist, fügte sich diese Dreier-Kombination quasi zum Idealfall.

Und so stellt sich das einzige österreichische Weltcup-Team im Cross-Country-Bereich als ein Drei-Säulenmodell vor: Der Bike-Sponsor, die Initiatoren und Organisatoren von Ötztal-Tourismus und der Verein, der mit Obmann Gerhard Aufderklamm nicht nur für die Betreuung des Teams verantwortlich zeichnet, sondern im Ötztal auch die Nahtstelle zur Nachwuchs-Arbeit herstellt.

Idealerweise will man sowohl Spitzensport betreiben und Talentförderung betreiben. Dafür steht zum Beispiel auch Anna Spielmann, die 2014 Zweite bei den Jugend-Europameisterschaften in Graz geworden ist. Und auch Fabian Costa, U23-Fahrer im zweiten Jahr.

Die regionale Karte spielen ferner die beiden Tiroler Urgesteine des Teams. Karl Markt, der schon Teil des damaligen Felt Ötztal X-Bionic Teams war, mit dem die Österreicher ins Team-Sponsoring eingestiegen sind, und Gregor Raggl, 2015 erstmals in der Elite-Kategorie unterwegs, sind zwei, für die Olympia 2016 (oder 2020 für Raggl) eine Rolle spielen kann.

Mit den beiden Schweizerinnen Kathrin Stirnemann und Corina Gantenbein gibt es jetzt einen ersten Ansatz für einen internationaleren Ansatz. Zumindest Stirnemann darf man als potenzielle Olympiateilnehmerin 2016 handeln.

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Enrico Haase, Teamkoordinator bei Haibike mit der extra Team-Lackierung des Greed-Hardtail, Team-Manager Gerhard Aufderklamm, Haibike-Marketing-Chefin Kerstin Niklaus und Oliver Schwarz, Geschäftsführer bei Ötztal-Tourismus. ©Erhard Goller

Haibike: Unser Fokus lag auf einem Mixed-Team
Vier Jahre lang war Haibike Titel-Sponsor des Sabine Spitz-Haibike Pro Teams. Die kommenden beiden Jahre wird die Schweinfurter Bike-Marke aus dem Hause Winora-Staiger die österreichische Formation mit dem fahrbaren Untersatz ausrüsten. Mit der Equipe der dreifachen Olympia-Medaillengewinnerin aus Südbaden wollte Haibike nicht mehr verlängern.

Kerstin Niklaus erklärt das so: „Wir haben Sabine sehr viel zu verdanken und sie hat sich von uns auch profitiert. Mit Olympia-Silber haben wir gezeigt, dass wir mit unserem Material richtig liegen. Unser Fokus war eigentlich aber immer schon ein Mixed-Team. Die bestehende Konstellation konnte das nicht ermöglichen. Zielsetzung des Sabine Spitz-Teams war ein reines Damenteam. Letzten Endes haben wir uns dagegen entschieden den Vertrag zu verlängern.“

Man habe sich mit Ötztal-Tourismus ausgetauscht und daraus hätte sich die Möglichkeit ergeben ein gemischtes Damen- und Herren-Team zu unterstützen.

Wenn gewünscht auch auf Fullys
Als Team-Bike wurde das existierende Haibike-Hardtail Greed 29 vorgestellt, auf dem Kathrin Stirnemann schon Eliminator-Weltmeisterin geworden ist. „Für uns hat sich das Hardtail als das Cross-Country-Bike heraus kristallisiert. Weil es eben leichter ist und trotzdem komfortabel“, erklärt Enrico Haase bei Haibike. Aber selbstverständlich werde man den Fahrern auch Fullys zur Verfügung stellen, wenn sie es denn wünschen. „Wir sind offen für alles“, so Haase. Kathrin Stirnemann wird das Cape Epic zum Beispiel auf einem 29er-Fully bestreiten.

Sportlich hat man sich selbstredend hohe Ziele gesteckt. Karl Markt, der zuletzt an einem Ermüdungsbruch laboriert hat, will wieder an seine Leistungen von 2011 und 2012 anknüpfen. Vor allem 2014 war „ein Jahr zum Vergessen“, auch weil „Charly“ Markt Probleme mit der Lunge hatte.

Gregor Raggl, 2014 im U23-Weltcup zweimal unter den besten Zehn, will sich in der Elite etablieren und Corina Gantenbein wieder an 2013 anknüpfen, als sie noch nicht von Heuschnupfen geplagt wurde.

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