Jenny Rissveds entscheidet sich für Vertragsauflösung

Das Team Scott-Sram hat in einer Pressemitteilung die Auflösung des Vertrags mit Olympiasiegerin Jenny Rissveds bekannt gegeben. Es war die Entscheidung der Schwedin, die 2017 offenbarte, dass sie an einer Depression leidet.

 

Vergangene Woche hätte sie Team-Chef Thomas Frischknecht mitgeteilt, dass sie sich nicht in der Lage fühle den Vertrag zu erfüllen. Sie fühle sich noch nicht wieder bereit und ein nicht zu erfüllender Kontrakt würde zu viel Druck machen. Auch wenn ihr das Team Scott-Sram jederzeit den Rücken stärkte, so lässt sich von Sportlerseite nicht einfach ignorieren, dass es da einen Vertrag gibt, den man gerne erfüllen würde.

Druck, ob nun von außen verursacht oder subjektiv empfunden, ist für eine angeschlagene Psyche immer kontraproduktiv. Deshalb muss man Thomas Frischknecht auch Recht geben, wenn er sagt, dass die Entscheidung von Jenny Rissveds genau die Richtige ist. Auch wenn sie ihm und dem Team sehr weh tut, sehr weh tun muss.

Jenny Rissveds hat in den Reihen von Frischknechts Team einen fabelhaften Aufstieg hingelegt. Sie wurde unangefochten U23-Weltcupsiegerin, U23-Weltmeisterin, holte 2016 ihren ersten Weltcupsieg in der Elite und wurde sechs Wochen später Olympiasiegerin.

Der gemeinsame Gewinn der Cape-Epic-Mixedwertung im März 2017 hob die Beziehung zwischen Frischknecht und Rissveds noch mal auf eine neue Ebene. Doch im Hintergrund schwelte bereits ein Rissveds belastender Konflikt zwischen dem Schwedischen Radsportverband und dem Team Scott-Sram, bei dem es um Sponsoring-Rechte ging.

Und Jenny Rissveds verlor in kürzester Zeit zwei Großväter. Gepaart mit der, nach dem Olympiasieg, stark gewachsenen öffentlichen Aufmerksamkeit in Schweden, war das zu viel an Belastung für die erst 23-Jährige.

Ihre mentale Verfassung ließ konstantes, strukturiertes Training nicht mehr zu, so dass sie im Mai auf den Weltcup in Albstadt verzichtete und auch weitere Anläufe abbrach. Im Herbst hatte sie den Mut, im schwedischen Fernsehen offen über ihre Erkrankung zu sprechen.

Häufig wird in diesem Zusammenhang von Burnout gesprochen, doch Fachleute sagen inzwischen, es handele sich dabei um nichts anderes als um eine Depression. Die es natürlich in unterschiedlichen Ausprägungen gibt.

Als Mixed-Team bei der Cape Epic: Thomas Frischknecht und Jenny Rissveds ©Jochen Haar
Als Mixed-Team bei der Cape Epic: Thomas Frischknecht und Jenny Rissveds ©Jochen Haar

„Ich bin sehr dankbar für die Jahre, die ich mit Thomas und dem Scott-Sram-Team hatte…Ohne Thomas und dem Team, wäre ich niemals in der Lage gewesen, das zu tun, was ich in den vergangenen Jahren erreicht habe“, wird Jenny Rissveds zitiert. Sie danke auch Scott Sports für die uneingeschränkte Unterstützung und den Glauben an sie, vor allem während des vergangenen Jahres. „Ich würde gerne Teil des Teams bleiben, aber um Teil eines Teams zu sein, musst du auch etwas beitragen und unglücklicherweise bin ich dazu im Moment einfach nicht in der Lage. Es war keine einfache Entscheidung, aber ich bin überzeugt, dass es für alle Beteiligten das Beste ist“, so Rissveds.

Dann blickt sie noch in die Zukunft: „Ich glaube, das sind die besten Bedingungen, um zurückzukommen, besser und stärker als zuvor.“

Frischknecht äußert sich zuversichtlich, dass Rissveds eines Tages ihr Comeback feiern wird und sagt ihr jegliche Unterstützung zu. „Die Tür zu unserem Team wird immer weit offen sein, wann immer sie zurückkommen will.“

Am wichtigsten aber sei, dass Jenny Rissveds wieder gesund werde.

 

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