KMC Bundesliga Bad Säckingen Nachgedreht: Was halt so zu dem Sport dazu gehört

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Start der Herren. So weit ist Ondrej Cink (4) immerhin gekommen und Martin Gluth (19) auch. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Gerissenes Lock-Out, gerissene Ketten. Gesperrte Linien und bessere Atmung. Überholen im Handstreich, aber alle Tassen im Schrank! Zwiegespräch mit dem eigenen Körper und sekundenschnelles Stecker-Ziehen. Alles oder Nichts, das gehört zum Sport halt dazu. Nachgedreht, was hier vom KMC Bundesliga-Finale in Bad Säckingen noch nicht geschrieben stand.

Hanna Klein (BH-Sr Suntour-KMC) beendete das Bundesliga-Finale an 14. Stelle. In der Startphase verkeilte sie sich mit einer Konkurrentin, verlor Position und dann riss noch in der ersten Runde der Lock-Out der Gabel ab. „Schon wieder ist beim Start was daneben gegangen“, schüttelte sie im Ziel den Kopf.

Mit diesem Handicap kämpfte sie sich von Platz 20 noch um sechs Plätze nach vorne und dachte dabei vor allem an ihren zweiten Gesamtrang in der Bundesliga-Gesamtwertung. Den konnte sie damit aber doch relativ souverän verteidigen. „Immerhin, zum Saisonende noch mal eine erfreuliche Nachricht“, meinte sie dazu. Es war ihre bisher beste Abschluss-Platzierung.

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Nadine Rieder (AMG-Rotwild) hatte großes Pech, als ihr an elfter Stelle liegend die Kette riss. Als Zehnte hätte sie in der Endabrechnung der KMC Bundesliga den dritten Gesamt-Rang verbucht. „Sehr schade. Ich habe mich gut gefühlt“, meinte Rieder. „Aber besser so ausscheiden, als durch Sturz“, versuchte sie das Positive herauszuziehen. Die Gesamtwertung beendete sie so als Fünfte.

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Hanna Klein neben Helen Grobert und Yana Belomoina auf dem Gesamt-Podest ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Esther Süss (Wheeler-iXS) hatte sich die Startrunde sicher anders vorgestellt. Die WM-14. kam auch gar nicht schlecht aus den Löchern, doch dann war die Linie, die sie sich am Samstag im Training angeschaut hatte zu, wie sie auf ihrer Homepage schreibt. „Ich war so perplex, dass ich absteigen musste“, erzählt sie da. Die B-Linie kostete Zeit und Positionen. Das war noch nicht genug der Hürden, die Esther Süss zu meistern hatte. Weil sie an den drei aufeinander folgenden Sprüngen schneller unterwegs war als die Konkurrentin vor ihr, musste sie vor dem dritten Sprung abbremsen und schlug so unglücklich auf, dass dabei ihre hintere Felge zu Bruch ging.

Das bedeutete nach einer Runde Platz 25. Von dort pflügte sie aber durchs Feld und landete am Ende auf Platz sieben.

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Kathrin Stirnemann (Haibike-Ötztal) erlebte in Bad Säckingen einerseits Rückhalt vom Publikum und zweitens einen ihrer besseren (Cross-Country-)Tage in dieser Saison. Sie fuhr lange auf der siebten Position und wurde am Ende Neunte. „Am Schluss bin ich ein bisschen geplatzt, aber ich bin wirklich froh über den neunten Platz und noch mehr über das gute Gefühl auf dem Bike“, kommentierte Stirnemann via Facebook.

Die Schweizer Meisterin hatte in dieser Saison sehr häufig mit Atem-Problemen zu kämpfen, die vermutlich mit einer Allergie zusammenhängen.

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Alexandra Engen (Ghost Factory Racing) scheint auf ihrem Weg zurück einen weiteren Schritt nach vorne gemacht zu haben. Die zweifache Sprint-Weltmeisterin und Olympia-Sechste von London wurde Elfte. „Das ging schon viel besser als in Titisee-Neustadt“, bemerkte sie im Ziel. „Es war hart, aber ich hatte Spaß.“

Dass sie sich nach der Startphase auf Platz fünf wiederfand, das war indes so nicht geplant. In einer Kurve hatten die Konkurrentinnen innen angebremst und sie einfach auf der schnelleren Linie außen vorbei gefahren. So hatte sie gleich ein paar Kolleginnen im Handstreich genommen. „Besser sie müssen mich überholen als ich sie“, habe sie gedacht, so die Schwedin in einer Pressemitteilung ihres Teams.

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Spaß gehabt: Alexandra Engen ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Elisabeth Brandau (Radon EBE-Racing) flog in der zweiten Runde über den Lenker, nachdem ihr das Vorderrad weggerutscht war. Sie lag an elfter Stelle und hatte sich nach eigener Aussage „echt gut gefühlt“. Dank ihres Helms hätte sie nach dem Aufprall noch „alle Tassen im Schrank“ gehabt und eigentlich weiter fahren wollen. Aber nach hundert Metern bemerkte sie, dass die Bremse zu Bruch gegangen war. Als sie dann so deprimiert neben ihm Bike saß, registrierte sie erst die Schmerzen im rechten Handgelenk. Die Diagnose im Krankenhaus: Ein Riss im Knochen, das was man als „angebrochen“ bezeichnet.

„Na ja, vielleicht hat das ja so sein müssen, damit ich Ruhe gebe. Sonst wäre mir ja doch eingefallen das eine oder andere Cross-Rennen zu fahren in den nächsten Wochen“, meinte Brandau gegenüber acrossthecountry.net.

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José Hermida (Multivan-Merida) hatte ein Zwiegespräch mit seinem Körper und der sagte: Ich brauche eine Pause. Das geht in dieser Phase der Saison wohl nicht nur ihm so. Aber da er nach einem gesundheitsbedingt schwierigen ersten Halbjahr seiner Form und der Konkurrenz immer hinterher hecheln musste, bei ihm vielleicht noch mehr. „Es war ein hartes Jahr für mich und ich brauche eine Pause. Aber auf der anderen Seite hatte ich großen Spaß. Es ist vielleicht die beste aller Bundesliga-Strecken, die ich jemals gefahren bin. Viele Zuschauer und sehr abwechslungsreich“, urteilte der Spanier. Ein Reifendefekt in Runde sechs von acht warf ihn ein paar Plätze zurück, doch die konnte er wieder gut machen. „Ich hatte die Verfassung für einen Platz zwischen zehn und 15, nicht mehr“, konstatierte Hermida, der eben 15. wurde.

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Alles oder Nichts: Rudi van Houts hatte am Ende, nun ja: ein bisschen was. ©Thomas Weschta/EGO-Promotion

 

Sein Teamkollege Thomas Litscher (Multivan-Merida) war 40 Minuten lang in den Top-Ten unterwegs. „Ich bin locker auf dem Vormarsch gewesen und von der einen auf die andere Sekunde hat es mir den Stecker gezogen“, erklärte Litscher. Ein Phänomen, das er in dieser Saison schon öfter erlebt habe. Er fiel auf Rang 18 zurück. „Ich habe gesehen, dass ich die Power habe und weiß woran ich für das nächste Jahr arbeiten muss, dass es für ein ganzes Rennen reicht“, blickte Litscher schon wieder zuversichtlich in die Zukunft. „Schade für dieses Jahr, aber ich komme stärker wieder zurück“, kündigte er an.

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Rudi van Houts (Multivan-Merida) spielte „Alles oder Nichts“ und ging am Anfang das Tempo der Spitze mit. „Ich wollte ums Podium kämpfen. Das halbe Rennen war okay, aber dann habe ich gesehen wie hinter mir Fahrer näher kamen und ich habe dann wohl etwas überzogen. Der Rest war nur noch kämpfen“, bekannte der Niederländer, der 13. wurde. Immerhin, die Strecke würde auch noch Spaß machen, wenn man „kaputt“ sei.

Seinen tschechischen Teamkollegen Ondrej Cink stellte es schon in der zweiten Runde auf. Der WM-Dritte klage über „keine Kraft in den Beinen und Rückenschmerzen“. Er gab auf. Die verbleibenden Team-Mitglieder Gunn-Rita Dahle-Flesjaa und Julian Schelb hatten sich vorher schon wegen Krankheit abgemeldet.

Auch der Schwede Emil Lindgren musste wegen Krankheit seinen Trip nach Deutschland absagen.

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Martin Gluth (Novus OMX) stürzte in der fünften Runde schwer und musste mit dem Rettungswagen abtransportiert werden. An 17. Stelle liegend flog er spektakulär über den Lenker. Er sei „mehr oder weniger gut davon gekommen“, lässt er auf Facebook wissen. Ausgekugelter Finger, verstauchtes Handgelenk, Schürfwunden und Prellungen am ganzen Körper. „Das gehört halt zu unserem Sport dazu“, kommentiert Gluth. Nun ja: muss man nicht haben.

 

 

 

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