Marathon-WM Laissac: Jolanda Neff’s silberner Jubel über Gold

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Jolanda Neff als sie erfährt, dass sie eben Marathon-Weltmeisterin geworden ist. ©Erhard Goller

Jolanda Neff (Stöckli Pro Team) ist im französischen Laissac Marathon-Weltmeisterin geworden. Unter etwas kuriosen Umständen gewann sie die 70-Kilometer-Distanz mit 2:34 Minuten Vorsprung auf die Britin Sally Bigham (Topeak-Ergon) und 5:33 Minuten vor Sabrina Enaux aus Frankreich. Beste Deutsche wurde Stefanie Dohrn auf Rang 22 (+33:37).

Es wirkt befremdlich als Jolanda Neff auf der Zielgeraden der Ziel-Linie entgegen fährt. Die Arme bleiben am Lenker, kein Zeichen von Jubel. Sie macht den Eindruck einer Geschlagenen. Den Konfetti-Regen, der sich über sie ergießt als sie die Ziellinie überquert, ignoriert sie.

Sekunden später löst sich das Rätsel auf. Jolanda Neff hat sich fast vier Stunden lang als Verfolgerin von Annika Langvad (Specialized Racing) gesehen. Dabei war sie über drei Stunden lang in Front.

Die mitfavorisierte Dänin hat bereits am ersten Anstieg angegriffen und einen Vorsprung heraus geholt. Doch dann nahm sie eine falsche Abzweigung und verlor ihren Vorteil.

Derweil hat sich Jolanda Neff von den restlichen Konkurrentinnen abgesetzt, ohne zu bemerken, dass Langvad nicht mehr vorne ist. Die dreifache Marathon-Weltmeisterin kann sich wieder bis an die zweite Position nach vorne fahren, erleidet dann aber einen Defekt. Das getauschte Hinterrad macht in der Folge Probleme, so dass sie aussichtslos zurückfällt. „Sehr schade, ich hatte super Beine heute. Danach habe ich es nur noch als Training genommen“, so Langvad.

Jolanda Neff fährt „so schnell es geht“, wie sie später im Ziel erzählen sollte. „Ich bin gefahren so schnell ich konnte und habe sie doch nie eingeholt.“ Das kann sie schon mit einem Lachen berichten.

Zuvor kann sie es im Zielraum gar nicht fassen, dass man sie zur Weltmeisterin kürt. „Nein, unglaublich. Das muss ich erst mal begreifen“, schüttelt sie den Kopf und zeigt sich sehr bewegt.

„Ich dachte immer, ich bin Zweite, vier Stunden lang. Ich kann es gar nicht glauben. Aber wenn die das sagen, muss es wohl stimmen“, sagt sie, halb schluchzend, halb lachend.

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Sally Bigham führt das Verfolgertrio an, das an der zweiten Tech-Zone bei Kilometer 22 noch Bestand hatte ©Erhard Goller

Sally Bigham kann mit ihrer Silbermedaille gut leben, auch wenn sie der Meinung ist, dass es in diesem Jahr wohl auch die Chance auf den Titel gegeben hätte. „Nachdem Annika das Pech hatte, wäre viel drin gewesen. Aber hinter Jolanda Zweite zu werden, da muss man sich nicht schämen“, meinte sie lachend.

Bigham hatte sich zu Beginn zurückgehalten. „Ich wusste, der Anfang war wirklich hart. Deshalb bin ich da etwas konservativ gefahren. Vom vorigen Jahr wusste, ich, dass ich hinten raus stärker werden würde“, erklärte Bigham.

Am Berg sei sie stärker gewesen als Sabrina Enaux und deshalb auch sicher, dass sie die französische Konkurrentin im letzten Anstieg noch abhängen konnte. „Silber hinter Jolanda, darüber kann man nicht enttäuscht sein“, meinte Bigham.

Kleinhans: In technischen Abschnitten vermasselt

Ariane Kleinhans belegt wie schon im Vorjahr Rang vier. „Ich habe mir eine Medaille vorgenommen, das wäre in diesem Jahr drin gewesen. Aber dafür muss halt alles zusammenpassen. Ich habe einige technische Abschnitte vermasselt“, meint die Schweizer Marathon-Meisterin selbstkritisch. „Ich muss noch viel lernen.“

Das Positive sei, dass sie sich das Rennen gut eingeteilt habe. „Und Spaß hat es auch gemacht.“

Nathalie Schneitter wird Zehnte (+17:59). „Klar, die Strecke ist mir entgegengekommen, aber für meine erste Marathon-WM ist Platz zehn wirklich okay“, meint Schneitter.

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Stefanie Dohrn auf dem Weg zu Platz 22 ©Erhard Goller

Stefanie Dohrn (Pschick Racing) verpasst ihr selbst gestecktes Ziel Top 20 um 2:35 Minuten, ist aber dennoch nicht unzufrieden. Sie fährt erst im zweiten Jahr MTB-Rennen. „Ich muss noch Erfahrungen sammeln“, meint Dohrn. Sie versucht das Defekt-Malheur von der EM zu vermeiden und fährt in den Trails ohne Risiko „auf Nummer Sicher“.

Die erste und die letzte Stunde sei gut gegangen, dazwischen habe sie sich mit Rückenschmerzen gequält. „Ich bin auf jeden Fall zufrieden“, bilanziert Dohrn.

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