Marathon-WM Val Gardena: Wer kürt sich zum Kletterkönig?

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Ein Bild (2013) von einem Trio, das zu den am Samstag zu den Favoriten gehört: Von links, Christoph Sauser , Alban Lakata, Jaroslav Kulhavy. Dessen Teamkollege Sauser war auch sein Vorgänger als Marathon-Champion. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion


Das Specialized-Duo Jaroslav Kulhavy und Christoph Sauser gehört zu den großen Favoriten im Kampf um die Krone des besten Marathon-Bikers der Welt. Bei der WM im Val Gardena, wo es auf 87 Kilometern über fast wahnwitzige 4700 Höhenmeter geht, gibt es aber eine gute Hand voll weiterer Kandidaten, die titelwürdig sind.

Egal, wer am Ende ganz oben steht, es wird ein Kletterkönig sein. Jaroslav Kulhavy will seinen Titel verteidigen, ganz klar. Aber angesprochen auf das Profil der 87 Kilometer angesprochen, atmet er tief durch. „Ich weiß nicht. Gut ist das für mich sicher nicht“, sagt der Marathon-Europameister aus Tschechien. Die Flachpassagen, auf denen er so unwiderstehlich zu treten weiß, die gibt es praktisch nicht. Seine Größe, sein Gewicht sind für Kletter-Partien auch nicht gerade förderlich.

Bei seinem Teamkollegen Christoph Sauser lässt sich schwer einschätzen, wie viel ihn seine Rippenbrüche von Anfang Juni gekostet haben. Bei den Protective Bike Four Peaks wurden die Schmerzen von Tag zu Tag besser. Und dass es bei seinem allerletzten Rennen als Profi ein „all in“ sein wird, davon ist auszugehen. Der Titel, sein vierter auf der Marathon-Distanz ist sein erklärtes Ziel, auch wenn er das Regenbogen-Jersey dann nicht mehr tragen würde.

Alban Lakata und Kristian Hynek (beide Topeak-Ergon) sind beide Kandidaten für eine Medaille. Lakata geht bei einer Marathon-WM eigentlich immer mit dem Ziel Titel ins Rennen und wenn die Trainingssteuerung geklappt hat, dann ist der Österreicher zwei Tage nach seinem 36. Geburtstag auch ein aussichtsreicher Kandidat.
Jaroslav Kulhavy nimmt seinen Landsmann Hynek auch auf die Liste seiner Konkurrenten. Er wird schon wissen, warum. Allerdings war Hynek zuletzt für eine Zeit außer Gefecht.

Bei Hector Leonardo Paez (i.idro-Drain Bianchi) lässt sich wiederum kaum ermessen, welche Folgen seine Stürze bei der Alpentour-Trophy hatten.
Juri Ragnoli (Scott), den Sieger der Bike Four Peaks muss man jetzt auch auf die Liste der Medaillenanwärter nehmen. Wobei die gesamte italienische Hausmacht dort zu beachten ist.
Der neue Schweizer Meister Johann Tschopp (IAM Cycling) könnte ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen.

Nur Außenseiter: Die deutschen Langstrecken-Spezialisten
Den deutschen Marathon-Bikern kann man kaum Medaillenchancen unterstellen. Sie gehen allenfalls als Außenseiter in die Rennen. Auch Karl Platt (Team Bulls) hält sich zurück. „Ich habe mir keine Platzierung vorgenommen. Wenn ich in ähnlichen Regionen lande, wie 2013 in Kirchberg, dann wäre das okay. Aber es ist schwer zu prognostizieren“, meint Platt. Damals war er Achter.

Zumindest geht der Osthofener optimistisch in die WM. „Ich hatte eine sehr gute Vorbereitung in Livigno und beim Training auf der Strecke habe ich mich diese Tage super gut gefühlt auf dem Rad“, so Karl Platt. Dass er in Willingen und danach bei den Bike Four Peaks noch nicht ganz vorne mitmischen konnte, das betrachtet er als normal. „Ich brauche immer sozusagen Aktivator-Rennen. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich“, sagt der 37-Jährige

Die Strecke würde „brutal in den Himmel hinauf“ gehen, meint Karl Platt. „Das wird ein Ausscheidungsfahren. Ich hatte im Training 26 Zähne vorne und 40 hinten und habe immer noch gedacht, ich könnte einen Gang kleiner gebrauchen. Es ist steil und zwar lange steil. Das ist zum Teil kurz vor der Haftgrenze.“
Jegliches Überziehen sollte man tunlichst vermeiden.

Kaufmann mit Handicap
Bei Markus Kaufmann (Centurion-Vaude) ist die erste Hälfte der Saison nicht so erfreulich verlaufen. Ein Schlüsselbeinbruch bei der Trans-Andalusia folgte ein weiterer Sturz beim Tegernsee-Marathon, wo er das Schlüsselbein erneut angebrochen ist. „Dieses Jahr ist ganz schön durchwachsen, aber ich konnte ohne Probleme auf dem Rennrad trainieren. Wie es auf dem MTB geht, werde ich diese Tage testen“, so Markus Kaufmann, der sich ein paar Tage Höhentraining in Livigno gegönnt hat, weil es beim Sellaronda Hero ja auf 2400 Meter hoch geht.
„Die Form sollte ganz gut sein, ich habe wahnsinnig viel trainiert“, sagt Kaufmann. Was sie im Kampf gegen die Koryphäen der Langstrecke wert ist, wird sich zeigen.

Marathon-Vize-Europameister Sascha Weber (Orbea-smp) hält sich in seinen Einschätzungen zurück. „Ich kenne die Gegner nicht wirklich. Ich hoffe, ich komme ohne Defekt durch, dann wird man sehen“, so Weber.

Robert Mennen (Topeak-Ergon) hat versucht, sich auf längere Anstiege einzustellen, was ihm eigentlich nicht so entgegen kommt. Bei der Alpentour-Trophy war er mit dem Ergebnis der Umstellung noch nicht so zufrieden. Ob er am Samstag einen Effekt spürt, wird sich zeigen.

Der Deutsche Meister Tim Böhme (Team Bulls) hat die WM von vorne herein aus dem Programm gestrichen weil sie für sein Qualitäts-Profil zu steil und zu lang Berg hoch geht.

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