Martin Gluth: Das war die letzte Eisenbahn

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Hat für zwei Jahre bei PaarlMedia OMX unterschrieben: Martin Gluth

Vom EBE-Racing Team wechselt der 23-jährige Martin Gluth auf den letzten Drücker zum Paarl Media OMX Pro Team. Über die Hintergründe, die vergangene Saison und seine Pläne für 2015 hat sich acrossthecountry.net mit dem in Freiburg lebenden Nationalfahrer unterhalten.

Martin, Du hast beim Paarl Media OMX Pro Team in Großbritannien unterschrieben. Der Vertrag scheint auf den letzten Drücker zustande gekommen zu sein.
Ja. Es ist eine längere Geschichte. Ich hatte am Ende noch ein bisschen Glück weil ein Fahrer, mit dem Paul (Beales, Team-Manager) in Verhandlungen war, abgesagt hat.

Lässt sich die längere Geschichte auch in Kurzform erzählen?
Ich hatte schon am Ende der Saison Kontakt mit Paul. Nachdem ich dort schon im Jahr zuvor angefragt hatte, ist er von sich aus auf mich zugekommen. Ich hatte dann noch ein Angebot vom SIH Racing Team aus Österreich. Das war besser ausgestattet und schien auch realistisch. Doch als die Sache schon ziemlich weit fortgeschritten war, war plötzlich Funkstille, der Kontakt ist abgebrochen. Da musste ich die Reißleine ziehen und habe Paul die Situation dargestellt. Es war wirklich allerletzte Eisenbahn. Ich bin froh, dass es noch geklappt hat.

Du bist 2014 für das EBE Racing Team von Elisabeth Brandau gefahren. War eine Fortsetzung des Vertrags nicht möglich?

Das war von Anfang an so angelegt, dass ich mich in diesem einen Jahr für andere Teams empfehlen kann. Ich wollte so gut wie möglich fahren und Weltranglistenpunkte sammeln. Wir hatten gutes Material, da war auch immer alles da.
Die Weltcups waren nicht alle finanziert und ich bin richtig froh darüber, dass ich von Speedy (Bundestrainer Peter Schaupp) und dem BDR da aufgefangen wurde. Wenn Radon als Bikesponsor Interesse gehabt hätte, wäre es für mich vielleicht auch beim EBE Racing Team weiter gegangen. Aber die haben sich wohl dem Enduro zugewandt. Dann ist Lisa (Elisabeth Brandau) schwanger geworden und es war klar, dass ich ein anderes Team brauche. Mit Lisa war da immer abgestimmt.


Du studierst in Furtwangen Wirtschafts-Ingenieurswesen. Wie kombinierst Du das?

Aktuell bin ich noch bis März im Praxis-Semester bei Tune (Leichtbau-Produzent von Laufrädern etc.). Im Sommer-Semester lege ich ein Urlaubs-Semester ein und nach der Saison werde ich entscheiden, ob und wie viel ich im Wintersemester studiere. In Furtwangen können wir Sportler das zum Glück sehr flexibel handhaben. Deshalb werde ich das Studium auf jeden Fall mitziehen. Das Vorgehen hängt davon ab, ob ich eine Chance habe 2016 um eine Olympia-Qualifikation zu kämpfen. Dafür müsste es allerdings schon sehr, sehr gut laufen. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich jetzt von Team-Seite zwei Jahre lang abgesichert bin.

Du hast für zwei Jahre unterschrieben. Wie wird Dein Wettkampf-Programm aussehen?
Ich kann die nächsten beiden Jahre auf Weltcup-Niveau Rennen fahren. Vermutlich wird es bei den Übersee-Weltcups eine Kooperation mit dem BDR geben. Wie die genau aussieht, besprechen mein Team-Manager und mein Bundestrainer.

Das heißt, der Fokus liegt auf den Weltcups?
Ja, auf jeden Fall. Ich werde aber versuchen schon vor dem ersten Weltcup im Mai mein Weltranglistenpunkte-Konto nach oben zu schrauben, damit ich eine gute Startposition habe.


Du hast bei der Eliminator-WM im September Rang fünf belegt. In wie weit spielt der Sprint eine Rolle in Deiner Planung?

Ich war bei der WM in Norwegen über das Cross-Country dabei und will das auch in Andorra. Ob ich dann wieder den Sprint fahren, ist noch offen. Es hat jedenfalls nichts mit dem fünften Platz zu tun. Mein Fokus ist Cross-Country.

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Bestes Weltcup-Resultat: Platz 27 in Mont Sainte Anne. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Dir hat man schon immer sehr gute Sprint-Fähigkeiten nachgesagt. Warum ging der schon in den vergangenen beiden Jahren bei Dir nur so nebenher?
Die Sprint Wettkämpfe machen mir mega viel Spaß, aber sie haben nicht den Stellenwert bekommen, den sie meiner Meinung nach verdient hätten. Deshalb habe ich mich wieder auf Cross-Country konzentriert.


Im Rückblick, bist Du mit Deiner Saison 2014 zufrieden?

Ich bin auf jeden Fall zufrieden. In der Weltrangliste stehe ich zum ersten Mal in den Top 100 (99). Die Trainingsplanung hat gut hingehauen. Da wo ich gut drauf sein wollte, war ich auch gut drauf. Pech hatte ich auf Rang drei liegend mit dem Platten bei der Deutschen Meisterschaft, da hatte ich richtig Form. Die hat mir ja danach auch noch meine beste Weltcup-Platzierung (27. in Mont Sainte Anne) gebracht.
Schade, dass sich vor der WM die Sitzprobleme eingestellt haben. Da war klar, dass ich nicht mehr das vorherige Niveau erreichen kann. Deshalb bin ich auch den Eliminator gefahren, einfach um noch mal eine Belastung zu haben.


Wo wirst Du die Saison 2015 beginnen?

Mit dem Team werden wir nach dem Cape Epic in Südafrika ein zweiwöchiges Trainingslager haben und dort das HC-Rennen auf der Weltcup-Strecke in Pietermaritzburg fahren und dann noch ein C1-Rennen.

Das Cape Epic wirst Du aber nicht fahren?
Nein. Aber insgeheim steht das auch auf meiner To-Do-Liste (lacht). Vielleicht nächstes Jahr.

Kurzporträt Martin Gluth
Geboren: 25.07.1991
Wohnort: Freiburg
Beruf: Student des Wirtschaftsingenieurswesens in Furtwangen
Wichtigste Erfolge: WM-Fünfter im Sprint 2014, 27. Weltcup Mont Sainte Anne 2014, 35. Weltcup Nove Mesto 2014, DM-Bronze (U23) 2013, 6. Sprint-WC Nove Mesto 2012, 2. BL-Sprint-Gesamtwertung 2012, EM-Bronze (U19) 2009, DM-Bronze (U19) 2009

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