Nachgedreht: Punktlandungen beim Bundesliga-Finale in Saalhausen

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Elite-schnelle Rundenzeiten: Julian Schelb und Christian Pfäffle ©Katharina Möller/EGO-Promotion

Mentale Handbremsen und Rückenschmerzen. Ein Punktlandung auf der Felge und eine Erhebung am Brustkorb, die da nicht hingehört. Eine fehlende Mechaniker-Ausbildung, löchrige Bilder bei der Siegehrung und ein interessanter Rundenvergleich. Nachgedreht was vom Bundesliga-Rennen in Saalhausen hier noch nicht geschrieben wurde.

Markus Bauer vom Lexware-Rothaus Team gelang als Achter ein eindrucksvolles Comeback. Im Mai 2012 war er beim Weltcup in Nove Mesto in einen Massensturz verwickelt und hatte sich das Kahnbein gebrochen. Spät in der Saison fuhr er noch ein paar Rennen und nahm aus einem 14. Platz von der Marathon-WM viel Motivation in die nächste Saison. Doch bevor die los ging wurde ihm offenbart, dass das Kahnbein nicht zusammengewachsen war. Eine weitere OP war notwendig und eine erneute Pause.
„Bevor ich jetzt zu viel kritisiere, für das erste Rennen auf diesem Niveau muss ich sagen, dass ich nach so langer Pause glücklich sein kann mit dem achten Platz“, meinte Bauer. Er bekannte aber auch, dass er in den Downhill-Passagen noch mit angezogener (mentaler) Handbremse unterwegs war. „Das was eigentlich meine Stärke ist, war heute noch ein Handicap, das ich immer wieder ausgleichen musste“, fügte Bauer hinzu.

Gerrit Rosenkranz (Univega Pro Cycling) war im Herren-Rennen vielleicht auf dem Weg zu einem Top-Ten-Resultat. Anfangs der fünften Runde lag Rosenkranz auf Platz elf und nur noch zehn Sekunden hinter Marcel Fleschhut (Lexware-Rothaus), der Zehnter war. Ein Reifendefekt vor der Tech-Zone wäre noch nicht das Problem gewesen, aber der zweite direkt danach schon.
Er fuhr den großen Rest der fünften Runde auf der Felge durch und wurde bis auf Platz 20 durchgereicht. Danach war er erneut ziemlich schnell unterwegs, in der letzten Runde sogar mit der fünftbesten Zeit. Zu mehr als Rang 15 reichte es aber nicht mehr. „Manche Rennen laufe einfach gegen einen, aber manchmal lohnt es sich nicht aufzugeben“, bilanzierte er auf seiner Facebook-Seite. Der Lohn: Ein Weltranglistenpunkt und Optimismus für die DM in Bad Salzdetfurth.

Für Andy Eyring
(Team Bergamont) kam das frühe Aus durch massive Rückenprobleme. Der DM-Vierte des vergangenen Jahres laboriert schon länger an dieser Thematik, die immer wieder ein Hemmschuh für seine Leistung ist. „Ich dachte, ich hätte seit der EM Fortschritte gemacht, aber es reicht wohl noch nicht. Lasse mich aber für die DM nicht unterkriegen“, erklärt Eyring auf seiner Facebook-Seite.
Am Samstag beim Sprint hatte es immerhin für Rang drei gereicht und den zweiten Platz in der Gesamtwertung.
Auch Marcel Fleschhut (Lexware-Rothaus), der Elfter wurde, machten Rückenschmerzen das Rennen zur einzigen Quälerei. „Dass ich hier nicht ausgeruht am Start stehe, war schon klar. Aber dass es so schlimm wird, hätte ich nicht gedacht“, meinte Fleschhut.

Heiko Gutmann (Lexware-Rothaus) musste am Sonntag auf seinen Einsatz im Cross-Country-Rennen verzichten, nachdem er im Eliminator Sprint durch eine Kollision mit Wenzel Böhm-Gräber (Focus XC) zu Fall gekommen war. Der Physiotherapeut entdeckte am Abend eine Erhebung am Brustkorb, die da nicht hingehört, doch am Montag brachte eine Untersuchung Entwarnung: Kein Rippenbruch. Schmerzhaft ist die Prellung aber dennoch und ob der Schwarzwälder bei der DM am Sonntag starten kann, wird sich erst kurzfristig entscheiden.

Emil Lindgren (Giant Pro XC), der vor dem Finale noch Chancen auf den Gesamtsieg hatte, sagte aus familiären Gründen kurzfristig seinen Start ab. Zu viel Stress zuhause, teilte er Saalhausens OK-Chef Thorsten Kathol mit. Die zwei Kinder des Schweden fordern ihren Tribut.

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Elisabeth Brandau, hier noch an dritter Stelle vor Nina Wrobel und Helen Grobert ©Erhard Goller

Elisabeth Brandau (EBE-Racing) hat es ein erfreuliches Resultat durch ein Problem mit der Kette verhagelt. In der dritten Runde fuhr sie sogar ein paar Sekunden schneller als das Spitzenduo Alexandra Engen (Ghost Factory Racing) und Hanna Klein (Lexware-Rothaus). Sie war kurze Zeit allein auf dem dritten Rang, wurde dann aber von Nina Wrobel (Fujibikes Rockets) und Helen Grobert (Focus XC) aufgefahren, weil sie vom Rad musste und ihre Kette wieder auflegen. Das Problem wiederholte sich mehrfach. „Konditionell war das heute okay, ich bin froh, dass ich mal wieder ein Rennen durchgefahren bin. Aber als Mechanikerin muss ich wohl noch dazu lernen“, meinte sie im Blick auf ihr Selfmade-Team.

Sofia Wiedenroth (Fiat-Rotwild) stellte sich mit ihrem Schiene am Unterarm an den Start des Juniorinnen-Rennens und fuhr hinter dem Feld vorsichtig los. Warum das denn, fragt man sich? Nachdem sich die Vize-Welt- und Europameisterin am Samstag am Handgelenk verletzt hatte, konnte sie eigentlich nicht mitfahren und auch ihre Gesamtführung nicht verteidigen. Da es aber in der Generalausschreibung der Bundesliga heißt, dass der Start am Finale und die Teilnahme an der Siegerehrung Pflicht ist, um das Preisgeld zu erhalten, fuhr Wiedenroth halt ein paar Meter mit.

In solchen Fällen ist die Formulierung sicher nicht im Sinne des Erfinders. Hintergrund ist eigentlich, dass man die Fahrer beim Finale haben will, damit eine Siegehrung nicht zur Farce wird. Bei den Damen gab es am Sonntag aber doch ein löchriges Bild, denn es waren die Zweite Adelheid Morath und die Vierte Maja Wloszczowska nicht anwesend. Morath auch wegen Verletzung.
Bei den Herren fehlten die beiden Multivan-Merida-Biker Rudi van Houts und Thomas Litscher auf den Plätzen vier und fünf. Beide wegen der nationalen Meisterschaften in ihrem Land, was man ihnen nicht wirklich verdenken kann.

Der Vergleich der Rundenprotokolle fördert zutage, dass die Spitze der U23-Fahrer zwischen Platz vier und fünf bei der Elite mitgemischt hätten. Natürlich mit einer Runde weniger. Wenn man auch mal die schnellste Zeit der Herren aus der zweiten Runde hernimmt und mit der schnellsten Zeit aus der gleichen Runde im U23-Rennen vergleicht, stellt man fest: Es ist bis auf zwei Zehntelsekunden der gleiche Wert, den Moritz Milatz (BMC Racing) und Julian Schelb (Lexware-Rothaus) produziert haben. Milatz hatte es da eilig, denn er hatte einen kleinen Rückstand aufzuholen und Schelb baute mit Teamkollege Pfäffle gerade den Vorsprung aus. Das ist zumindest ein Hinweis darauf, dass Pfäffle und Schelb mit ihren Leistungen nicht so weit weg sind von den Profis.

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