Simon Andreassen und Pauline Ferrand-Prevot holen Cross-Gold

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Alleskönnerin schlägt Spezialistin: Pauline Ferrand Prevot vor Sanne Cant ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion


(ak) Bei der Cross-Weltmeisterschaft im tschechischen Tabor düpiert der Junioren-Weltmeister im Cross -Country die Querfeldein-Spezialisten mit einem wahren Parforce-Ritt. Bei den Damen ergattert Pauline Ferrand Prevot (Rabobank-Liv) ihren zweiten Weltmeistertitel Titel binnen vier Monaten.

Dass mit dem Dänen Simon Andreassen (Specialized) bei der Weltmeisterschaft zu rechnen gewesen sei, musste der belgische Zweitplatzierte Eli Iserbyt bei der anschließenden Pressekonferenz einräumen: „Aber nicht so sehr“, schränkte Iserbyt gleich wieder ein.

Immerhin hatte Andreassen bei seinen beiden Weltcup-Teilnahmen in der ablaufenden Cross-Saison immerhin schon einmal den dritten Platz in Namur erobert. Iserbyt schob seinen schlechten Start vor allem auf die falsche Reifenwahl: war der Boden morgens noch gefroren gewesen, taute die Oberfläche kurz vor dem Start an und verwandelte den quasi trockenen Kurs in eine schmierige Angelegenheit.

Immer wieder betonte Iserbyt dieses Handicap, – bis Andreassen berichtete, dass er das ganze Rennen über mit den gleichen Slicks unterwegs gewesen sei. Allerdings hätten ihm die äußeren Umstände und Streckenbedingungen nicht viel ausgemacht:
„Ich glaube, ich hätte heute auf jeden Fall gewonnen“, so der junge dänische Doppelweltmeister, der quasi ohne Druck ins Rennen gegangen war, nach dem Rennen selbstbewusst. Dritter wurde der Niederländer Max Gulickxm bester Deutscher der Hamburger Ludwig Cords als 18.

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Simon Andreassen auf dem Weg zum zweiten Weltmeister-Titel ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Damen: Lechners Pech, Ferrand Prevot im Sprint
Bei Simon Andreassen waren es fast fünf Monate seit seinem Titel auf dem Mountainbike in Hafjell. Bei Pauline Ferrand Prevot lagen nur vier Monate zwischen dem Gewinn des Regenbogen-Trikots auf der Straße und dem im Cyclo-Cross. Wie im Asphalt-Metier trat sie auch in Tabor die Nachfolge ihrer Teamkollegin Marinane Vos an.

Bei den Damen standen die Chancen gut, dass eine Mountainbikerin das Podium erobern könnte. Viele favorisierten die Siegerin des Weltcup-Finales in Hoogerheide am vergangenen Wochenende, die Italienische Meisterin Eva Lechner.

Doch bereits in der ersten Runde büßte sie alle Medaillenchancen ein, als sie auf dem nun weichen Boden wegrutschte und ausgerechnet ihre eigene Landsfrau Alice Arzuffi und eine Niederländerin über sie hinweg fuhren: dabei wurde das hintere Teil ihres Rades so sehr zerstört, dass sie bis zur nächsten Tech-Zone laufen musste.

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Großes Pech, viel Kampfgeist: Eva Lechner ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Während aber Junior Iserbyt davon sprach, dass er Mitte des Rennens sogar aufgeben wollte, weil es nicht nach seinen Vorstellungen lief, kämpfte sich Lechner trotz eines Rückstandes von über 4:30 Minuten auf die Spitze über die komplette Renndistanz.

Sie verbuchte dabei Runden-Bestzeit in Runde 2 (und musste dabei keine einzige Konkurrentin überholen, so weit zurück war sie), die dritt- und zweitbeste Zeit in Runde 3 und 4 und trotz einigen Überholmanövern noch die siebtbeste Zeit in der letzten (fünften) Runde, so dass am Ende noch ein 31. Platz für die Südtirolerin heraus sprang.

An der Spitze entwickelte sich derweil ein dramatischer Kampf um die Podiumsplätze, mit immer wieder wechselnden Führungen. Mit dabei: Lokalmatadorin Katharina Nash (bestens bekannt aus dem MTB-Sport), die Französin Pauline Ferrand-Prevot gemeinsam mit ihrer Rabobank-Liv-Teamkollegin Marinne Vos aus den Niederlanden und der Belgierin Sanne Cant.

Letztere sagte in der Pressekonferenz: „Vor dem Rennen wäre ich mit Silber völlig zufrieden gewesen.“ Am Ende erhielt sie Silber, verlor aber im Sprint Gold an die Straßen-Weltmeisterin Ferrand-Prevot, während Ex-Weltmeisterin Vos nach ihren Problemen mit der Achillessehne sich mit Bronze durchaus zufrieden zeigte:

„Ich habe heute 100 Prozent gegeben, mehr war einfach nicht drin“, kommentierte Vos auf der Pressekonferenz ihre Medaille – und lobte ihre Team-Kollegin über den grünen Klee:
„Ich verfolge die Karriere von Pauline schon, seit sie aus dem Junioren-Bereich zu uns herübergewechselt ist. Sie ist einfach eine absolute Ausnahmeathletin.“

Die gab dafür einen Teil ihres Erfolgsgeheimnisses Preis: egal ob Straße, Mountainbike oder Cross: sie steige immer erst spät in die Saison ein und höre noch nach der Weltmeisterschaft auch sofort wieder auf, um dem Körper genügend Pause zu geben. Auf die Frage eines Journalisten, ob das dauerhaft möglich sei, meinte Ferrand-Prevot lächelnd: „Im Frauen-Radsport schon.“
Die deutsche Fahrerinnen Jessica Lambracht als 24. und Lisa Heckmann als 29. konnten den Rennverlauf nicht entscheidend beeinflussen.

Text: Vielen Dank an Armin M. Küstenbrück

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