Urban Cycling Worlds: Preisgeld soll nach China locken

FOTO | Sein dritter Weltmeister-Titel würde ihm 10000 Euro bringen: Daniel Federspiel bei seinem Triumph in Nove Mesto 2016 ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Die Urban Cycling World Championships sind eine neues Produkt des Radsport-Weltverbands UCI das vom 8. bis 12. November diesen Jahres in Chengdu seine Premiere feiert. Für drei Jahre wurde das Event, das aus Trial , BMX Freestyle und Eliminator Sprint besteht, nach China vergeben. Und man hat dort jetzt, für die Verhältnisse dieser Disziplinen, eine Menge (Preis-)Geld in Aussicht gestellt, damit möglichst viele Leute auch den Weg nach China antreten.

 

Eliminator-WM in China? Man hat sich in der Mountainbike-Szene am Kopf gekratzt und  gefragt: Wer soll da hin fliegen, wer wird da hinfliegen? Die nationalen Verbände machen dafür in der Regel keine Gelder locker weil die Disziplin nicht olympisch ist, genauso wenig wie Trial. (BMX Freestyle rückt in Tokio 2020 ins Olympia-Programm).

Nun hat die UCI zwar noch kurzfristig Anfang des Jahres einen Eliminator-Weltcup lanciert, doch auch wenn man die Teilnehmer-Zahlen dort anschaut, löst das erst mal keine Jubelstürme aus.

Eine schwierige Angelegenheit, wenn man ein neues Produkt zusammenbastelt, es für drei Jahre verkauft und dann möglicherweise die Sportler dazu fehlen. Das Unternehmen, das die Rechte dafür gekauft hat, ist die Wanda Group (mehr dazu unten).

Der mangelt es sicherlich nicht an finanzieller Potenz. Chef Wang Jianlin ist, je nach Quelle, der reichste oder zweitreichste Chinese. Und für Wanda ist eine WM mit BMX Freestyle, Trial und Eliminator ein kleiner Fisch, ein ganz kleiner. Wanda ist auch Sponsor der FIFA und von Atletico Madrid, hat den Sportvermarkter Infront einverleibt und besteht aus einem weitverzweigten Firmen-Netz. Über die Ironman-Group (World Triathlon Corporation WTC) hat man auch das Cape Epic erworben.

10.000 Euro für das Regenbogen-Jersey

So sind die insgesamt 187050 Euro, die jetzt als Preisgeld für die Urban Cycling World Championships ausgelobt wurden, für Wanda eher Peanuts, wie ein früherer Deutsche-Bank-Chef mal offene Handwerker-Rechnungen bezeichnet hat. Aber wohl das Mittel der Wahl um vielleicht doch eine ansehnliche Anzahl von Sportlern nach China zu locken.

„Antrittsgelder oder Reisekosten kann man bei einer WM nicht bezahlen. Es ist ja kein Einladungsrennen“, schließt UCI MTB-Koordinator Simon Burney eine andere Variante aus. „Deshalb ist die einzige Möglichkeit das Preisgeld.“

 

Cross-Country-Weltmeister bekommt nur ein Viertel

Wanda verspricht jedem Weltmeister in den Elite-Kategorien schlicht 10.000 Euro. Damen, wie Herren. Und verteilt bis Rang zwölf weitere 16.050 Euro. An beide Geschlechter und in allen drei Disziplinen.

Das treibt dann einem Cross-Country-Fahrer schon die Tränen in die Augen. In Cairns werden im September nur die drei Medaillengewinner mit Preisgeld bedacht. 2333, 1333 und 667 Euro und fertig. Macht zusammen jeweils 4333 Euro.

Beim Weltcup wird bis Rang zehn dotiert, die Siegerin und der Sieger erhalten je 3750 Euro, insgesamt werden 10100 Euro ausgeschüttet.

 

Die Wanda Group und ihre verzweigten Geschäftsfelder

Die Wanda Group betreibt vier Geschäftsfelder. Gewerbe-Immobilien, E-Commerce, Kaufhäuser und eben in Kultur, Tourismus und Sport. Binnen weniger Jahre ist Wanda zu einem der größten Player im Sport geworden. Das Geflecht reicht von Indien bis Manchester, via Infront auch zum Internationalen Biathlon-Verband IBU und dem Internationalen Skiverband FIS. WTC und Infront sind zwischen unter dem Dach der Wanda Sports Holding zusammengezogen.

Mit dem Radsport-Weltverband UCI ist Wanda eine umfassende Partnerschaft eingegangen. Das World Tour Rennen Tour of Guangxi und der Bau eines UCI World Cycling Centre in China, einem Äquivalent zu dem am Sitz des Weltverbands in Aigle sind Teil davon.

 

Ob das Preisgeld als Argument reicht?

Die Versuche den MTB-Weltcup nach China zu lotsen gab es ja auch schon. Nicht undenkbar, dass es nicht das letzte Mal war. Mit solch finanzieller Wucht lässt sich bestimmt auch der eine oder andere Skeptiker überzeugen.

Welcher Eliminator-Sprinter dann tatsächlich im November den Weg nach Chengdu antritt, wird sich weisen. Weltmeister kann ja immer nur einer werden und um den Trip halbwegs zu refinanzieren müsste man ja schon mindestens Vierter (1800 Euro) werden. Betreuer noch nicht eingerechnet.

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