Weltcup Albstadt: Ein gelungener Kraftakt

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Viele Zuschauer im Bullentäle trotz schlechter Voraussetzungen. ©Thomas Weschta/EGO-Promotion

Die Karawane ist bereits nach Nove Mesto weiter gezogen, aber die Albstädter Weltcup-Premiere hat einen Rückblick* verdient. Die Organisatoren dort haben einen viel gelobten Event auf die Beine gestellt, der gute Chancen auf eine zweite Auflage hat.

Zunächst mal muss man alles mit der Brille des späten Zuschlags betrachten. Im September 2012 wurde Albstadt von BDR-Vertretern als Ersatz für Willingen ins Spiel gebracht, im Oktober gab es ein Signal von der UCI, aber noch längst keine Unterschrift. Am 23. Oktober kam der Technische Delegierte der UCI, Beat Wabel mit dem TV-Produzenten Florian Heller nach Albstadt. Das neue Streckendesign wurde entworfen.

Sieben Monate blieben zur Umsetzung übrig, sieben Monate inklusive Winter auf der Schwäbischen Alb. Es war ein immenser Kraftakt, den die Agentur Skyder Sportpromotion im Verbund mit der Stadt Albstadt und dem Verein RSG Zollernalb da vollzog, unterstützt noch von Bikepark-Betreiber Holger Blum und Ex-Four-Cross-Profi Guido Tschugg.

Was heraus kam, war ein 4,2 Kilometer langer Kurs inklusive Zuschauer-Führung, für den es sehr viel positives Feedback gab. Dass der Regenguss am Sonntag für teilweise kuriose, aber auch ein paar unerfreuliche Szenen sorgte, wird die Veranstalter dazu anregen, noch die eine oder andere Verbesserungsmöglichkeit ins Auge zu fassen.
„Ich will einen interessanten und technisch schwierigen, aber keinen gefährlichen Kurs“, hat Orga-Chef Stephan Salscheider zu seinem Credo gemacht.

Abgesehen von der Strecke, war der Vorbereitungszeitplan auch in allen anderen Bereichen eng gestrickt. Angefangen von der Sponsoren-Aquise über verkehrsrechtliche und logistische Herausforderungen bis zur Gewinnung von freiwilligen Helfern.
Die Anstrengungen waren erfolgreich. Natürlich hat es an der einen oder anderen Stelle auch gehakt, es wurden Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt, aber offensichtlich waren das Kleinigkeiten.

Das Feedback am Ende der Veranstaltung war jedenfalls überaus positiv. TV-Produzent Florian Heller nahm ein „einzigartig“ in den Mund, was seinen Bereich anging und Tobias Friedrich, TV-Verantwortlicher beim Radsport-Weltverband UCI fand es „vorbildlich“, was in Albstadt geleistet wurde. Da verdreht der Schwabe fast schon verschämt die Augen, bei solchen Attributen. Gelobt wurde auch, wie offen und hilfsbereit die Mitarbeiter mit Problemen und Fragestellungen umgegangen sind.
Die Bewertung von so maßgeblichen Leuten erhöht aber natürlich die Chance auf eine Neuauflage 2014.

Trotz schlechter Voraussetzungen große Kulisse
Neben der kurzen Vorbereitungszeit waren auch die kurzfristigen unbeeinflussbaren Voraussetzungen alles andere als gut. Das wenig erfreuliche Wetter und die noch schlechteren Prognosen, haben ganz sicher Zuschauer gekostet.
Zudem wirkten sich die Nachrichten von der Krankheit Moritz Milatz’ und der Ausfall von Manuel Fumic in Sachen Publikumszuspruch negativ aus.
Doch die Albstädter ließen die Gonso Albstadt MTB Classic nicht im Stich. Es strömten über 10000 Menschen an die Strecke und am Samstag war die Kulisse für Nachwuchsrennen auch schon sehr beachtlich. Die Zuschauer sorgten für eine tolle Stimmung, im Bullentäle informiert und angeheizt von Moderator Sven Simon.

Da war am Sonntagnachmittag auch bei Stephan Salscheider und Co. ein Aufatmen zu verspüren. Ein wenig gezittert hatte man schon um die Zuschauer und damit teilweise auch um den Erfolg des Events.
„Coole Strecke, super Stimmung“, fand die Damen-Siegerin Eva Lechner und Doppel-Olympiasieger Julien Absalon kommentierte so: „Ein wirklich schöner Event. Die Organisatoren haben sich eine Menge Mühe gegeben und viel Arbeit geleistet. Trotz des Regens kamen viele Zuschauer. Ich denke, das war ein voller Erfolg.“

Eliminator Sprint: Mit Zuschauerzahl nicht zufrieden
Hinsichtlich der Zuschauer war man in Albstadt nur mit dem Eliminator Sprint in Tailfingen nicht zufrieden. Da hatte man sich mehr erhofft. Ob es an der Akzeptanz der Disziplin, an den fehlenden großen Namen oder dann doch am sehr kühlen Wetter und den (nicht eingetroffenen) Regenprognosen lag, darüber lässt sich nur spekulieren.

Ein Handicap vor Ort, wie das bei Stadtkursen fast immer so ist, war die schlechte Übersichtlichkeit für die Zuschauer und die fehlenden Informationen am entfernten Teil der Strecke. Das ist letztlich vor allem eine Kostenfrage.
Der Kurs selbst war tauglich, interessant und fair. Und die Bilder bei redbull.tv haben das auch vermittelt.
Damit ist man letztlich da angekommen, wo andere Sportarten schon sind. Die TV-Zuschauer sind wichtiger als die vor Ort, weil in der Überzahl. Das hat mit Albstadt allerdings nur bedingt was zu tun.

Alles in allem, darf man davon ausgehen, dass der Kraftakt gelungen ist, die Premiere die Bewerbung für eine zweite Auflage unterstützt. Dann wäre die Strecke ja schon fertig und es blieben zehn bis elf Monate Zeit für die Arbeit am Detail.

*Der Autor war als Pressechef für den Weltcup tätig. Das soll hier natürlich nicht verschwiegen werden.

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