Weltcup Albstadt nachgedreht: Menschenmassen im Wohnzimmer von Torsten Marx

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Spannende Momente: Pauline Ferrand Prevot steht unter Beobachtung. Nicht nur von Gunn-Rita Dahle-Flesjaa und Jolanda Neff ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Bitte keine Kapriolen in Albstadt! Der Alterspräsident rast! Ein Elite-Neuling im Schatten sehr schnell! Warum Menschenmassen im Wohnzimmer Spaß machen können! Ein Verzicht mit Absturz! EM-Ticket nach sechs Jahren! Doppelbelastung endet an einem Pfosten. Vom Weltcup in Albstadt nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) war drei Runden lang in den Top 15 präsent. „Am Anfang bin ich sehr gut reingekommen, ich war richtig explosiv“, erzählte Schulte-Lünzum. Er lag in einer Gruppe zwischen elf und 13, als er in der Euphorie sogar auf die Idee kam Tempo zu machen. Der Albstadt-Kurs verzeiht solche Kapriolen aber nicht. „Das war dann wohl etwas zu viel und ich musste raus nehmen. Ärgerlich, dass dann von hinten eine große Gruppe kam“, bekannte Schulte-Lünzum.

Unzufrieden war er am Ende (28.) dennoch nicht. „Ich hab’s probiert und Lehrgeld bezahlt. Am Schluss haben mich dann die Kräfte verlassen“, bilanzierte er.

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Wolfram Kurschat (Topeak-Ergon) fuhr in Albstadt ein starkes Rennen. „Der Start war sch…, ich war an 70. oder 80. Position und musste alles laufen“, berichtete er im Ziel. Ein kleiner Crash mit folgenden Problemen mit der Schaltung war der Grund dafür. Vermutlich war Kurschat aber noch weiter hinten als er selber glaubte, denn nach der ersten Runde passierte er die Zeitmessung mit 2:26 Minuten Rückstand als 84.

Von dort ging es dann immer weiter nach vorne, den Sprint um Rang 35 verlor Kurschat dann gegen den Belgier Kevin van Hoovels (Versluys), 6:53 Minuten hinter Julien Absalon. „Vom Gefühl her bin ich gerast. Ich habe nicht gedacht, dass ich noch so weit nach vorne fahren kann“, meinte Kurschat. Seine Zeiten waren ab Schleife zwei dann tatsächlich im Schnitt 1:30 schneller als die erste Runde. Die Schlussrunde war die 17.beste des „Alterspräsidenten“ im Feld.

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Reto Indergand (BMC Racing) fuhr im Schatten der ganzen Absalon-Mania und im Milatz-Fieber ein starkes Rennen, das für den Elite-Neuling auf einem 18. Platz endete. „Darauf musste ich lange warten. Heute habe ich keine Fehler gemacht und mir ist endlich mal was gelungen“, freute er sich. Nach der zweiten Runde hatte er sich auf Rang 18 vorgefahren und im Ziel hatte der Schweizer 4:47 Minuten Rückstand.

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Menschen-Massen und ein paar Radfahrer im Wohnzimmer von Torsten Marx. ©Andreas Dobslaff/EGO-Promotion

Jochen Käß (Centurion-Vaude) war einer von mehreren – inzwischen – etatmäßigen Marathon-Fahrern, die beim Heimweltcup dabei sein wollten. Und er war der beste unter ihnen. Käß beendete das Rennen als 52. und hatte dabei das Pech der letzte Fahrer zu sein, der mit einer Runde Rückstand aus dem Rennen genommen wurde.

Sonst hätte er vermutlich noch mal ein paar Positionen gut gemacht und Sydney-Olympia-Sieger Miguel Martinez (Tropix-FRM) auch noch überholt, der direkt vor ihm lag. Käß war damit fünftbester Deutscher. Nicht schlecht für einen, der „nur zum Spaß und weil es vor der eigenen Haustür ist“, mitgefahren ist.

Tim Böhme (Team Bulls) wurde 72. (2 Runden), direkt vor Gerrit Rosenkranz (Focus-Rapiro – kein Marathonfahrer), Torsten Marx (Kreidler Werksteam), der am Samstagmorgen die 23 Kilometer der Gonso Albstadt MTB Classic gewonnen hatte, wurde 93. (3Rd). Der Hechinger freute sich über die „Menschenmassen“ in seinem „Wohnzimmer“, wie er auf Facebook kund tat.

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Irina Kalentieva (RusVelo) fehlte überraschend auf der Startliste. Die Russin war vor Albstadt Zweite der Gesamtwertung, stürzte jetzt allerdings auf Platz neun ab. Auf Nachfrage bei Kalentieva erklärte sie ihren Verzicht so: „Ich habe mich nach Nove Mesto nicht gut gefühlt, nicht krank, aber schlecht. Deshalb habe ich mich entschlossen, zugunsten der Vorbereitung auf die EM auf Albstadt zu verzichten. Das ist zwar schade wegen dem zweiten Platz, aber es ist wohl besser so.“
Ohne das Kräfte zehrende Rennen von Albstadt in den Beinen zu haben, dürfte sie in St. Wendel auf jeden Fall frischer am Start stehen.

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Kollegial: Catharine Pendrel tröstet die verwundete Adelheid Morath ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Mitgefühl zeigte Catharine Pendrel (Luna Pro). Die Kanadierin kümmerte sich im Ziel um die enttäuschte Adelheid Morath (Sabine Spitz-Haibike), deren Sturz in der letzten Runde ihr den fünften Platz beschert hatte und versuchte tröstende Worte zu finden. „Adelheid war am Berg sehr, sehr stark. Es tut mir leid für sie, dass sie das Podium durch den Sturz verpasst hat. Ich kann nachempfinden, wie enttäuscht sie sein muss“, erklärte die Weltmeisterin von 2011.

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Nina Wrobel (Fujibikes-Rockets) hat mit dem 22. Platz in Albstadt das EM-Ticket gezogen. Die Freiburger Ärztin bekam dafür auch eine Einladung zur Europameisterschaft in St. Wendel. „Heute hat es Spaß gemacht. Ich konnte richtig am Gashahn drehen“, freute sie sich. Zwei Runden lang hätte sie kämpfen müssen, doch dann sei „der Knoten wieder geplatzt“.

Es war – ausgerechnet – die letzte EM in St. Wendel 2008, war die letzte Europameisterschaft für die Nina Wrobel nominiert war. Allerdings hat sie damals den Start dort abgesagt, weil der Organismus aus unerfindlichen Gründen nicht mehr mitspielte. Das Team-Relay fuhr sie damals dann trotzdem, weil weder Sabine Spitz noch Adelheid Morath fahren wollten.

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Elisabeth Brandau (EBE-Racing) wollte in Albstadt eigentlich noch mal ein gutes Rennen abliefern, obwohl – laut ihres Berichts auf ihrer Homepage – der Zug für die EM im Grunde schon abgefahren war. Die Doppel-Belastung als Teamchefin und Sportlerin zehrte an der Energie und so sei sie „Sonntagmorgen nicht ganz fit“ gewesen.

Vermutlich auch mental nicht. Einen unglücklich platzierten Pfosten übersah sie in der turbulenten Startphase, so dass sie stürzte und den ohnehin vorhandenen Wunden von Nove Mesto auch noch welche von Albstadt hinzufügte.
Damit war das Rennen für sie so gut wie gelaufen. Brandau kam nur drei Runden weit und musste den Heim-Weltcup als 67. abhaken.
„Erst mal pausieren“, entschied sie sich und setzte sich die DM in sechs Wochen in Bad Säckingen als Ziel.

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