Weltcup Lenzerheide: Spielwiese auf Wurzeln und Stein

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Der gebaute Dual-Slalom nach der natürlichen Näf-Kante: Namensgeber Ralph Näf und Downhill-Berater Steve Peat checken die möglichen Linien. ©Erhard Goller

Weltcup Nummer drei steht vor der Tür. In Lenzerheide wartet auf die Elite- und U23-Fahrer eine gut vier Kilometer lange Arbeitsgrundlage, die von BMC-Biker Ralph Näf mit konzipiert wurde. Selbstverständlich auch nach seinen Vorlieben. An der Rothorn-Bahn ist eine Spielwiese für versierte Mountainbiker entstanden. Aber Vorsicht: der Flow hat seine Tücken.

„Die Strecke muss Spaß machen, auch im Rennen. Das ist für mich das Wichtigste und das erfüllt sie zu hundert Prozent“, sagt Ralph Näf über sein Werk, das er gemeinsam mit Streckenbauer Raphael Rhyner umgesetzt hat.
So wurde aus dem ursprünglichen Kletter-Kurs, der noch bei der Schweizer Meisterschaft 2013 befahren wurde, eine Schleife, die dem 35-Jährigen deutlich mehr entgegen kommt.

Was sich links und rechts der Rothorn-Bahn vorrangig durch Wald und über Lichtungen zieht, ist eine Spielwiese auf Wurzeln und Steinen. Weitgehend natürlich, mit wenigen Stellen, in denen Erde bewegt wurde. Wie zum Beispiel nach der „Näf-Kante“, einem Sprung, der in ein paar Anlieger-Kurven führt.

Nach dem einzigen längeren Anstieg mündet der Kurs in die längste Downhill-Passage. Danach geht’s nur noch auf und ab, unrhythmisch. Eine permanente Beanspruchung an Linienwahl, ein ständiger Wechsel von Antreten und feinfühligem Bremsen, unzählige Richtungswechsel verlangen gute Kurventechnik. Weicher Waldboden, Wurzeln, aber auch Felspassagen fordern Fahrgefühl und Konzentration.

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Der Lenzerheide-Cliff. Ralph Näf, Cross-Country-Streckenchef Benjamin Ott und Streckenbauer Raphael Rhyner loten unter wachsamen Augen verschiedene Optionen aus…©Erhard Goller

Wenn man sich über Jahre Fahrer-Kommentare anhört, dann kennt man das: wenn eine Strecke im Training Spaß macht, heißt das noch lange nicht, dass man auch schnell darauf fahren kann. Im Wettkampf-Modus, respektive -Tempo kommt manche(r) auch schnell an seine (fahrerischen) Grenzen.

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Vor zwei Wochen wurde noch fleißig gebaut. Das ist der Teil nach der Landezone des Lenzerheide-Cliff. Die vierbeinige Hausmacht scheint ein wenig irritiert. ©Erhard Goller

Und dann gibt es da noch das Profil. Zackig. Mit nur sehr kurzen Amplituden. Flachpassagen? Fehlanzeige. Und so summieren sich die Höhenmeter auf gut 180. (Die Angaben schwanken zwischen 182 und 188). Auf 4,2 bis 4,4 Kilometer (auch da gibt es differierende Angaben).

Zum Vergleich: Albstadt schreibt 190 Höhenmeter auf 4,2 Kilometer und gilt physisch als extrem herausfordernd. Dabei spielt eine Rolle, dass es in Albstadt 500 Meter flach oder fast flach dahin geht.

Davon, dass Lenzerheide konditionell und kräftemäßig nicht besonders anspruchsvoll wäre, kann also keine Rede sein. Im Gegenteil. Und wer da über sein persönliches Limit gerät, beginnt in den vielen technisch anspruchsvollen Passagen zu stolpern und Fehler zu begehen.

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So sieht’s auf dem größten Teil der Strecke aus. Wurzeln, Steine, Kurven. ©Erhard Goller

Ein Knackpunkt auf der Strecke wird der Start sein. Das ist im Cross-Country praktisch immer so, doch Passagen mit ausgesprochenen Überholmöglichkeiten sind in Lenzerheide nicht so viele vorhanden wie zum Beispiel in Nove Mesto.
An einigen Stellen wird der Kurs deshalb offen gesteckt, um verschiedene Linien zu erlauben. Ob durch das Training dann aber wieder Linien zu den absolut schnelleren entwickeln, muss man abwarten.

Videos dazu gibt es hier

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