WM-Interview: Nino Schurter und der Weg ins Regenbogen-Jersey

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Im Champagner-Nebel: Weltmeister Nino Schurter ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Nach dem WM-Rennen der Herren in Andorra hat acrossthecountry.net mit Titelträger Nino Schurter in einem kurzen Interview noch mal das Rennen Revue passieren lassen. Der Schweizer Biker vom Scott-Odlo-Team hat sich zum vierten Mal das Regenbogen-Jersey übergestreift und erklärte im Weltmeister-Trikot warum ein Rennen im Standgas auch hart sein kann, spricht über einen Moment in der Defensive im Duell gegen Julien Absalon und bekennt, dass er am Morgen davor so nervös war wie kaum jemals zuvor.

ACC: Nino, lassen wir das WM-Rennen noch mal Revue passieren. Du warst zu Beginn rund 15 Sekunden vorne, wie schon so oft. Julien Absalon hat dann zu Dir aufgeschlossen. Hat Dich das nervös gemacht?
Nino Schurter: Ich wollte nicht zu schnell ins Rennen starten. Bei der schnellen Runde, die ich am Mittwoch noch gefahren bin, habe ich gemerkt: wenn ich überziehe, dann kannst Du dich hier (in der Höhe von 1900 Metern) nicht mehr erholen. Wie gesagt, ich wollte eigentlich nicht schnell starten, aber Tiberi (Andrea) ist ziemlich schnell den ersten Berg hoch. Ich ging so halb nach. Oben habe ich ein bisschen Loch gelassen. Aber ich dann die Abfahrt gut runter gekommen und habe unten gesehen, wir hatten fast 20 Sekunden Vorsprung. Dann bin ich einfach meinen Rhythmus gefahren und gewartet, bis sie wieder aufschließen. Ich glaube, das war wichtig für den Rennverlauf, dass ich nicht zu früh zu viel Körner gelassen habe.

Du hast dann im weiteren Verlauf in der Abfahrt immer Zeit gut gemacht.
Das war gegen Julien sicher wichtig, denn er musste da immer wieder investieren, um die Löcher zu schließen. Das sind die Körner, die dann zum Schluss fehlen.

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Im Downhill wieder mal Zeit gut gemacht. ©Sven Martin

Gab es auch mal eine Situation, in der Du in der Defensive warst?
Ja, einmal bin ich nicht als Erster in die Abfahrt. Dann ist mir ein Fehler passiert und ich bin ein bisschen nervös geworden. Gegen unten, musste ich das Loch noch zufahren. Da hat Julien im steilen Anstieg gleich attackiert. Ich war ziemlich am Limit. Aber an seiner Haltung habe ich auch gemerkt, dass er ebenfalls ziemlich dran war. Ich glaube, das war seine Attacke, die er gerne Mitte des Rennens mal platziert. Das Rennen habe ich heute wohl in den Abfahrten gewonnen.

In der vorletzten Runde ist wohl die entscheidende Lücke entstanden.
Ja, da habe ich aus der Abfahrt, zehn bis 15 Sekunden mitgenommen und bis zur nächsten Abfahrt konnte er das nicht mehr zumachen. Da wusste ich, es wird schwierig für      ihn, das Loch nochmal zu schließen. Aber Julien ist einer, der nie aufgibt. Es war wirklich hart bis ins Ziel.

Welche Rolle hat die Höhe gespielt, mal abgesehen von Deiner Zurückhaltung am Start?
In der Höhe Rennen zu fahren ist was ganz anderes. Du fährst wie im Standgas, kannst nie richtig einen rauslassen. Das war schon speziell hart.

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Wie Standgas sieht das für einen Normalsterblichen nicht aus: Nino Schurter im Duell mit Titelverteidiger Julien Absalon. ©Sven Martin

Du hast in den Tagen zuvor sehr gelassen gewirkt. Hast von einer tollen Saison gesprochen, mit dem Gewinn der Weltcup-Gesamtwertung und dass Du Dir das Jersey zum Ziel gesetzt hast, aber wenn es nicht klappen würde wäre das auch nicht schlimm. War das auch ein Schlüssel zum Erfolg?
Ich war ziemlich entspannt. Bis heute morgen. Dann war ich auf einmal nervös. Ich glaube, ich war noch nie so nervös vor einem Rennen. Aber es ist aufgegangen.

Dieses vierte Jersey in der Elite-Kategorie. Wie ordnest Du das für Dich ein?
Es war sicher eine perfekte Saison für mich. Ich habe mich nur auf die Weltcup-Rennen und die WM konzentriert. Ich brauche nicht viele Rennen, um in Form zu kommen. Dafür kann ich diese wirklich gut vorbereiten. Das werde ich nächstes Jahr auch so machen.

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