Wolfram Kurschat: Könnte einen auf die Mütze kriegen

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Ein experimenteller Winter: Wolfram Kurschat ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Der dreifach Deutsche Meister Wolfram Kurschat (Topeak-Ergon) steigt am Ostermontag beim Bundesliga-Auftakt in Bad Säckingen in die Cross-Country-Saison ein. Und riskiert dabei, „einen auf die Mütze zu kriegen.“

Die gefühlt 227. Mountainbike-Saison des Wolfram Kurschat beginnt. 1989 hat als 14-Jähriger das Mountainbike für sich entdeckt, 1992 war er als jüngerer Juniorenjahrgang Vize-Europameister, tatsächlich ist es also, je nach Startpunkt, die 22. bis 25. Saison, die der bald 38-Jährige bestreiten wird.

Und er geht sie unter anderen Vorzeichen an. „Ich habe im Winter mal an anderen Projekten gearbeitet, die ich lange schon in der Schublade hatte. Ich probiere mit ganz wenig Training in die Saison zu starten.“
Nur fünf bis sieben Stunden haben sich pro Woche angesammelt. Bei diesen Zahlen werden die meisten Trainer quer durch Deutschland wohl den Kopf schütteln. Was dabei raus kommt, wird sich zeigen. Nicht in Bad Säckingen, sondern beim Weltcup-Auftakt in Albstadt, vielleicht auch schon zuvor beim BiketheRock in Heubach.

„Vielleicht kriege ich in Bad Säckingen einen auf die Mütze“, zieht Kurschat ein Negativ-Erlebnis in Betracht.
Allerdings darf man sich das bei Wolfram Kurschat nicht so salopp vorstellen, wie es im ersten Moment daher kommt. Er misst, er analysiert und seziert seine Trainingsleistungen und er hat immer Referenzwerte parat. „Ich bin eigentlich erstaunt. Auf meinen Heimstrecken bin ich sogar stärker. Und ich habe eine gute Ausgangsposition, auch weil ich richtig Lust habe auf die Saison.“
Training bekommt Zeit um zu wirken, Trainingseinheiten werden in frischem Zustand absolviert. So ungefähr umreißt er das Motto, unter dem das Experiment läuft.

„Als Leistungssportler bewegt man sich doch immer in Grenzbereichen, es ist nicht weit zum Burn-Out. Die Frage ist, was macht mich schneller“, stellt Kurschat grundsätzliche Fragen.
Daneben liegt der Wahl-Pfälzer nicht. Eine Studie der Sporthilfe förderte vor kurzem zu Tage, dass 11,4 Prozent der befragten Sportler von sich sagen, dass sie schon mal an einem Burn-Out gelitten haben. In diese Thematik gehört auch das so genannte Übertraining, mit seinen körperlichen und seelischen Auswirkungen.

In die Saison reinwachsen
Dass Kurschat jetzt so eine fast radikale Variante fährt, hat auch damit zu tun, dass er bei Topeak-Ergon neue Aufgaben als „Markenbotschafter“ übernimmt. Und als Familienvater mit drei Kindern auch schon Möglichkeiten auslotet, was ihn nach seiner aktiven Karriere über Wasser halten kann. Abseits vom reinen Apotheker-Dasein, was für ihn ja auch möglich wäre.
Eines der Projekte nennt er „cyclingfunctional“. Damit versucht er seine Erfahrungen und sein Wissen für Otto Normalverbraucher kompatibel zu machen. Seminare und Coachings gehören dazu.

Man darf also gespannt sein, wie er selbst es auch ist. „In die Saison rein wachsen“, apostrophiert er sein Herangehen, keine unnötige Energie verschwenden. Wer weiß, was passiert? Als er 2009 im Weltcup plötzlich zweimal hintereinander Zweiter war, da hatte ihm das auch niemand zugetraut. Muss ja nicht so fulminant sein wie damals, aber eine Überraschung ist nicht ausgeschlossen. Nicht bei Wolfram Kurschat. Schließlich war schon öfter abgeschrieben.

„Ich bin gespannt auf mein ganz persönliches Feedback, gespannt, wie sich das Ganze auswirkt“, sagt er. Am Montag wird man sehen. Auf einem Kurs, der zwar nicht die Anstiege hat, die ihn so stark machen, der aber konditionell sehr anspruchsvoll ist, weil ohne Ruhephasen. Und der von der Charakteristik her dem ähnelt, den er mit Junioren-Meister Lukas Baum (Fiat-Rotwild) zuhause in Neustadt an der Weinstraße gebaut hat.

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