Weltcup Mont Sainte Anne – Nachgedreht (2): Ein Tag für die Geschichtsbücher

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Julien Absalon gegen Nino Schurter: Auch ein Duell für die Geschichtsbücher. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Ein Mann der alles gewonnen hat, setzt sich neue Ziele: Julien Absalon hat mit Weltcupsieg Nummer 26 seinen eigenen Rekord weiter nach oben geschraubt und denkt jetzt an die Marke bei den Frauen. Derweil hat auch Nino Schurter schon begonnen an seiner eigenen Legende zu stricken.

Julien Absalon (BMC Racing) arbeitet weiter an seiner eigenen Legende. 2013 ist das elfte Jahr in Folge, in dem er mindestens einen Weltcupsieg landen konnte. Er brachte Nino Schurter (Scott-Swisspower) mit dem Rezept „à la Berne“ in Verlegenheit.

„Lange harte (Zwischen-)Sprints“, wie bei der EM in Bern, insbesondere am längsten Anstieg, dem bekannten „Zig-Zag“, konnte Schurter irgendwann nicht mehr parieren. Der Weltmeister war zwar nach einer Erkältung „nicht bei hundert Prozent“, wie er sagte, bekannte aber auch, dass Absalon „extrem stark“ gewesen sei.

Mont Sainte Anne, der einzig verbliebene Klassiker im Weltcup, ist für Julien Absalon eine ganz spezielle Bühne. Es war sein fünfter Weltcup-Sieg dort, den ersten landete er bereits 2003. Das war damals der zweite Weltcup-Sieg seiner Karriere und eben der Beginn der oben genannten Serie. 1998 war er auf diesem Terrain auch schon Junioren-Weltmeister geworden. Fünf Weltcup-Siege am gleichen Ort, das ist ein weiterer Rekord für den Mann aus den Vogesen.

Absalon jagt jetzt einen Frauen-Rekord
„Geschichte und Serien haben mich am Anfang meiner Karriere nicht interessiert, aber jetzt wird mir das wichtig“, erklärte Absalon. Aber jetzt wo er Teil dieser Geschichte ist, will er sie auch ganz bewusst mitschreiben. Da er mit seinen 26 Weltcupsiegen aktuell konkurrenzlos ist (Thomas Frischknecht ist mit 17 der nächste), hat er sich eine andere Marke zum Ziel gesetzt. Die 28!

„Die will ich bis zum Ende meiner Karriere übertreffen“, hat er sich vorgenommen. 28, das ist die Zahl an Weltcupsiegen, die Julie Furtado und Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) vorgelegt haben.
Es könnte natürlich sein, dass bei Dahle-Flesjaa aus der 28 auch noch eine 29 oder eine 30 wird. Das hat die Norwegerin zumindest selbst im Visier.

Absalons Sieg in Mont Sainte Anne, das war gleichzeitig der erste für das BMC Racing Team. Und weil Ralph Näf („ich bin das ganze Rennen Vollgas gefahren“) aus schlechter Startposition als Vierter zum ersten Mal in diesem Jahr auf dem Podium stand, gab es den zweiten Saison-Sieg in der Teamwertung.

Vor der Saison hatte Absalon, der am Freitag 33 Jahre alt wird, Mont Sainte Anne gar nicht im Programm, wegen der WM-Vorbereitung. Doch nachdem er in Albstadt durch einen Defekt um den Sieg gebracht wurde und ohne Punkte blieb, wurde umdisponiert.
Kleines Bonmot am Rande: Ehefrau Emilie war extra nach Kanada geflogen. Warum? „Ich habe gespürt, dass er hier gewinnen wird“, erklärte sie.

Schurters Schlagzahl ist höher
Nino Schurter wurde in Mont Sainte Anne indes erst mal die Chance verwehrt einen anderen Rekord von Absalon einzustellen: Fünf Siege in einer Saison sind dieses Jahr nicht mehr möglich.
Der Eidgenosse setzte dabei eine wenig erfreuliche Serie fort. Seit 2009 hat er dort jedes Jahr mindestens einen Defekt verzeichnet, 2010 bei der WM sogar zwei. Nur 2007, als er als U23-Fahrer Fünfter wurde, da kam er ohne Reifenschaden durch. Letztes Jahr gewann er, trotz Defekt. Dabei mag Schurter das Gelände an den Skihängen von Mont Sainte Anne eigentlich.

Nino Schurter hat mit seinen 27 Lenzen zehn Weltcupsiege auf dem Konto. Das ist ungefähr der Wert, den auch Absalon in dem Alter aufwies. Allerdings hatte der Franzose früher mit dem Gewinnen begonnen. Schurters Schlagzahl ist gemessen an seinem Alter aktuell höher.
Der Schweizer steht nach seinem dritten Platz unmittelbar vor seinem dritten Weltcup-Gesamtsieg. Absalon hat in seiner Karriere deren fünf angesammelt.

20 Punkte braucht er beim Finale in Hafjell noch. Ein 38. Platz wird Schurter bei einem Absalon-Sieg in Hafjell reichen. Wenn der nicht gewinnt, dann ist er sowieso schon durch.
Parallel zu Absalon strickt also Nino Schurter auch schon an seiner eigenen Legende.

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