Chelva: Schweizer Doppelsieg beim ersten XCO-Rennen der Saison

Im bestens besetzten C1-Rennen nahe des spanischen Valencia siegt Jolanda Neff (Trek Factory) vor Linda Indergand (Liv). Bei den Herren setzt sich der Südafrikaner Alan Hatherly (Cannondale Factory) durch

Strahlend blauer Himmel, eine warme Frühlingssonne und endlich wieder dicht gedrängte Zuschauermassen waren die Zutaten für das erste große europäische XCO-Rennen, das C1-Rennen in Chelva, knapp eine Autostunde Richtung Landesinnere von der spanischen Küstenstadt Valencia entfernt. Und das Publikum erlebte nicht nur international bestens besetzte, sondern auch bis zum Schluss Wettkämpfe auf der anspruchsvollen Strecke am Ortsrand.

Jolanda Neff im Hügelland von Chelva / ESP © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Jolanda Neff im Hügelland von Chelva / ESP
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Frauen: Dreiergruppe dominiert

v.l.n.r.  Linda Indergand, Jolanda neff, Martina Berta © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
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Linda Indergand, Jolanda neff, Martina Berta
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Bei den Frauen hatte sich schnell eine Dreiergruppe gefunden, die fast über die gesamte Renndistanz zusammen blieb. Erst in der letzten Runde konnte sich die Schweizermeisterin Jolanda Neff von ihren beiden Mitstreiterinnen Linda Indergand und die Italienerin Martina Berta (Santa Cruz FSA) trennen. „Ich habe immer versucht, das Tempo hochzuhalten“, berichtete Indergand später im Ziel. „Vor allem in den Abfahrten habe ich Druck gemacht, aber ich bin nie richtig weggekommen.“ Als erstes musste dann am letzten langen Anstieg Berta Federn lassen, und in der Mitte des Berges auch Indergand. „Dabei habe ich gar nicht wirklich attackiert“, sagte die spätere Siegerin Neff im Zielinterview: „Ich bin einfach nur mein Tempo weitergefahren. Etwa zur Hälfte vom Anstieg ist Linda dann nicht mehr mitgekommen. Plötzlich war ich alleine und bin dann Vollgas ins Ziel gefahren.“ Stolze 33 Sekunden nahm die Schweizermeisterin ihrer Landsfrau auf den letzten beiden Kilometern noch ab und siegte in einer Zeit von 1:22:34 Minuten, Martina Berta verlor sogar noch 1:14 min in der letzten Runde. Dabei war Berta gar nicht wesentlich langsamer als in den Runden zuvor. Aber Neff hatte mit 13:39 min in der letzten Runde die mit Abstand beste Rundenzeit gefahren: als einzige Frau blieb sie unter 14:00 min.

Neff sieht gute Vorzeichen

Jolanda Neff hebt ab © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Jolanda Neff hebt ab
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

„Es war seit langem das erste Rennen in einer Saison, das ich gewinnen konnte“, sinnierte Neff: „Zuletzt 2018, auch hier in Chelva. Danach hatte ich eine wirklich super Saison! Auch 2014, 15 und 16 habe ich immer das erste Rennen gewonnen, und es wurde jedes Mal eine gute Saison. Das war ein toller Einstieg heute in die Rennsaison. Und ich habe mich wirklich darauf gefreut, in den Rennzirkus zurückzukommen.“

Ames findet neue Lieblingsstrecke
Einzige deutsche Starterin war die Saarländerin Kim Ames in Diensten des Schweizer jb Brunex Superior Factory Teams. Sie erreichte 6:02 min nach Neff das Ziel und belegte damit den 13. Platz. „Ich bin froh, dass ich das hohe Anfangstempo mitgehen konnte“, freute sich Ames im Ziel über ihre eigene Leistung. „Dass ich dann hinten raus ein bissen langsamer wurde, ist nicht so tragisch: ich bin super zufrieden mit dem Ergebnis. Das hier in Chelva ist auf jeden Fall meine neue Lieblingsstrecke.“ Die Strecke hatte auch alles, was das Mountainbiker-Herz begehrt: kurze, knackige Anstiege, schnelle, nicht allzu technische, schnelle  Abfahrten mit kleinen Sprüngen. „Genau so soll ein Cross-Country-Kurs sein.“

Cannondale rockt das Ding

Podium der Männer © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Podium der Männer
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Auch im Rennen der Männer war es zunächst eine Gruppe, die das Rennen dominierte und den anderen keine Chance ließ. Mit dabei: der Tscheche Ondrej Cink (Kross Orlen), der Brasilianer Henrique Avancini und der Südafrikaner Alan Hatherly (beide Cannondale Factory), die beiden BMC MTB-Team-Fahrer (ehemals Absolute Absalon-BMC) Tituan Carod (FRA) und Filippo Colombo (SUI) sowie Neffs neuer Teamkollege Vlad Dascalu (ROU). Die spanische Flagge hielt der großgewachsene David Serrano Valero (BH) hoch. Und das Tempo war wirklich unglaublich hoch! Zur Rennhälfte sah es so aus, als könnten die beiden Cannondale-Profis das Ding rocken, wie es ihr Ex-Teamkollege Manuel Fumic immer auszudrücken pflegte. Doch dann musste Avancini mit einem Reifendefekt kämpfen und Hatherly konnte alleine davon ziehen.

Alan Hatherly gewinnt souverän © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Alan Hatherly gewinnt souverän
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Runde um Runde baut der Südafrikaner seinen Vorsprung aus und siegte zum Schluss nach 1:20:15 h souverän mit fast einer Minute Vorsprung vor dem Schweizer Filipo Colombo, der in der zweiten Runde zunächst mit einem technischen Problem zu kämpfen hatte und deswegen den beiden Cannondale-Fahrern nicht folgen konnte. „Es ist sehr schwer auf der Strecke zu überholen. Aber ich bin hinten ruhig gefahren, bin immer mein eigenes Tempo gefahren. Am Ende hat es dann für den zweiten Platz gereicht – damit bin ich für heute zufrieden“, sagte der 25-Jährige und ließ durchblicken, dass er nächste Woche in Banyoles damit vielleicht nicht mehr zufrieden sein könnte. Platz 3 ging an den Spanier Valero Serano.

Raggl bester Österreicher, Egger mit Platten bester Deutscher

Georg Egger mit Blick auf die spektakuläre Strecke © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Georg Egger mit Blick auf die spektakuläre Strecke
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Bester Österreicher wurde Gregor Raggl (jb Brunex Superior) als 14. mit einem Rückstand von 1:26 min auf Hatherly. Bester Deutscher wurde Georg Egger (Speed Company) als 22. unmittelbar vor seinem Best Buddy Lukas Baum, 4:23 min bzw. 4:27 min zurück. Egger hatte sich in den letzten Runden einen Reifendefekt eingefangen und hoffte noch, schadenfrei über den Kurs zu kommen, verlor dann aber in der letzten Runde einige Zeit und vor allem Plätze verlor. So war er zwei Runden vor Schluss noch fast am Hinterrad von Raggl dran. „Ich habe schon gemerkt, dass ich vorne wenig Druck habe und hatte immer etwas Schiss, etwas kaputt zu machen. Aber irgendwann war halt die Luft raus. Platz 15 wäre bei der Besetzung hier ein geiles Ergebnis gewesen, auch wenn es auch nur einen Punkt gebracht hätte. Aber es ist halt jetzt so“, zeigte sich Egger nach dem Rennen zwar etwas angefressen, aber durchaus noch entspannt.“

Start der Männer von hinten © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Start der Männer von hinten
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Sein Teamkollege Lukas Baum, der mit Startnummer 39 ins Rennen gegangen war, klagte vor allem über den vielen Staub: „In der Startphase siehst Du quasi gar nichts. Später hat eine Lunge hat dann so gebrannt.“ Dazu kam dann auch noch Pech: erst stürzte ein Kontrahent unmittelbar vor ihm und zwang den Pfälzer zum Absteigen, und kurz danach rutschte er in der Zielkurve weg und musste dann seine Gruppe ziehen lassen.“ Letztlich hakte Baum das Rennen als „gutes Training“ ab. Alex Bregenzer belegte als drittester Deutscher den 30. Platz.

Nächstes Wochenende: Banyoles
Nächstes Wochenende treffen sich wohl alle Fahrer, die in Chelva am Start waren, 400 km weiter nördlich wieder. Zum dortigen HC-Rennen in Banyoles bei Girona werden dann noch mehr hochkarätige Sportler erwartet, unter anderem auch einige Lexware-Fahrer und die deutsche Nationalmannschaft, die in derzeit dort in der Nähe im Trainingslager ist

 

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