Mona Eiberweiser zieht einen Schluss-Strich

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Verkündet Karriere-Ende: Mona Eiberweiser ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Via Pressemitteilung des Ghost Factory Racing Teams hat Mona Eiberweiser ihr Karriere-Ende verkündet. Die 22-jährige Junioren-Europameisterin von 2008 war seit Juni 2012 wegen einer Muskel-Entzündung im Rücken keine Rennen mehr gefahren.

Die Hoffnung auf ein Comeback von Mona Eiberweiser war seit vergangenen Herbst immer geringer geworden. Trotz der eingelegten Zwangspause waren die Schmerzen bei Belastung nicht verschwunden. Als Mona Eiberweiser im Juni bei der Europameisterschaft in Bern vor Ort war, schien sie sich schon langsam vertraut zu machen mit dem Gedanken, dass sie auf Dauer die Rolle der Sportlerin mit der einer Zuschauerin vertauschen musste. Das Ghost Factory Racing Team hatte ihr immer den Rücken gestärkt und eine Tür zur Rückkehr offen gehalten, aber jetzt hat sie einen Schluss-Strich gezogen.

„Die Entscheidung ist schon im Sommer gereift. Irgendwann biegst du halt ab, irgendwann konnte ich die Physios nicht mehr sehen, irgendwann nervt das. Die Entzündung ist zwar zurückgegangen, aber es ist immer noch Flüssigkeit drin. Auf Belastung reagiert der Muskel immer noch sehr empfindlich“, erklärt Mona Eiberweiser.

Fast zwei Jahre lang hatte Mona Eiberweiser an den Rückenschmerzen laboriert, mal mehr, mal weniger. Zwei Jahre dauerte es, ehe im Juni 2012, als sie bei der Trans-Germany nach einem Tag aufgeben musste, endlich die Diagnose gestellt wurde: Chronische Muskelentzündung im Lendenwirbel-Bereich. Eine Erklärung für etliche sportliche Enttäuschungen in den beiden Jahren zuvor, aber auch ein Schock für das große Talent.

Im jüngeren Juniorinnen-Jahrgang schon hatte Mona Eiberweiser in St. Wendel den Europameistertitel geholt und im gleichen Jahr die Bronze-Medaille bei der WM, hinter der Kolumbianerin Laura Abril und hinter Barbara Benko aus Ungarn, die inzwischen für Focus fährt.

Ein Jahr später gewann sie zwei Junioren-Weltcuprennen, konnte aber bei den internationalen Meisterschaften nicht die erhofften Medaillen einfahren. Der Start in die U23-Kategorie, respektive die Eliteklasse, war grandios. Gleich ihr allererstes Elite-Rennen überhaupt, in Amathous auf Zypern, konnte sie gewinnen.

Mona Eiberweiser: Wollte mich nicht raus reden
Danach begannen jedoch bald die Probleme mit dem Rücken. Immer wieder kamen die Schmerzen. Im Frühjahr 2011 legte sie ein Pause ein, kam aber wieder zurück ohne dass die Probleme wirklich behoben waren. Die Studentin erlebte eine schwierige Zeit, auch mental. Sie verbuchte im U23-Weltcup immer noch Top-Ten-Resultate, doch das war gemessen an ihren Möglichkeiten zu wenig – auch ihr selbst. Es fiel ihr schwer Erklärungen abzugeben, schon gar nicht wollte sie das immer auf den Rücken schieben.

„Ich wollte mich nicht raus reden. Das ist eben meine Schwachstelle, die ich nicht in den Griff bekommen habe. Ich hätte mich da mehr drum kümmern müssen. Man ist ja auch dafür verantwortlich, wenn man zu wenig trainiert. Sicher bin ich auch ein wenig selber schuld, dass es sich so schlimm entwickelt hat. Ich habe es nicht so ernst genommen. Andere haben auch Rückenschmerzen, habe ich gedacht. Im Nachhinein ist man immer gescheiter“, bekennt Mona Eiberweiser.

Allerdings stehen Ärzte und Physiotherapeuten vor einem Rätsel wie sich die Entzündung so entwickeln konnte. Keiner hatte so was vorher schon mal gesehen.

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Aus dem Tunnel Leistungssport in ein neues Leben als Studentin: Mona Eiberweiser ©Werner Schulte-Lünzum

Jetzt ist Mona Eiberweiser in Deggendorf eine zufriedene Studentin der Medientechnik, wie sie sagt. „Es waren zehn gute Jahre im Sport, die mich geprägt haben und die ich sehr schätze. Klar, meinen Traum von Olympia konnte ich nicht in die Tat umsetzen, aber das geht vielen so. Aber jetzt gibt es was Neues. Ich habe schon eine Weile gebraucht für die Umstellung von der Sportlerin zur Studentin, aber inzwischen fühle ich mich sehr wohl damit. Ich habe sehr viel Spaß an meinem Leben, so wie es jetzt ist“, sagt sie.
Aktuell treibe sie „Sport in Maßen“, vor allem Laufen.

Mona Eiberweiser ist eine niederbayrische Frohnatur, mit einem lebendigen Dialekt, einem offenen und ehrlichen Wesen und einem gewinnenden Lachen. Sie ist ehrgeizig und intelligent. Mit ihrem Talent und ihrer Persönlichkeit hätte sie für den deutschen Cross-Country-Sport eine ganz wichtige Rolle spielen können. Wenn denn der Körper nicht gestreikt hätte. So muss die Disziplin mit ihrem Karriere-Ende einen beträchtlichen Verlust beklagen.

Dem Mountainbike-Sport will Mona Eiberweiser aber auf jeden Fall treu bleiben. Kürzlich absolvierte sie für das Bike-Magazin in Fotoshooting und als Fan will sie beim einen oder anderen Rennen auch auftauchen. „Diesen Sommer habe ich Abstand gebraucht, aber künftig will ich die Kontakte auf jeden Fall weiterpflegen. Ich habe so viele tolle Leute kennen gelernt und die Charaktere in dem Sport sind schon anders, als man sie zum Beispiel beim Studium trifft“, kündigt Mona Eiberweiser an.

Wieder ein verlorenes Talent
Mit ihrer Geschichte fügt sich Mona Eiberweiser ein in die Reihe der in Deutschland verloren gegangenen (weiblichen) Talente in der Cross-Country-Disziplin. Angefangen bei Nina Wrobel (ehemals Göhl), die es immerhin zu einem Weltcupsieg geschafft hat, bevor sich gesundheitliche Probleme einstellten. Fortgesetzt bei Ines Thoma, die jetzt immerhin erfolgreiche Enduro-Fahrerin ist.

Fortgesetzt auch bei Johanna Techt, bei der nach ihrem Rodel-Unfall ein Comeback aber noch denkbar ist. Früher schon hat die Junioren-WM-Bronze-Medaillengewinnerin von 2003, Almut Grieb, das leistungssportliche Handtuch geworfen.
Sportlerinnen wie Katharina Haase, Gudrun Stark oder Vanessa Mosch hatten vielleicht nicht ganz das Eiberweisersche Talent, aber man hätte ihnen durchaus eine länger währende Karriere auf dem MTB zugetraut. Auch sie sind aus dem Leistungssport verschwunden.

Mehr zu Mona Eiberweiser:
Langes Interview vom Februar 2012

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