Absa Cape Epic#3: Sauser/Kulhavy im Sprint – Dramatische Umstände kosten Fumic/Avancini Zeit
Zweiter Etappensieg für das Team Investec-Songo Specialized. Jaroslav Kulhavy und Christoph Sauser haben in Greyton im Sprint die dritte Etappe des Absa Cape Epic für sich entschieden. Nino Schurter und Matthias Stirnemann (Scott-Sram) verpassten ihren ersten Tages-Sieg nur knapp, Centurion Vaude mit Nicola Rohrbach und Daniel Geismayr wurde Dritte. Manuel Fumic und Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing) verteidigten auf den 78 Kilometern als Vierte das Gelbe Trikot, verloren aber 1:19 Minuten – allerdings unter dramatischen Umständen.
Das Cape Epic ist bekannt für seine Dramen, aber auf diese Art von Geschichten würde man lieber verzichten: Manuel Fumic wurde rund zehn Kilometer vor dem Ziel in einer Abfahrt von einem Motorrad aus dem Sattel befördert.
In Serpentinen ging der Kurs bergab und kreuzte wiederholt eine Dirt-Road. Ein Fotografen-Motorrad war auf dieser Dirt-Road unterwegs und hatte wohl nur nach unten in Richtung der ersten Fahrer geblickt.
„Ich habe den gesehen, aber dachte natürlich, der hält an“, schildert Manuel Fumic die Situation. Der Motorradfahrer realisierte erst sehr spät, dass von rechts oben Fumic und Avancini den Trail herunter jagten. „Er hat dann noch gebremst, ich habe gebremst, aber ich bin mit meiner linken Schulter auf ihn draufgeknallt“, so Fumic.
Er klickte aus und kam von der Strecke ab. „Das war echt unnötig. Aber ich bin froh, dass es noch so ausgegangen ist. Da hätte auch schnell meine ganze Saison kaputt sein können.“ Der Zeitverlust selbst war nicht so dramatisch, aber dennoch hatte die Situation entscheidende Bedeutung.
Kulhavy und Schurter „sprinten“ am Berg
Der Zwischenfall ereignete sich in einer wichtigen Renn-Situation und das war vorher passiert:
Nach 60 Kilometern begann an diesem vierten Tag des 14. Cape Epic die entscheidende Phase. Christoph Sauser diktierte am Anstieg, dessen Schluss-Abschnitt der „UFO-Climb“ bildete, das Tempo. Sieben Teams hatten gemeinsam die dritte Verpflegungsstelle passiert.
Zuerst diktiert Christoph Sauser das Tempo. Als Erste bekommen Karl Platt und Urs Huber (Team Bulls 1) und Pyga (Buys/Beukes) Probleme, doch auch Fumic und Avancini sind nicht dabei. „Wir waren in dem Moment einfach in einer schlechten Position, einen Moment unaufmerksam. Aber das wäre alles noch okay gewesen“, meinte Fumic später.
Vorne „sprinten“ Schurter und Kulhavy quasi den Berg hoch, um oben auf die Kollegen zu warten. „Wir wussten, dass Scott die Etappe heute gewinnen wollte“, so Kulhavy. Also war man in dem Moment auf der Höhe des Geschehens.
Christoph Sauser/Jaroslav Kulhavy entkamen mit Nino Schurter/Matthias Stirnemann, Centurion-Vaude 2 mit Nicola Rohrbach und Daniel Geismayr nicht weit dahinter.
Fumic und Avancini fast an Centurion-Vaude dran
In der folgenden technischen Abfahrt versuchen Nino Schurter und Matthias Stirnemann zu entkommen. Sie reißen eine kleine Lücke, doch auf der nächsten Flachpassage ist gegen Jaroslav Kulhavy kein Kraut gewachsen. Mit Rohrbach und Geismayr im Schlepptau schließen sie zu Scott-Sram auf und dann beginnt das Fernduell mit dem Quartett dahinter.
Fumic/Avancini haben vor dem Zwischenfall die führenden drei Teams in Sicht und dabei den Anschluss zu finden. Doch dann passiert das Vermeidbare (siehe oben). Der mögliche Anschluss ist damit dahin. „Da war erst der Schock, die Schmerzen und Konstellation war ungünstig für uns. Jaroslav hat vorne das Tempo gemacht, dagegen konnten wir nichts mehr ausrichten“, so Fumic. „Aber wir sind den vierten Tag in Gelb, das ist nicht so schlecht, die Laune ist bestens.“ Allerdings mit einem blauen Muster an der linken Schulter.
Am Ende sind es 1:19 Minuten Verspätung, mit denen die Träger des Gelben Trikots das Ziel erreichten.
Im Sprint um Rang vier bezwingen sie Hector Paez und Max Knox (Kansai-Plascon).
Stirnemann sprintet zu früh, Rohrbach „frisst“ Gras
Vorher ist es auf einer Zielgeraden zu einem Schweizer Generationen-Duell gekommen. Während Schurter vor Kulhavy als Erster die Ziellinie überquert schafft es Christoph Sauser mit all seiner Routine auf der Zielgeraden noch am 15 Jahre jüngeren Matthias Stirnemann vorbei um sich seinen 38. Etappensieg beim Cape Epic zu sichern.
„Ich dachte, wir haben es schon, aber ich bin zu früh gesprintet, weil ich nicht genau wusste wo das Ziel war“, bekannte Stirnemann. Darüber wusste Sauser allerdings auch nicht Bescheid. „Wir dachten, dass die letzten 400 Meter Zieleinlauf so sein würden, wie wir heute Morgen losgefahren sind“, erklärte Sauser.
Die Paarung Nicola Rohrbach und Daniel Geismayr kann derweil nicht mehr um den Etappensieg mitsprinten. „Auf den letzten 150 Metern hat es mir Gras in die Kassette reingenommen“, erklärte Rohrbach das Malheur, das schließlich acht Sekunden Rückstand erzeugte. Immerhin reichte es erstmals in diesem Jahr zu einem Platz auf dem Podest.
Christoph Sauser zeigte sich indes zufrieden: „Das war ein guter Tag für uns. Wir haben nicht erwartet allzu viel Zeit gut zu machen gegenüber Cannondale. Das war ein Bonus“, sagte Sauser. Wobei er da vermutlich noch nicht wusste, was Fumic widerfahren war.
Team Bulls: Karl Platt findet seine Beine wieder
Karl Platt und Urs Huber zeigen sich gegenüber dem Vortag verbessert. „Hat jemand meine Beine gesehen. Dann bringt sie bitte vorbei“, hatte Platt am Tag zuvor gescherzt. Er scheint sei wiedergefunden zu haben, wenn auch noch etwas demoliert.
„Es hat sich heute ersten Mal gut angefühlt. Ich kann nicht erklären, was mit mir los war, so habe ich mich in einem Rennen noch nie gefühlt. Aber ich habe immer noch Spaß und bin zuversichtlich für den Rest der Woche“, erklärte Platt.
Mit den Top-Teams konnte das Deutsch-Schweizer Duo zwar nicht mithalten, doch mit 2:35 Minuten Rückstand wurden sie Sechste und verbesserten sich damit in der Gesamtwertung auf Platz sechs (+15:56), 5:48 Minuten hinter Centurion-Vaude 2, die Fünfte sind.
Bei Alban Lakata und Kristian Hynek (Topeak-Ergon) war auch der vierte Tag zum Knicken. Diesmal spielte auch ein Defekt eine wesentliche Rolle. Als Zwölfte kamen sie mit 7:58 Minuten Rückstand ins Ziel, 23 Sekunden hinter Jochen Käß und Markus Kaufmann (Centurion-Vaude 1) auf Elf. Beide hatten schon früh den Anschluss verloren. Offensichtlich macht ihnen das hohe Tempo, das die etatmäßigen Cross-Country-Fahrer am Anfang gehen (können) Probleme.