Das 17. BiketheRock Nachgedreht: Bestens komponiert und mit Show-Effekt garniert
FOTO Klasse Klassiker: Das BiketheRock wird immer noch besser ©Andreas Dobslaff/EGO-Promotion
Das 17. BiketheRock hat gehalten, was es versprochen hat. Großartige Kulisse, tolle Stimmung und die Organisation im Kessel unter dem Rosenstein war einmal mehr hervorragend. Man muss sogar konstatieren: es wird immer besser. Das Publikum hatte erstaunliche drei deutsche Siege zu feiern und bei den Herren deuteten zwei Jüngere an, dass sie der Spitze näher kommen. Vom Bundesliga-Auftakt in Heubach Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.
Der Mix ist das, was das BiketheRock ausmacht. Die Organisatoren um Eckhard Häffner, Ralf Tiede, Julian Jas und einigen anderen haben den Klassiker über die Jahre zu seinem echten Mountainbike-Event komponiert, leistungsportlich top, in der Breite bestens aufgestellt, absolut familienfreundlich und mit einem Show-Anteil in Form von Trial- und Freestyle-Acts garniert. Kein Wunder, dass viele tausend Zuschauer zur „Stellung“ hinauf strömen; auch schon am Samstag säumten beim Downhill und bei den Kinder-Rennen unzählige Menschen die Strecke*.
Es war das zwölfte HC-Rennen in Folge und auch wenn der Kurs speziell ist: es bleibt Mountainbike pur und es kann sogar eine gewinnen, die oft genug gesagt hat, dass sie die Strecke nicht liebt. Sabine Spitz sprach hinterher davon, dass ihr ein Sieg beim BiketheRock „noch gefehlt hat“. Das weist darauf hin, dass Heubach ein gewisses Prestige besitzt. Julien Absalon hat es zweimal gewonnen und er ist inzwischen Stammgast. „Ich fühle mich hier wohl, deshalb komme ich jedes Jahr wieder“, sagt der Franzose. Ob 2018 auch noch mal, wird sich an der Fortsetzung seiner Karriere entscheiden.
Erfreulich aus deutscher Sicht, dass mit Ronja Eibl bei den Juniorinnen und Max Brandl in der U23 zwei weitere deutsche Siege gab. Auch wenn die Herren ein wenig aus der Reihe tanzten, Markus Schulte-Lünzum und Ben Zwiehoff hätten mit weniger Pech durchaus auch auf dem Podium stehen können.
Moritz Milatz (Kreidler Werksteam) hatte man bei seiner 15. Teilnahme beim BiketheRock mehr zugetraut als Rang 19. Zwei Gründe für die eher enttäuschende Platzierung führte der Freiburger an. Bereits in Runde eins holte er sich einen Plattfuß, womit jegliche Ambitionen in Richtung Podium natürlich schon erledigt waren. Von Position 50 ackerte sich Milatz durchs Feld, doch als Beobachter vermisste man den dynamischen Tritt am Berg, den man von ihm kennt. Und wohl auch er selbst.
„Der Biss hat gefehlt“, bekannte er. Vielleicht hing das auch damit zusammen, dass die Motivation natürlich leidet, wenn die eigenen Ambitionen bereits in der ersten Runde erledigt sind. Milatz sprach aber auch davon, dass er sich in Haiming besser gefühlt hätte. „Vielleicht habe ich mich nicht gut genug erholt.“
Einmal produzierte er eine fünftbeste Rundenzeit, was aber eher seinen stabilen Zeiten geschuldet war und kein echter Ausreißer nach oben.
Christian Pfäffle (Möbel Märki) hing lange Zeit nicht weit hinter Milatz, am Ende lag er eine gute Minute hinter ihm. „Leistungsmäßig bin ich super zufrieden“, diktierte Christian Pfäffle im Ziel in den Notizblock. „Das Gefühl war super und in der Abfahrt war ich schnell. Klar, am Berg fehlt noch ein bisschen Kraft, aber sonst hat das gepasst.“
Platz 25 passte nicht ganz zu dieser fast euphorischen Aussage. Knackpunkt für ihn war ein Ausrutscher nach einem guten Start. Pfäffle war gut gestartet, lag in der Nähe von Ben Zwiehoff (Bergamont) und in der flacheren Passage vor dem höchsten Punkt in einem Anlieger weggerutscht, weil der nachgegeben hatte. Er verlor rund 15 Plätze und musste später noch mal anhalten, um den Lenker gerade zu biegen. Dadurch verlor er den Kontakt zu Markus Schulte-Lünzum (Focus XC).
Bei Markus Bauer (Kreidler Werksteam) fiel das Fazit nach Rang 34 nicht so gut aus, auch wenn er das BiketheRock vorher schon als „Trainingsrennen“ apostrophiert hatte. „Ich konnte am Berg nicht dagegen halten“, bekannte er. Da spielt die Bruch der Hüfte vor einem Jahr in Cairns eine Rolle. „Bei längeren Anstiegen bekomme ich mit dem Bein Probleme“, so Bauer. „Auf Strecken wie in Bad Säckingen ist das kein Problem, aber mit so langen Bergen schon.“
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Martin Gluth (OMX Pro Team) liegt das Terrain beim BiketheRock genauso wenig wie Markus Bauer. „Es war ein gutes Training, nur dass man sich hier mehr quält als im Training“, meinte Gluth, der 36. wurde.
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Vor ihm und Bauer, das sei hier nicht verschwiegen, landeten noch Max Holz (German Technology Racing, 29.), der mit Thomas Litscher (jb Brunex Felt) einen bekannten Namen knapp auf Rang 30 verwies und Marcel Lehrian (Storck Bicycle Team), der 33. wurde, eine Sekunde vor Bauer.
Alessandra Keller (Radon Factory XC) bezeichnete ihren BiketheRock-Auftritt als „gutes Rennen, aber nicht das Beste“. Bergab holte sie Zeit raus und fuhr die 2,2 Kilometer lange Kletterpassage ihren Rhythmus. In Runde vier von fünf musste sie dort Adelheid Morath die fünfte Position überlassen.
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Hanna Klein (Superior Bikes) konnte auf ihrem neuen Fully die lange Downhill-Passage richtig genießen. „Das hat mega Spaß gemacht“, so die 29-Jährige. Zumindest so lange sie nicht von schwächeren Fahrerinnen blockiert wurde. Denn bergauf verlor sie immer wieder Zeit, auch wenn sie sich zwischendurch in einem guten Rhythmus wähnte. „Ich habe gehofft, dass ich bergab die Löcher
wieder schließen kann, aber man wird halt auch aufgehalten“, erzählte Klein, die das Ziel als 16. erreichte.
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Nina Benz (Head Ciclo) fuhr ein bemerkenswertes Rennen. Die 18-Jährige ging ohne Respekt ins Rennen gegen die Großen und biss sich auf Rang 19 fest. Damit war sie fünftbeste U23-Fahrerin im Feld und zum Beispiel schneller als die gleichaltrige Junioren-Weltmeisterin Martina Berta (BH-Sr Suntour-KMC) oder Ramona Forchini (Strüby-BiXS), U23-Weltmeisterin von 2015. Sicherlich liegt Benz, die aus dem nur 50 Minuten entfernten Ort Feldstetten kommt, das lange Berg, aber sie kam auch sehr gut den Downhill herunter.
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Simon Andreassen (Specialized Racing) gab das U23-Rennen auf. Der zweifache Junioren-Weltmeister laboriert weiter an den Folgen seines Sturzes von Bad Säckingen. „Wenn ich intensiv belaste, macht der Rücken zu“, erzählte er acrossthecountry.net bereits am Samstag. Im Training sei das kaum zu simulieren. Er wolle es aber versuchen. Nun, der Versuch endete mit der Aufgabe. Am Montag meldete sich Andreassen, der zur Zeit in Südbaden Quartier bezogen hat, via Instagram aus Dänemark: „Der Albtraum geht weiter..Ich bin in Dänemark für einen Check. Hoffentlich finden wir das Problem.“
Mit Unterstützung von Anke Schmid (Dankeschön!)
*Offenlegung: Der Autor arbeitet für das BiketheRock als Presse-Verantwortlicher.