DM Saalhausen: Helen Grobert mit dem Trumpf-Ass in der Hand
Es ist ein Trio, das bei den Damen vor den 26. Deutschen Cross-Country-Meisterschaften in Saalhausen im Fokus steht. Ein Trio, das schon vor einem Jahr bei der DM auf dem Podest stand und das aus der Titelverteidigerin, einer Seriensiegerin und aus der positiven Überraschung des Frühjahrs besteht.
Natürlich, Insidern ist schon klar, wer für den Titel in Frage kommt. Es ist die Rede von Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC), von Sabine Spitz und von Helen Grobert (Ghost Factory Racing). In dieser Reihenfolge stand das Trio aus Südbaden vergangenes Jahr im Juli in Bad Säckingen auf dem DM-Podest.
Auf dem Papier, gemessen an den Vorleistungen und den aktuellen Gegebenheiten sind es am Sonntag in Saalhausen wieder diese Drei, auf die man am ehesten Wetten abschließen wird. Allerdings haben sich die Verhältnisse in diesem Frühjahr neu sortiert.
Helen Grobert wäre die Fahrerin, die in Wettbüros wohl die geringste Quote haben würde. Ihre Leistungen im Frühjahr, vor allem die Plätze neun und sechs im Weltcup, haben sie aufs Favoritenschild gehoben.
„Sicher, Sabine und ich sind im Moment in der Favoritenposition. Aber ich bin gespannt, weil bisher bei einer DM die Karten oft neu gemischt wurden. Es gibt sicher drei, vier Fahrerinnen, die Meister werden können“, versucht Helen Grobert abzuwägen. „Ich fühle mich wohl, bin im Rhythmus , aber ob ich damit Deutsche Meisterin werden kann, das weiß ich nicht.“
Das Trumpf-Ass scheint auf ihrer Hand zu liegen, auch wenn man damit das Spiel noch nicht gewonnen hat.
Dass sie sich gerne das Meistertrikot überstreifen würde, daran lässt sie indes keine Zweifel. „Meisterschaften gehören immer zu den Highlights in meiner Saison, die sind was Besonderes“, sagt sie.
Die 23-jährige Helen Grobert verweist auch auf die Erfahrung, die Spitz und Morath ihr Voraus haben. Das gilt vor allem für Sabine Spitz, die zwölf Deutsche Meistertitel in der Olympischen Cross-Country-Disziplin in ihrem Palmares stehen hat.
Dass Helen Grobert zweimal beste Deutsche sein würde im Weltcup, eine solche Wendung der Kräfteverhältnisse hatte auch Sabine Spitz vor der Saison nicht auf ihrer Rechnung. „Ich glaube, das hatte niemand. Nicht mal sie selbst“, meint die zwölfmalige Deutsche Meisterin.
Sie legt die Latte für die DM nicht so hoch. Das aktuelle Training gelte eher der Marathon-WM eine Woche später im Grödner-Tal als der DM. „Wir haben uns nach der Marathon-EM dazu entschlossen uns auf die Marathon-WM zu fokussieren. Irgendwie musste halt entschieden werden, in welche Richtung es gehen soll. Es wäre sicher schön, das Trikot wieder zu erobern, aber meine Karten sind im Moment nicht so gut“, erklärt Sabine Spitz.
Im letzten Jahr hätte sie das Trikot schon gerne noch mal gewonnen, schon weil die DM in ihrem Geburtsort stattfand, aber so wichtig sei es ihr nicht, dass ein 13. Titel dazu komme.
„Ich schau mal und nehme es, wie es kommt“, meint Spitz. So ungefähr ging sie in Saalhausen voriges Jahr auch die Sprint-DM und dann stand sie ganz oben auf dem Podest.
Ein bisschen taktisches Understatement oder realistische Einschätzung? Der Sonntag wird’s zeigen.
Das gilt auch für die Titelverteidigerin. Dass Adelheid Morath zur Außenseiterin mutierte, hat mit einer Reihe gesundheitlicher Einflüsse zu tun. Erst ein Magen-Darm-Infekt, dessen Auswirkungen sich länger hinzogen. Dann war es beim Weltcup in Albstadt ein weiterer Infekt, wie sich erst am Tag danach herausstellte und jetzt sind auch noch leistungshemmende Probleme mit der Hüfte wieder aufgetaucht, die sie schon vom letzten Jahr kennt.
So blieben im Frühjahr die Top-Ergebnisse aus. Und das, obwohl die Leistungsdaten eigentlich Anlass zum Optimismus gaben.
„Im Grunde bin ich gut vorbereitet und ich würde das Trikot schon gerne verteidigen. Aber so wie die Lage ist, kann ich nicht sagen, was am Sonntag dabei raus kommt. Ich werde jedenfalls versuchen das Beste daraus zu machen“, sagt Morath.
Ein zweites Trio
Außer diesem Trio muss man noch drei Außenseiterinnen in Betracht ziehen: Elisabeth Brandau (EBE-Racing), Nina Wrobel (Merida-Schulte) und Hanna Klein (BH-Sr Suntour-KMC). Alle Drei haben bereits DM-Medaillen in der Vitrine.
Brandau zwei Silberne (2013, 2011), Wrobel unter ihrem Mädchen-Namen Göhl drei Silberne (2006, 2005, 2003) und eine Bronze (2007), sowie Klein zwei Bronzene (2010, 2009).
Brandau könnten die vier Etappen der Alpentour-Trophy zu einem Leistungsschub verholfen haben. Sofern sich die Nachwehen ihres Sturzes auf der ersten Etappe nicht mehr zu sehr bemerkbar machen.
Bei Nina Wrobel bleibt immer die Frage, wie lange der Körper benötigt, um auf Touren zu kommen und bei Hanna Klein, wie gut sie die erste Runde übersteht. Sie hat in Saalhausen übrigens ihren bisher einzigen Bundesliga-Sieg gefeiert. Das ist allerdings sechs Jahre her.2013 war sie dort jedoch noch mal Zweite.