DM Wombach: Ein Herren-Quartett, ein Schattenmann und ein Joker

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Das DM-Podium der Herren 2015 in Saalhausen von links: Markus Schulte-Lünzum, Manuel Fumic und Moritz Milatz ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Es ist nicht so einfach für das Herren-Rennen bei der DM in Wombach eine Vorhersage zu treffen. Im Prinzip sind Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) und Moritz Milatz (Kreidler Werksteam) die Favoriten, doch nimmt man die Weltcup-Ergebnisse von Lenzerheide her, dann verschwimmt die Vormachtstellung. Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) hat sich zurückgemeldet und Christian Päffle (Stevens MTB Racing) zu einem ernsthaften Konkurrenten empor geschwungen. Und dann ist da noch ein U23-Fahrer…

Es könnte natürlich doch zu einem Duell zwischen Fumic und Milatz kommen, der ganzen Vorgeschichte zum Trotz. Aber den beiden Olympioniken geriet die Saison bis dato sehr holprig, so dass man sich überraschen lassen muss.

Betrachtet man – als letzten Anhaltspunkt – das Resultat von Lenzerheide, dann fällt auf, dass vier Deutsche innerhalb von 1:05 Minuten ins Ziel kamen. Danach wären sie also eng beieinander.

Allerdings sind die Voraussetzungen sehr unterschiedlich. Christian Päffle kam von hinten und hatte einen Defekt zu beklagen. Moritz Milatz und Markus Schulte-Lünzum hatten ebenfalls eine deutlich schlechtere Startnummern als Manuel Fumic.

Dem wiederum ging die Motivation verloren, als er nach drei Runden von Platz 20 immer noch keinen Vortrieb hatte, während Schulte-Lünzum beim Aufholen zusätzliche Motivation verspürte. In Wombach werden solche Konstellationen nicht wirksam. Die Favoriten starten alle aus der ersten Reihe.

Noch mehr hochrechnen muss man bei Ben Zwiehoff (Bergamont-Hayes). Den direkten Vergleich gab es für den U23-Fahrer mit der Elite noch nicht, so dass er gewissermaßen ein „Schattenmann“ ist. Bemüht man den indirekten Vergleich, dann lässt sich die Leistungsstärke von Zwiehoff ein wenig ablesen. Bei der WM lag er mit seiner Endzeit etwas hinter Pfäffle, Fumic und Milatz bei deren Durchgangszeit vor der letzten Runde (Elite fuhr eine Runde mehr).

In Lenzerheide konnte Zwiehoff wegen einer Knieverletzung nicht durchfahren, nimmt man aber das Niveau zum Maßstab, das etwa Lukas Baum als Zehnter an den Tag legte und das er bei der WM auch hatte, dann wäre er sogar vor allen deutschen Elite-Fahrern.

Das ist natürlich keine „ehrliche“ Rechnung, aber ein Hinweis darauf, dass Zwiehoff ein Medaillenkandidat sein kann. Sofern sich die Verletzung als nicht weiter beeinträchtigend erweist.

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Markus Schulte-Lünzum und Martin Gluth (dahinter). In Lenzerheide kreuzten sich ihre Wege, am Ende waren Schulte-Lünzum als 24. klar besser ©Erhard Goller

Manuel Fumic hat sich nach dem enttäuschenden 34. Platz in Lenzerheide entschlossen eine ruhige Woche einzulegen. „Das ist die einzige Woche, in der das vor Olympia noch geht. Für die DM ist das zwar nicht optimal, aber ich hoffe, dass ich trotzdem um den Titel mitfahren kann“, erklärt der 34-Jährige.

Seinem gleichaltrigen Weg-Gefährten Milatz geht es ähnlich. „Ich hatte mir in Lenzerheide (32.) logischerweise mehr vorgestellt, aber irgendetwas passte nicht“, sagt Milatz und spricht auch von Regeneration. „Die Form müsste eigentlich passen, für ein weiteres Meistertrikot“, gibt er sich zuversichtlich. Es wäre sein Fünftes im Cross-Country.

Schulte-Lünzum will „den Flow mitnehmen“

Möglicherweise öffnet die Schwächephase von Fumic und Milatz anderen Fahrern die Tür. Markus Schulte-Lünzum ist im Aufwärtstrend. Schon 2014 konnte er den Titel erobern.

„Die DM ist wieder was ganz anderes als WM und Weltcup. Ich freue mich, dass es dort so gut gelaufen ist und möchte diesen Flow gerne zur DM mitbringen. Dann sehen wir, was dabei raus kommt. Ich hoffe, vorne ein Wörtchen mitreden zu können“, sagt Schulte-Lünzum, der am Samstag 25 Jahre alt wird.

Ein weiterer Name, den man zu den Medaillenkandidaten zählen muss, ist Christian Pfäffle. Der Neuffener hat mit einem 15. Platz bei der WM in Nove Mesto für große Aufmerksamkeit gesorgt (kleines Interview mit Pfäffle am Freitag)

„Eine Medaille ist durch die letzten Ergebnisse greifbar geworden“, meint Pfäffle. „Mein Ziel ist es auf jeden Fall in die Top Fünf zu fahren, alles andere ist Bonus. Ich habe ja nichts zu verlieren.“

Seit 2009 (Wolfram Kurschat) hat sich bisher nur einmal einer in die Phalanx Fumic-Milatz eingemischt und zwar Schulte-Lünzum 2014. Manuel Fumic hat neben vier U23-Titeln auch das Elite-Jersey bereits dreimal gewonnen. Verteidigen konnte er es aber weder 2009 noch 2013.  Und 2016? Es ist das olympische Jahr und in Rio würde er schon gerne als Deutscher Meister antreten.

Überraschung durch Sascha Weber?

Über dieses Quintett hinaus kann sich vielleicht auch Martin Gluth (Novus-OMX) in den vorderen Reihen zeigen. In Lenzerheide gelang immerhin (oder nur) ein halbes, starkes Rennen. Wolfram Kurschat (Koch Engineering-Müsing Bikes), Max Holz (CEP Racing), der in den USA lebende Benjamin Sonntag (Clif Bar) oder auch Sascha Weber (BQ Cycling) könnten sich noch bemerkbar machen. Der Deutsche Vize-Meister im Marathon vielleicht ganz besonders, wenn ihm die Transformation auf die kürzere olympische Distanz gelingt. Ihm trauen einige durchaus eine Joker-Rolle zu.

„Ich fahre die DM einfach als Abschluss meines seit dem Weltcup in La Bresse andauernden Trainings- und Wettkampf-Blocks. Ich will einfach Spaß haben, bevor ich mich auf den Rest der Saison vorbereite“, erklärt Weber zurückhaltend.

Aber, das sagt Weber auch: „Die Form ist nicht schlecht. Schauen wir, was bis Sonntag davon übrig bleibt.“

 

Auf der Vermissten-Liste stehen zwei mögliche Anwärter auf Edelmetall: Markus Bauer (Kreidler Werksteam) im Verletzten-Status und Simon Stiebjahn (Team Bulls) weil er die Transalp fährt.

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