Hesjedals Dopingbekenntnis und ein beschmutztes WM-Podium

Ist das der heimliche Weltmeister 2003? ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion
Ist das der heimliche Weltmeister 2003? ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Im Zuge einer Buchveröffentlichung von Michael Rasmussen hat Ryder Hesjedal bekannt 2003 gedopt zu haben. Wir haben es hier mit zwei Ex-Mountainbikern zu tun. Rasmussen war 1999 in Aare Weltmeister, Ryder Hesjedal war Vize-Weltmeister – eben 2003.

Ryder Hesjedal wechselte 2005 auf die Straße, Michael Rasmussen hatte sich schon 2002 endgültig vom Mountainbike-Sport verabschiedet.

Aus seinem Buch „Gelbes Fieber“, das in Kürze erscheinen wird, berichtet Rasmussen via Vorabdruck in der dänischen Tageszeitung Politiken von einer Begebenheit in seinem Haus in den Dolomiten, wo er nicht nur Hesjedal, sondern auch dessen kanadische MTB-Kollegen Seamus McGrath und Chris Sheppard in die Praktiken des EPO-Dopings eingeweiht haben will.

Das scheint so auch zu stimmen, denn Hesjedal hat das wohl schon im Zuge der Armstrong-Affäre – freiwillig – bei den US- und den kanadischen Antidoping-Behörden zugegeben und darüber hinaus, dass er 2003 auch EPO benutzt hat. Das Vergehen ist verjährt. Das Geständnis könnte man deshalb auch unter der Rubrik Ich-gebe-zu-was-mir-nicht-weh-tut einordnen.
Wie der Sieg beim Giro d’Italia 2012 zustande kam, das bleibt jedoch Spekulation. Dass Hesjedal bei Garmin-Sharp in einem Team fährt, das mit Jonathan Vaughters einen ehemaligen Fahrer als Team-Mager hat, der von Lance Armstrong aus dem Team befördert wurde, weil er was gegen Doping hatte, das spricht für den inzwischen 32-Jährigen.

Während Hesjedal und McGrath nie positiv getestet wurden, während Sheppard im September 2005 erwischt wurde. McGrath musste allerdings schon vor 2003 einmal wegen eines zu hohen Hämatokrit-Werts 15 Tage pausieren.

Das Herren-WM-Podium von Lugano ist damit vollends beschmutzt. Weltmeister wurde vor zehn Jahren Filip Meirhaeghe. Den Belgier hat man knapp zehn Monate später des EPO-Dopings überführt. Meirhaeghe erzählt die Geschichte vom besonderen Druck im Olympia-Jahr, bestreitet aber zuvor auch schon gedopt zu haben. Bronze ging auf dem technisch schwierigen Kurs an dessen Landsmann Roel Paulissen. Der wurde sieben Jahre später positiv auf Clomifen getestet und hat eine Zwei-Jahres-Sperre abgesessen. Paulissen bestreitet bis heute bewusst gedopt zu haben.

Ein Dieb, der sich entschuldigt, seine Beute aber behält
Die Ergebnislisten werden bleiben wie sie sind, aber es steht jedem Beobachter frei sie entsprechend umzuschreiben. Vierter wurde damals übrigens Ralph Näf vor Bas Peters und Cedric Ravanel. Sind das die wahren Medaillengewinner? Vielleicht. Mindestens Ralph Näf müsste eine gehören, so viel wissen wir jetzt durch Hesjedals Bekenntnis. Möglicherweise ist er sogar der heimliche Weltmeister?

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Ralph Näf, hier nach dem Titelgewinn beim Eliminator-Sprint 2012. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Ryder Hesjedal hat über sein Team ein Statement verbreiten lassen. Neben dem Hinweis, dass er vor den Kommissionen ja schon längst offen geredet hatte, heißt es da, dass es ihm leid tut, dass es ein Fehler war, zu dem er stehen würde. Und darüber hinaus? Nichts.

Dem Kollegen Rob Jones von canadiancyclist.com, der Hesjedal seit Junioren-Zeiten kennt, reicht das nicht. „Ich akzeptiere die Entschuldigung nicht. Du musst sie dir verdienen“, schreibt Jones mit Blick auf die in Mode gekommene Sorry-Maschinerie ohne echte Konsequenzen.
Zum Beispiel mit einer Erklärung, wie es dazu kommen konnte. Oder damit das Preisgeld zurück zu geben. Und die WM-Medaille.

Verjährt oder nicht, ein Dieb darf seine Beute ja auch nicht behalten, selbst wenn er ohne Strafe ausgeht. Ganz unabhängig davon, ob ein Ralph Näf sie überhaupt annehmen würde.

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