Lexware: Ohne Rothaus, aber mit sechs Nationalfahrern

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Lexware künftig ohne Rothaus. Von links: Teamchef Daniel Berhe, Markus Bauer und Team-Pressemann Sebastian Eckmann nach Marathon-DM-Silber in Münsingen. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Dem Kirchzartener Lexware Mountainbike Team ist im Herbst kurzfristig der zweite Titel-Sponsor abhanden gekommen. Immerhin ist es Teamchef Daniel Berhe dennoch gelungen eine qualitativ hochwertige Equipe an den Start zu bringen.

Markus Bauer war am vergangenen Sonntag noch im 2013er-Lexware-Rothaus-Jersey unterwegs. In den Ergebnislisten hieß es schon seit Beginn diesen Jahres aber nur mehr „Lexware Mountainbike Team“. Der Zusatz Rothaus fehlt und wird auch auf den 2014er-Trikots fehlen.

Die badische Staatsbrauerei hat sich aus dem Sponsoring des Teams zurückgezogen. Ein Jahr nach der Fusion von Rothaus-Poison-Bikes und Lexware Racing Team, die von Rothaus mindestens begrüßt, wenn nicht sogar gefördert wurde. Und ziemlich spät, wie jetzt Teamchef Daniel Berhe in einem Interview bestätigt. „Im späten Herbst“, irgendwann im Oktober wohl, hätte man Bescheid bekommen.

Bei Rothaus gab es nach dem Tod des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Thomas Schäuble im vergangenen Jahr einen personellen Wechsel und damit verbunden wohl auch eine andere Schwerpunkt-Setzung im Sponsoring. Wie und warum auch immer, das ist in der freien Wirtschaft keine Seltenheit. Auch Sabine Spitz musste das vor knapp drei Jahren mit der Versicherungsmarke Central erleben.

Sportliche Gründe können es nicht gewesen sein
Der späte Zeitpunkt war natürlich fatal. Wer in der Branche tätig ist, kann sich vorstellen wie das ist, wenn einem ein wesentlicher Teil der finanziellen Unterstützung wegbricht. Zu einem Zeitpunkt, zu dem die Vorbereitungen für die kommende Saison schon beginnen und die Verträge mit den Sportlern schon gemacht sind, oder sein sollten.

Patrik Faller, zuletzt für den Unterbau Junior-Team verantwortlich, merkte gegenüber der Badischen Zeitung an, dass man „vielleicht nicht überzeugend genug“ gearbeitet habe. Vielleicht. Eine wirkliche Erklärung für den Ausstieg haben Berhe und Co. laut eigener Aussage jedenfalls nicht bekommen.

Sportliche Gründe können es nicht gewesen sein. U23-Silber bei der WM (Julian Schelb), ein DM-Titel und sechs weitere DM-Medaillen im Cross-Country, eine bronzene im Sprint, eine bronzene U23-EM-Medaille im Marathon und DM-Silber im Marathon, das war 2013 schon eine beachtliche Bilanz.

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Vier von sieben DM-Medaillengewinner unter der Lexware-Rothaus-Flagge in Bad Salzdetfurth. Von links die U23-Fahrer Julian Schelb, Christian Pfäffle und Martin Gluth sowie Junior Luca Schwarzbauer ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Daniel Berhe und seine Mitstreiter müssen ganz schön ins Schwitzen gekommen sein. Mit Hilfe des langjährigen Partners Lexware und „regionaler Sponsoren“, ist es letztlich aber gelungen den Ausfall irgendwie, wenn auch vermutlich mit Abstrichen, zu kompensieren. Das hätte auch schief gehen können.

Markus Bauer: Allerhöchster Respekt
Zum Glück, denn zum Beispiel für U23-Meister Christian Pfäffle oder den Deutschen Marathon-Vize-Meister Markus Bauer, wäre es im Herbst sehr schwer geworden noch eine Alternative zu finden.

Der 24-jährige Markus Bauer, der seit 2009 für Lexware fährt, ist eigentlich nur noch im Boot weil er 2013 aufgrund seiner Kahnbein-OP nur eine halbe Saison bestreiten konnte und deshalb bei der Teamsuche behindert war.
Er bedauert die Situation und hebt hervor, dass man die Turbulenzen nicht den Team-Verantwortlichen anlasten könne. Im Gegenteil, so Bauer. „Ich bin jetzt schon lange im Team und ich weiß, was die alle für uns geleistet haben. Das gilt auch für Patrik Faller, der so lange das Rothaus-Team betrieben hat. Dass es Daniel gelungen ist, die Saison 2014 so kurzfristig trotzdem auf die Beine zu stellen, das war eine große Energieleistung, die meinen allerhöchsten Respekt verdient“, sagt der Student.

Starkes Team: Sechs Nationalfahrer
Daniel Berhe findet den Ausstieg von Rothaus „schade“, weil das Unternehmen ja so lange den Nachwuchs-Sport in der Region gefördert habe. Obwohl es ihn schlaflose Nächte gekostet haben dürfte, will er jetzt nur in die Zukunft schauen. „Das Team ist 2014 bestens aufgestellt“, sagt er in dem Interview.

Kann man nicht widersprechen. Mit den drei Junioren Luca Schwarzbauer, David Horvath und Lars Koch (aus dem eigenen Nachwuchs-Team), mit Neuzugang Georg Egger, Christian Pfäffle und Markus Bauer sind sechs von acht Fahrern Mitglied in einem Nationalkader. Dazu kommt Marathon-Spezialist Matthias Bettinger und mit Heiko Gutmann einer, der in allen Disziplinen für Aufmerksamkeit sorgen kann.

Dass Julian Schelb, Martin Gluth, Marcel Fleschhut, Hanna Klein und auch Marathon-Fahrer Andreas Kleiber (zu Texpa-Simplon) das Team verlassen haben, ist nicht wirklich ein Aderlass, sondern war schon Anfang 2013 absehbar.

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Luca Schwarzbauer, hier bei der WM 2013, ist einer von drei Lexware-Junioren im Nationalkader ©Marius Maasewerd

Es hat mehr mit dem Team-Konzept „Nachwuchsförderung“ und mit den Folgen der Fusion zu tun. U23-Vizeweltmeister Schelb wechselte ins Profi-Lager, Hanna Klein bekam ein Angebot von BH Suntour-KMC und es war überdies klar, dass das überdimensionierte Team im Jahr zwei nach der Fusion verkleinert werden musste. Die zwölf Sportler waren ein vorübergehender Kompromiss aus der Zusammenführung zweier Teams.

Wichtige Funktion als Unterbau
Letztlich hat die Fusion, mit der die Kräfte im Raum Freiburg gebündelt werden sollten, ein Team verschwinden lassen. Das war schon vorher klar. Dass jetzt auch noch ein langjähriger Sponsor des Sports aus dem Team-Sponsoring verschwindet, das trifft die Szene in einer Phase, in der es für den Unterbau unter den Profi-Teams ohnehin ziemlich schwierig ist.

Insofern kommt dem Lexware Mountainbike Team zusätzlich eine bedeutende Rolle zu. Siehe die sechs Nationalfahrer. Und im Interview betont Berhe zwar das Konzept Nachwuchs-Fahrer an die Profi-Teams heran zu führen, aber er schließt auch eine künftige Erweiterung in Richtung Elite- oder gar Profi-Team nicht aus. „Man soll ja niemals Nie sagen“, heißt es dort.

Vorerst aber sieht es so aus, als ob Markus Bauer (24) Ende des Jahres und dann auch Christian Pfäffle (20) später, jeweils eine neue Team-Heimat suchen müssen.

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