Olympia Rio 2016: Eine coole Strecke mit Platz für Fehler

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Das olympische Cross-Country-Gelände in Rio de Janeiro. Rechts die Start-Zielpassage. ©Armin M. Küstenbrück

 

4,9 Kilometer und 144 Höhenmeter auf offenem Gelände. Der künstlich angelegte Cross-Country-Kurs für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 wird am Sonntag einem ersten Wettkampf-Test unterzogen.  Die Luftfeuchtigkeit bei der Trainingseinheit war sehr hoch und die Quecksilbersäule kletterte auf 38 Grad Celsius. Armin M. Küstenbrück ist derzeit in Rio vor Ort und hat für acrossthecountry.net beim ersten Training Eindrücke gesammelt. In Wort und Bild.

Moritz Milatz (Koch Engineering-Müsing Bikes): Ein geiler Kurs, hart und anspruchsvoll. Erinnert ein bisschen an Pietermaritzburg, allerdings ohne Schatten. Er kostet richtig Körner. Ich denke, das wird ein ganz hartes Ding. Es sei denn, es liegt daran, dass ich grade nichts drauf habe (lacht). In den Abfahrten muss man ständig aufpassen, es ist sehr rutschig.

Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing): Athen und Peking standen für sich, aber London und der Kurs in Rio weisen Ähnlichkeiten auf. Allerdings herrschen hier andere Bedingungen, die Luftfeuchtigkeit und die Hitze zum Beispiel. Ich fühle mich auf dem Kurs sehr wohl. Die ersten runden denkst du, der macht auch spaß aber dann merkt man, dass es sehr Kräfte zehrend ist. Wenn man Fahrfehler macht, verliert man ruckzuck Zeit. Ich werde den Test-Event hier nutzen, um mir einen Eindruck zu verschaffen, was nötig ist, um hier schnell zu fahren. Zum Beispiel welches Material wir fahren werden und wie das Umfeld ist.

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Manuel Fumic in einer technischen Passage. Scheint Spaß zu machen. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Nino Schurter (Scott-Odlo): Ich glaube meine Chancen sind gut. Die Strecke ist sehr ähnlich mit London, aber sie hat mehr Höhenmeter. Was mir, zum Beispiel im Vergleich mit Jaroslav, entgegenkommt. Ich würde sagen, sie ist auch etwas technischer. Es gibt eine bisschen längere Abfahrt, in der es immer wieder technische Passagen hat. Ich denke, sie wird noch schwieriger, weil sie immer rutschiger wird. Die oberste Schicht wird rutschiger werden. Ich bin ziemlich zufrieden mit der Strecke. Wenn sie an ein, zwei Stelle noch anstelle des Zick-Zack gerade hoch gehen, dann ist das eine sehr coole Strecke. Ansonsten kann es auch ein sehr taktisches Rennen werden, weil es wohl sehr schnell wird.

Die Hindernisse gehen alle sehr schön auf. Bei all den technischen Passagen sieht man, dass es einer gebaut hat, der was davon versteht. Die lange Abfahrt hat Flow und ist trotzdem noch ein bisschen schwierig. Im Allgemeinen gefällt es mir eigentlich. Ein paar kleine Änderungen, dann finde ich sie sehr cool.

Julien Absalon (BMC Racing): Der Kurs ist vergleichbar mit dem von London, aber er ist physisch viel anspruchsvoller, viell härter. Es gibt einen langen Anstieg, das kommt mir entgegen. Es gibt ein paar schwierige technische Sektionen, aber man den Unterschied auch in den Anstiegen machen. Wenn es so heiß wird wie jetzt gerade, dann wird das auch ein Faktor.

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Jaroslav Kulhavy, Olympiasieger von 2012, in einem künstlichen Hindernis ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing): Die Strecke ist viel härter, es gibt viele Sprünge und man muss viel Druck machen. Ich denke, die Hitze wird nicht ganz so schlimm sein wie jetzt gerade. Im Moment ist es extrem. Ich komme mit hohen Temperaturen gut zurecht, aber heute ist ein wenig zu viel. Für den langen Anstieg im Zick-Zack braucht man über zwei Minuten.

Sabine Spitz: Was man im Vorfeld gehört hat, das hat sich bestätigt. Aber ich finde, sie ist noch unrhythmischer. Was ich sehr gut finde, ist, dass die Tracks sehr weit sind und man überholen kann. Letztlich sind es nur die technischen Passagen, wo du geblockt bist. Ich finde sie sehr gut, sehr schön. Es sind auch kurze Kraft-Einlagen gefordert und das ist etwas, was mir entgegen kommt. 144 Höhenmeter bei fünf Kilometer sind nicht zu viel. Der längere Anstieg ist auch davon gekennzeichnet, dass man Unterbrechungen drin hat.

Helen Grobert (Ghost Factory Racing): Ich bin mega happy mit der Strecke und habe mich sehr gut da drauf gefühlt. Die ganze Stimmung hier ist besonders, man könnte meinen morgen finden hier schon die Olympischen Spiele statt. Ich finde es toll, wie sie hier den Start-Zielbereich ausgebaut haben. Da bekommt man das Gefühl, dass es etwas Großes wird.

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Adelheid Morath scheint der Olympiakurs auch zu gefallen. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC): Meine ersten Eindrücke sind sehr gut. Man muss die Linien genau kennen, weil es doch sehr tricky ist. Die ganzen Steinpassagen zum Beispiel. Da müssen die Linien im Kopf sein. Die Hitze macht uns allen zu schaffen. Die Strecke hat man jetzt erst mal im Kopf, man nimmt ein Video mit und wird das eine oder andere ins Training einbauen.

Maja Wloszczowska (Kross Racing): Es wird sicher sehr spektakulär. Die Hitze wird für alle schlimm sein, weil es auch keinen Schatten gibt. Ansonsten ist der Kurs vergleichbar mit London. Es gibt einige kurze Anstiege und am letzten langen Anstieg muss man leiden. Man muss auch aufpassen, weil man in den Felspassagen schnell einen Plattfuß einfahren kann. Ich denke als Vorbereitung wären ein paar Straßenrennen nicht schlecht, weil der Kurs sehr schnell ist. Und vermutlich ist es gut, wenn man früh da ist, um sich an die Hitze zu gewöhnen. Sprünge sollte man auch üben, es sind schließlich Fünf davon im Kurs.

Simon Burney (UCI Mountainbike-Koordinator): Der Kurs ist so, wie wir ihn uns gewünscht haben. Aber ich denke, in zehn Monaten wird er besser sein. Das ist noch nicht das Endprodukt. Es gab viele Kommentare, dass die Strecke aussieht wie eine Autobahn. Doch ich denke mit dem Winter, mit dem Regen und etwas Pflanzenwuchs wird er das noch verlieren. Die Balance zwischen Anstiegen und technischen Features ist gelungen. Die technischen Passagen sehen vielleicht schwerer aus als sie sind, was gut ist für das Fernsehen. Ich denke, die Strecke ist sicher, sieht gut aus und es wird vermutlich ein enges Rennen. Das wollen wir sehen.

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Ein Sprung und daneben die B-Linie. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Eva Lechner (Colnago-Südtirol): Ich muss sagen, er macht Spaß und ich finde ihn cool. Man muss immer konzentriert und fokussiert sein. Ich denke es wird ein hartes Rennen. Die Schwierigkeit wird auch die Luftfeuchtigkeit und die Hitze sein.

Peter Schaupp (Deutscher Nationaltrainer): Die Organisation ist perfekt, die Örtlichkeiten passen. Die Strecke ist fertig, im Gegensatz zu manch anderen Wettkampf-Stätten. Mir gefällt der Kurs sehr gut. Das Problem, das wir in dieser Woche hatte, war eher die Stau-Entwicklung. Ich hoffe, die Olympic Lanes werden fertig.

Auf die Hitze müssen wir reagieren. Deshalb werden unsere Fahrer das Rennen auch voll bestreiten, damit wir sehen wie das geht. Auch wenn sie jetzt nicht mehr alle in guter Form sind. Insgesamt bin ich bisher aber sehr positiv gestimmt.

René Schmidt (BDR-Technik-Trainer): Ich war sehr gespannt auf den Kurs. Sie ist sehr viel anders, als man es von Weltcup-Strecken kennt. Fast alles ist künstlich gebaut. Die technischen Passagen sind wirklich schwer. Man kann schon sagen, dass die Strecke schnell ist, konditionell anspruchsvoll und dann gespickt mit diesen extrem schweren Steinpassagen, bei denen man voll konzentriert fahren muss. Es kommt noch die Hitze dazu und der Staub. Platz für Fehler gibt es genug.

Christoph Sauser (Specialized, Ex-Profi): Man kommt hier von einem Extrem zum Anderen. Erst eine Autobahn und dann in die künstlichen Rock Garden hinein. Es ist super für die Zuschauer, man sieht alles und ich denke, es wird ein sehr schnelles Rennen.

Weitere Eindrücke im Bild:

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Vom äußeren Ende der Strecke. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

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Moritz Milatz in einer staubigen Abfahrt, hinter ihm Eva Lechner ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

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Downhill mit technischen Teilen. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
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Downhill mit zwei Optionen ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
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