Schwarzwälder Teamfusion: Aus Lexware und Rothaus wird eins

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Rothaus Poison-Bikes und Lexware Racing verschmelzen zu Lexware Rothaus. Christian Pfäffle (links) und Marcel Fleschhut sind künftig Teamkameraden. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Zwei der stärksten deutschen Nachwuchs-Teams der vergangenen Jahre fusionieren. Aus dem Lexware Racing Team von Daniel Berhe und dem Team Rothaus Poison-Bikes von Patrik Faller wird das Lexware-Rothaus Mountainbike-Team. Als fahrbarer Untersatz dienen Bikes von Scott.

Sie haben sich nicht selten getroffen, haben zusammen gesessen, mehr oder weniger zufällig, Daniel Berhe und Patrik Faller. Kirchzarten und Freiburg, das ist nur ein Katzensprung. Vor knapp zwei Jahren haben sie erstmals angefangen über eine Zusammenarbeit zu brüten. Eine Zusammenarbeit, die über die gegenseitige Unterstützung bei der Reiseplanung zu den Rennen und anderen organisatorischen Dingen hinausgehen sollte: Eine Fusion ihrer beiden erfolgreichen Mountainbike-Teams.

Es ist für den deutschen Cross-Country-Sport nicht unwichtig, was da im Südschwarzwald geschieht. Eine große Anzahl an Talenten hat sich in den vergangenen Jahren hier versammelt. 2012 kamen zusammen neun Nationalkader-Mitglieder aus den beiden Teams.

Über Jahre hatte man in Kirchzarten und Freiburg eine gesunde Rivalität gepflegt. Aber Patrik Faller, der vor zwölf Jahren in seiner Heimat St. Märgen das Rothaus-Team gegründet hatte, wollte kürzer treten und sich wieder mehr auf seine Wurzeln, die Arbeit mit dem Nachwuchs konzentrieren.

„Es ist immer gut Kräfte zu bündeln. Ich denke, das Team ist für die Region eine Bereicherung“, meint Daniel Berhe. Wenn sie dann mal gebündelt sind, die Kräfte.

Wahrscheinlich ist es einfacher ein neues Team zu gründen, als zwei Strukturen zusammen zu bringen, aber Faller und Berhe haben es geschafft die Freiburger und die Kirchzartener Formation zusammen zu bringen. Die Verträge mit den beiden Titel-Sponsoren sind unterzeichnet und das Team steht, auch die Crew drumherum. Das heißt, eigentlich sind es doch wieder zwei Teams. Aber unter einer Flagge.

Bettinger und Horvath sind die Neuen

Das Top-Team, wie es in der Pressemitteilung der Equipe heißt und künftig von Teamchef Daniel Berhe geleitet wird, besteht aus zwölf Sportlern. Dem Juniorteam Patrik Faller als Team-Manager betreut und als „Talentschmiede“ dienen soll, gehören 14 Biker von der Jugendklasse bis zur U23 an.

Zahlenmäßig haben es Daniel Berhe und Patrik Faller schön aufgeteilt. Fünf aus dem Lexware-Topf, fünf aus dem Rothaus-Krug, Matthias Bettinger, der früher schon mal für Faller gefahren ist und von Centurion-Vaude wieder in die Heimat wechselt, sowie Junioren-Nationalkader-Mitglied David Horvath aus Reutlingen. Das sind die beiden Neuzugänge. Verantwortlich für diesen Teil des Teams zeichnet Daniel Berhe.

Mit Markus Bauer und Marcel Fleschhut (beide von Lexware) sind zwei Fahrer aus dem Elite-Nationalkader dabei. Heiko Gutmann und Hanna Klein kommen aus der bisherigen Equipe Rothaus-Poison-Bikes.

Mit Julian Schelb und Martin Gluth (beide Lexware) und Christian Pfäffle (Rothaus) sind drei U23-Fahrer an Bord. Die Junioren-Fraktion besteht neben David Horvath aus Anika Buhl (Lexware) und Luca Schwarzbauer (Rothaus).

Andreas Kleiber (Rothaus) und Matthias Bettinger sollen als Marathon-Duo auch die Transalp-Challenge gemeinsam bestreiten.

Im Juniorteam, das Patrik Faller organisieren und betreuen wird, versammeln sich unter anderem vier DM-Medaillengewinner des vergangenen Jahres. Ganz neu ist die Deutsche Schülermeisterin Anna Saier, die aus Offenburg kommt und von selbst angeklopft hat. Die Deutsche Jugendmeisterin Kim Riesterer (bisher Rothaus) ist ebenso an Bord wie die U17-Bundesliga-Gesamtsiegerin Hannah Grobert (bisher Lexware), sowie Laura Dold und Torben Drach, beide DM-Dritte in der Schülerklasse.

Patrik Faller macht eine Anleihe im Fußball, um zu beschreiben, was man sich mit dem Nachwuchs-Team vorstellt. „Mit dem Lexware Rothaus Team könnten wir in eine Rolle hineinwachsen, wie sie beispielsweise der SC Freiburg im Fußball inne hat. Wenn deren Talent-Scouts bei den Vereinen in der Region auftauchen, dann ist man dort auch eher stolz“, sagt Faller, der in seinen Reihen eine ganze Menge Enthusiasmus verspürt. „Die Luft brennt vor Ehrgeiz“, sagt Faller. Und wahrscheinlich hat sich auch in ihm neues Feuer entzündet.

Profitum ist kein Ziel

Dass der bisherige Lexware-Bike-Lieferant Scott für den fahrbaren Untersatz sorgen würde, das war schon klar, bevor Poison-Bikes-Hersteller Teikotec in finanzielle Turbulenzen geriet.

Sich in Richtung Profitum zu entwickeln, das strebt die stark besetzte Truppe wohl nicht an. So wie die bisherigen Formationen auch, will man ein Sprungbrett dahin bleiben. Das heißt dann im Endeffekt, irgendwann werden die Sportler im Elite-Alter die Crew verlassen (müssen).

National wird das Lexware-Rothaus-Team ein wichtiger Baustein im deutschen Mountainbike-Sport sein. Ein paar Namen aus den bisherigen Teams fehlen jetzt schon, aber wohl nicht aus diesem Grund. Fabian Strecker zum Beispiel. Der Kirchzartener hat die ganze Lexware-Geschichte seit 2008 mitgemacht, doch in den vergangenen Jahren blitzten seine vorhandenen Fähigkeiten nur noch selten auf. Neben Helen Grobert, die zu Focus XC gewechselt ist tauchen auch Felix Euteneuer und Bianca Purath nicht mehr auf.

Gestartet ist die Fusions-Equipe am Sonntag übrigens prächtig. Markus Bauer gewann den Ziegler Ice Rider in Schömberg vor Teamkollege Andreas Kleiber. David Horvath siegte in der Juniorenkategorie von Daniel Voitl (Bike Juniorteam/Milka) und Hanna Klein gewann die Damen-Konkurrenz vor Almut Grieb.

Einige Sportler-Statements aus der Pressemitteilung zur Fusion

Markus Bauer (U23-Vizemeister 2011): Die Fusion wird die vorhandenen Ressourcen und Kräfte im Dreisamtal bündeln. Ich erhoffe mir durch die Veränderung einen neuen Schub, neue Motivation, frei nach dem Motto: Stillstand ist Rückschritt. Ich bin super glücklich mit der neuen Teamkonstellation und mit der Atmosphäre. Ich freue mich auf die Saison 2013, weil ich denke, auf den Rennen wird das cooler, weil wir eine größere Gruppe sind. Wir werden viel Spaß zusammen haben. Es ist auch gut so viel Konkurrenz im Team zu haben, davon können wir alle profitieren.

Julian Schelb (Junioren-WM-Dritter 2010: Ich finde die Fusion gut, besonders, dass wir sieben ganz starke Jungs zusammen haben, die fast alle bei uns in der Gegend wohnen. Mit Christian verstehe ich mich sowieso prima. Wir repräsentieren jetzt ein Team, das macht uns noch stärker.

Matthias Bettinger (Ultra-Bike-Sieger 2012): Für mich heißt es zurück zu den Wurzeln. Ich finde es reizvoll, dass es im Hochschwarzwald nur noch ein Team gibt und habe mal bei den beiden Teamchefs angeklopft. Super, dass ich bei dieser Entwicklung dabei sein darf. Für mich sind jetzt die Wege auch viel kürzer, alles wird ein wenig einfacher. Ich freue mich riesig auf das neue Team und bin überzeugt, dass wir eine schlagkräftige Truppe zusammen haben.

Luca Schwarzbauer (Deutscher U17-Meister): Ich bin auf jeden Fall gespannt. Ich hoffe, dass ich von den älteren Teamkollegen viel lernen kann. Sie können mir alle als Vorbilder dienen auf dem Weg in die U23-Klasse.

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