Swiss Bike Cup Lugano: Zwei Premieren-Sieger

FOTO Spitzenduo am Luganer See: Gerhard Kerschbaumer und Titouan Carod ©Thomas Weschta/EGO-Promotion

 

Alessandra Keller (Radon Factory Racing) und Titouan Carod (BMC Racing) haben in Carona bei Lugano das Finale des Proffix Swiss Bike Cup gewonnen. Die U23-WM-Dritte Keller feierte ihren Erfolg mit deutlichen 1:35 Minuten vor Weltmeisterin Jolanda Neff (Kross Racing) und 2:30 Minuten vor Irina Kalentieva (Möbel Märki). Bei den Herren konnte sich Carod 15 Sekunden vor dem Italiener Gerhard Kerschbaumer (Torpado Gabogas) und 48 Sekunden vor Lukas Flückiger (BMC Racing) durchsetzen.

 

Die beiden Weltmeister standen in Carona, wo zum ersten Mal ein Swiss Bike Cup stattfand, nicht ganz oben auf dem Podest. Sowohl Jolanda Neff als auch Nino Schurter hatten in den beiden Wochen seit der WM in Australien etliche Verpflichtungen, die der Topform die Spitze nahm.

So war im Tessin bei den Damen der Weg frei für den ersten Elite-Sieg für Alessandra Keller. Die U23-Fahrerin hatte schon bei der WM eine klasse Form an den Tag gelegt, konnte allerdings durch Defekte nicht in den Kampf um U23-Gold eingreifen.

In Carona bei Lugano konnte sich Keller im langen Anstieg der zweiten Runde absetzen und mit kontinuierlichen Rundenbestzeiten einen deutlichen Sieg herausfahren. „Das Gefühl war sehr gut“, konstatierte Keller, die vor allem mit Freeride-Einheiten ihre Motivation seit der WM aufrecht gehalten hatte.

Jolanda Neff hielt eine Runde lang mit, hatte dann aber eine Zeit lang ihre Mühe. Vor allem fehlten ihr die Einheiten auf dem Mountainbike. „Ich konnte eine Zeit lang mit Irina mitfahren, die war mega schnell im Downhill. Je länger es ging, desto besser lief es dann“, erklärte Neff. So konnte sie in der vierten von fünf Runden die in der Schweiz lebende Russin abhängen und als Zweite die Ziellinie überqueren.

Irina Kalentieva hätte mit einem Sieg der abwesenden U23-Weltmeisterin Sina Frei (jb Brunex-Felt) die Gesamtwertung noch entreißen können. „Ich habe natürlich versucht zu gewinnen und habe alles probiert, aber es war unmöglich“, bekannte Kalentieva. „Aber ich bin sehr zufrieden mit meinem letzten Rennen in dieser Saison.“

 

Herren: Kerschbaumer stürzt und macht den Weg frei für Carod

Nino Schurter (Scott-Sram) hätte Reto Indergand (BMC Racing) den Gesamtsieg noch entreißen können, doch der Weltcup-Seriensieger war gar nicht mit diesem Ziel angetreten. „Ich hatte keine Ambitionen. In den letzten zwei Wochen war ich schon auf dem Rad, aber eher beim Freeriden und bei Sponsoren-Terminen. Wenn du nicht fokussiert bist, kannst du vorne nicht mitfahren“, erklärte Schurter, der nach der ersten Runde hinter Reto Indergand zurückfiel und Ende nur Neunter (+3:53) wurde.

„Ich mag es Reto gönnen, er ist eine starke Saison gefahren“, sagte Schurter.

Der Titelverteidiger baute seinen Vorsprung auf den Weltmeister im Rennen auf eine Minute aus und war dann auf der sicheren Seite. Als Tages-Sechster (+2:51) holte er sich den Gesamterfolg.

„Ich war schon nervös“, gestand Reto Indergand. „Gegen Nino zu fahren ist ja nicht einfach, auch wenn er sich die letzten zwei Wochen nicht mehr so vorbereitet hat. Als ich dann wusste, dass er eine Minute hinter mir ist, bin ich ruhiger geworden. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich das Trikot verteidigen kann. Schon in Muttenz hatte ich Glück, weil Nino Defekt hatte.“ Umso mehr freute er sich über den Gesamtsieg.

Mit dem Tages-Sieg hatte er nichts zu tun. Den machten sein Teamgenosse Titouan Carod und Gerhard Kerschbaumer unter sich aus. Dem Italiener unterlief in der vorletzten Runde ein Fahrfehler. „Ich bin auf der Hälfte der Abfahrt gestürzt und habe etwa 20 Sekunden verloren. Klar ist es schade, aber ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden, genauso wie mit der ganzen Saison“, bilanzierte Kerschbaumer, der seine Karriere bei Torpado Gabogas fortsetzen wird. Titouan Carod feierte seinen ersten Sieg im Swiss Bike Cup.

Hinter Lukas Flückiger, der in der zweiten Hälfte des Rennens seine Qualitäten unter Beweis stellte, wurde der WM-Dritte Thomas Litscher Vierter (+1:18).

„Für mich als ausgewiesenen Bergfahrer“, begann er seinen Kommentar mit einem Augenzwinkern, „war das auf dieser Runde schon sehr gut. Ich hatte schon einen heißen Kopf und dachte, jetzt wird’s hart, aber ich habe es dann doch zu Ende gebracht. Nach der Erkältung nach der WM und den Terminen bin ich sehr zufrieden.“

Interviews: Armin M. Küstenbrück

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