Tankwa Trek#3: Stiebjahn und Huber werden zu Pechvögeln
Bulls-Duo ist am schnellsten, gewinnt aber trotzdem nicht – Fumic und Avancini vorne
Nach der dritten Etappe des Momentum Health Tankwa Trek in Südafrika, dauerte es lange, ehe das Ergebnis feststand. Die Kommissäre bestätigten dann den dritten Etappensieg von Manuel Fumic und Henrique Avancini vor ihren Cannondale-Teamkollegen Maxime Marotte und Cameron Orr. Unglücksraben des Tages waren Urs Huber und Simon Stiebjahn vom Team Bulls, die an der Spitze lagen, ehe sie wohl falsch abgebogen sind.
Wenig erfreulich kam diese dritte von vier Etappen des Tankwa Trek zu ihrem Ende. Große Enttäuschung bei Simon Stiebjahn und Urs Huber, nicht wirklich Freude bei Manuel Fumic und Henrique Avancini.
Was war passiert?
Am „Merino Monster“, dem gefürchteten, windanfälligen Anstieg, der zum Schluss immer steiler wird, begann sich das vordere Feld zu lichten. Die beiden Südafrikaner Philipp Buys/Matthys Beukes (Pyga Euro Steel), am Vortag durch einen Defekt ausgebremst, machten gemeinsam mit Urs Huber und Simon Stiebjahn Druck. Die Kopfgruppe wurde auseinander gerissen und es war Manuel Fumic, dessen Rhythmus der Spitze nicht gewachsen war.
„Ich musste kontrolliert fahren, am Berg konnte ich das Tempo nicht mitgehen“, bekannte Fumic im Ziel. Henrique Avancini musste sein Tempo für den Kollegen drosseln und via Twitter wurde das Cannondale-Duo vorübergehend nur noch an achter Stelle gemeldet.
Stiebjahn/Huber passierten die „King of the Mountain“-Wertung als Zweite, 40 Sekunden hinter Philipp Buys und Matthys Beukes und 1:33 Minuten vor den beiden Dänen Simon Andreassen/Jonas Lindberg.
Die Bergwertung überquerten Fumic/Avancini gemeinsam mit ihren Teamgenossen Maxime Marotte und Cameron Orr an fünfter und sechster Stelle mit 3:49 Rückstand auf Buys/Beukes. Virtuell waren der Deutsche und der Brasilianische Meister damit gerade noch so im Leader-Jersey.
Auf der insgesamt fast 15 Kilometer langen Abfahrt verkürzten Fumic und Avancini ihren Rückstand. Cannondale-Coach Phil Dixon meldete noch zwei Minuten.
Zwei Teams jubeln über den Sieg
So weit, so gut. Dann aber wurden plötzlich Fumic und Avancini in führender Position gesichtet. Und auf dem fragte sich: wo sind die beiden Südafrikaner und wo der Deutsche und der Schweizer geblieben? Während sich Simon Andreassen und Jonas Lindberg durch zwei Defekte in der Abfahrt Zeit verloren, erreichten Fumic und Avancini als Erste die Ziellinie – und feierten erst mal den vermeintlich dritten Etappensieg, 55 Sekunden vor Marotte und Orr.
Gut viereinhalb Minuten später erreichten Stiebjahn und Huber auch das Ziel – und jubelten über ihren ersten Etappensieg. Eine halbe Minute vor Pyga Euro-Steel, die sie noch überholt hatten.
Die Etappe war über 89 Kilometer ausgeschrieben und Simon Stiebjahn hatte 88,91 Kilometer auf seinem Messgerät. Die Konkurrenz hatte dagegen nur 86 Kilometer im „Fahrtenschreiber“. Und: es wäre immer ausgeschildert gewesen. Bulls legte – logisch – Protest ein.
Die Kommissäre tagten und kamen zum Ergebnis: Die beiden führenden Teams hatten eine falsche Abzweigung genommen. Alle anderen interpretierten die Streckenführung im Sinne des Erfinders.
Fumic: Sie hätten sicher gewonnen
„Die Strecke war an dem zu vermutenden Punkt nicht gut ausgeschildert“, fand Simon Stiebjahn. „Zudem kamen direkt danach weitere Schilder in derselben Farbe, so dass wir niemals erahnen hätten können, dass wir auf der falschen Route sind.“ Wie auch immer, eine Zwischenzeit kurz davor wollten die Kommissäre auch nicht als Ergebnis heran ziehen. Die angesprochenen Schilder waren noch vom Prolog am Donnerstag.
„Die Kommissäre haben so entschieden und wir müssen es akzeptieren. Wer das Rennen verfolgt hat, weiß wie der Rennverlauf war und wie in unseren Augen ein faires Ergebnis hätte aussehen müssen“, meinte Stiebjahn. 2:20 Minuten war der Vorsprung fünf Kilometer vor dem Ziel.
Sein Landsmann Manuel Fumic zollte Respekt. „Sie hätten sicher gewonnen heute. Die beiden Teams haben heute eine tolle Leistung gezeigt – bis auf den Fehler beim Abbiegen“, meinte der 36-Jährige.
Seine eigene Schwäche am Berg führte er auf eine Krankheitsphase nach dem letzten Trainingslager zurück. „Ich konnte nichts Intensives und keine längeren Ausfahrten machen. Ich brauche dieses Rennen, um wieder in den Rhythmus zu finden“, erklärte Fumic.
Mit 2:42 Minuten Vorsprung auf ihre Teamkollegen Maxime Marotte/Cameron Orr geht die deutsch-brasilianische Paarung auf die letzten 89 Kilometer. Jonas Lindberg und Simon Andreassen (Team Denmark) liegen 4:30 Minuten zurück.
Urs Huber und Simon Stiebjahn liegen 7:51 Minuten hinter dem Führungsduo. Der Sprung aufs Podest wird schwierig.
Damen: Leaderinnen-Wechsel nach Defekt
Auch bei den Damen nahm die Etappe keinen gewöhnlichen Verlauf. Barbara Benko und Anne Terpstra (Ghost Factory Racing) verloren durch einen Defekt den Anschluss, während Mariske Strauss und Jennie Stenerhag (eine starke Vorstellung ablieferten.
Am Merino Monster ließen sie auch Ariane Lüthi und Cherie Redecker (Kross Racing) zurück und fuhren zu einem ungefährdeten ersten Etappensieg. Benko und Terpstra holten zwar wieder auf, passierten auch noch die leidenden Lüthi/Redecker, doch das pinkfarbene Leaderjersey der Damen wanderte auf die Schultern von Mariske Strauss und Jennie Stenerhag.
Tageszweite wurden Annie Last und Candice Lill, die Benko und Terpstra am Merino Monster schon mal passiert hatten.
„Ein Drama-Tag“ für Ghost
„Wir hatten zwei Plattfüße und ein paar andere Probleme“, gab Barbara Benko zu Protokoll. „Das war nicht so ideal heute, aber es ist alles noch in Ordnung.“
„Nicht ideal“ sei auch ihre Tagesverfassung gewesen, so die Ungarische Meisterin. Und „nicht ideal“ ist auch der Abstand zu Strauss/Stenerhag. 1:17 Minuten müssten Benko/Terpstra am letzten Tag aufholen, um doch noch zu gewinnen.
Anne Terpstra sprach von einem „Drama-Tag“. Viele Dornen hätten sich in ihren Hinterreifen gebohrt, da halfen die üblichen Reparatur-Methoden nicht mehr. „Irgendwie haben wir es noch zur Tech-Zone geschafft, aber auch danach lief es nicht super. Sowohl körperlich als auch technisch“, so Terpstra. „Aber ich bin sehr positiv, dass wir morgen noch mal was versuchen können.“
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