Weltcup Hafjell: Rissveds revanchiert sich – Engen Gesamtsiegerin
Jenny Rissveds (Scott) hat in Hafjell ihren zweiten Saisonsieg im Weltcup-Sprint gefeiert. Die 19-Jährige Schwedin verwies Eva Lechner (Colnago Südtirol) und Alexandra Engen (Ghost Factory Racing) auf die Plätze. . Engen gewann den Gesamtweltcup vor Kathrin Stirnemann (Sabine Spitz-Haibike), die Tagesvierte wurde. Nadine Rieder (Topeak-Ergon) wurde Sechste hinter Vize-Weltmeisterin Jolanda Neff (Giant Pro XC).
Während bei den Herren, die Fronten im Gesamtweltcup spätestens ab dem Viertelfinale geklärt waren, spitzte sich das Duell bei Damen bis ins Finale immer mehr zu.
Beinahe hätte Vize-Weltmeisterin Jolanda Neff ihrer Landsfrau Kathrin Stirnemann Schützenhilfe geleistet. Im Halbfinale, wo alle drei WM-Medaillengewinnerinnen und Stirnemann versammelt waren, kämpfte sich Neff auf der zweiten Hälfte nochmal ans Hinterrad von Engen heran.
„Aber dann bin ich an der gleichen Stelle ins Gebüsch gefahren, wie schon in der Quali“, ärgerte sich Neff, die dann das kleine Finale gewann.
So kam Engen unbehelligt als Zweite hinter Stirnemann ins Finale, wo es zum Showdown kommen sollte. Hätte kommen sollen, denn bis dahin zeigten sowohl Kathrin Stirnemann und Alexandra Engen souveräne Vorstellungen und bei einem Sieg der Schweizerin hätte die Schwedin für den Gesamtsieg mindestens Platz zwei belegen müssen.
Alexandra Engen erlebte bereits im Achtelfinale eine schmerzhafte Schrecksekunde, als sie über eine Welle aus dem Konzept kam und ihr quasi der eigene Lenker ins Gesicht sprang. Sie verlor dabei einen Zahn.
Das zog ihr im Finale dann auch ein wenig denselben. Aber der Reihe nach: Jenny Rissveds übernahm am ersten Anstieg die Führung und zog das Rennen souverän durch. „Die WM war eine große Enttäuschung für mich, da habe ich es einfach schlecht gemacht“, sagte Rissveds, die in Pietermaritzburg bereits in der Qualifikation durch einen Sturz ausgeschieden war. „Ich habe mich so leer gefühlt. Heute habe ich alles gegeben, um zu gewinnen und Revanche zu nehmen“, erklärte Rissveds.
Sie lag sich mit der Weltmeisterin in den Armen, denn Kathrin Stirnemann konnte an diesem ersten Berg nicht folgen. Die Weltcup-Siegerin von Andorra ließ bereits am ersten Anstieg abreißen und konnte Engen nicht gefährden.
„Ich habe mich vom Halbfinale einfach nicht erholt. Schon am Start hatte ich Beine wie Gummi“, meinte Stirnemann enttäuscht. „Klar, Zweiter im Gesamtweltcup zu werden ist schon schön, aber das war ja vorher schon sicher.“
Engen singt mit Pokal und Zahnlücke die Nationalhymne
„Als ich sah, dass hinter mir Eva und nicht Kathrin war, da habe ich nichts mehr riskiert. Der verlorene Zahn hat mich schon ein wenig beschäftigt“, bekannte Alexandra Engen. „Ich wollte den Gesamtsieg nicht mehr gefährden, aber gegen Jenny hätte ich heute sowieso keine Chance gehabt“, sagte die Skandinavierin.
Ihren historischen Erfolg, erste Sprint-Weltmeisterin 2012 und jetzt erste Sprint-Weltcup-Gesamtsiegerin, das müsse sie erst einmal setzen lassen, meinte sie.
Gleich darauf konnten Engen und Rissveds noch ihre Sangeskünste präsentieren. Die Organisatoren hatten die schwedische Hymne nicht parat, so dass die beiden Damen sich notgedrungen selbst ihre Hymne a capella singen mussten. Hat aber nicht schlecht geklungen.
Nadine Rieder liefert der Vize-Weltmeisterin einen harten Kampf
Nadine Rieder schaffte zum dritten Mal in diesem Jahr den Einzug ins Halbfinale. Dort schied sie aus, aber im kleinen Finale lieferte sie der WM-Zweiten Jolanda Neff (Schweiz) einen hartnäckigen Kampf und verbuchte ihr zweitbestes Saisonresultat.
„Ich wollte zwar ins Finale, aber Platz sechs ist auch okay. Ich kann wirklich zufrieden sein“, sagte Rieder, die im Gesamtweltcup nach dem letzten Rennen Rang sieben belegt.
Der DM-Dritten und WM-Vierten muss man eine ganz starke Saison attestieren, die so von ihr gewiss niemand erwartet hätte. Man darf sie inzwischen zu den Weltklasse-Sprinterinnen zählen.
Für Elisabeth Brandau (EBE-Racing) und Lena Putz (Muskelkater-Genesis) war im Achtelfinale Schluss.