Weltcup Windham: Vorentscheidung oder spannendes Damen-Finale?
Die Konstellation vor dem fünften von sechs Weltcup-Rennen lässt viele Optionen offen. In Windham kann die führende Jolanda Neff (Stöckli Pro Team) die Weichen in Richtung zweiter Weltcup-Gesamtsieg stellen, aber Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) könnte das Blatt auch noch mal wenden. In der U23 könnte Jenny Rissveds Geschichte schreiben.
Geht man davon aus, dass weder Jolanda Neff noch Gunn-Rita Dahle-Flesjaa am Sonntag ausscheiden und gar keine Punkte mitnehmen, dann bleiben viele Optionen. 110 Punkte Vorsprung für Jolanda Neff (900) wirken erst mal wie ein sicheres Polster, doch das genau die Differenz, die zwischen Rang eins und Rang fünf liegt.
Jolanda Neff hat nach der Episode in Mont Sainte Anne, als am Morgen offenbar ihr Kreislauf in Turbulenzen geriet, nicht wie gewohnt trainiert. „Ich fühle mich noch nicht richtig gut, aber ich habe ja noch zwei Tage“, erklärte Neff. „Klar, fehlt mir das Training, aber es ist schwer zu sagen, wie das am Sonntag wird.“
Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (790) erwartet für sich eine Steigerung. „Wir haben vor der Europameisterschaft viel ins Training investiert. Ich erwarte, dass es besser geht als in Mont Sainte Anne“, sagt die Norwegerin.
Sie rechnet in Windham natürlich auch mit Weltmeisterin Catharine Pendrel (Luna Pro). Sie ist die – ungekrönte – Königin der Catskill-Mountains. Drei von bisher vier Rennen in Windham hat die Kanadierin dort gewonnen. 2010, 2012 und 2014, im Jahr 2011 war sie Zweite hinter Julie Bresset (2013 gab es keinen WC in Windham).
Für Pendrel (670 Punkte) müsste es sich allerdings schon glücklich wenden, wenn sie in Val di Sole noch ihren dritten Weltcup-Gesamtsieg feiern wollte.
Gunn-Rita Dahle-Flesjaa stand in Windham dagegen noch nie auf dem Fünfer-Podium, aber sie war auch erst zweimal dort am Start. 2012 war sie Siebte.
Jolanda Neff war voriges Jahr Vierte, machte damit aber ihren ersten Weltcup-Gesamtsieg perfekt. Würde sie ihren Titel verteidigen, wäre sie die Erste seit Dahle-Flesjaa 2006, der das gelingt. Die Norwegerin war zwischen 2003 und 2006 viermal in Folge ganz oben.
Je nach Ergebnis am Sonntag regelt sich die Spannungskurve zum Weltcup-Finale noch mal nach oben, oder es wird ein Schaulaufen. Wenn, dann für Jolanda Neff.
Mitfavoritinnen: Langvad, Ferrand Prevot, Davison…
Annika Langvad spielt in der Gesamtwertung zwar keine Rolle mehr, doch die Dänin hat in Windham immer gut ausgesehen. In Mont Sainte Anne wählte sie mit einem verhaltenem Beginn die falsche Taktik gewählt, geriet in den hinteren Reihen in Turbulenzen und stürzte schließlich so schwer, dass sie mit gebrochenem Sattel, kaputtem Schuh und einem lädierten Knie aufgab.
„Der Kurs in Windham liegt mir und ich freue mich auf das Rennen“, schreibt Langvad auf ihrer Homepage.
Pauline Ferrand Prevot (Rabo-Liv) muss man auch auf dem Zettel haben. Die Französin hat den Motor für einen Kletter-Kurs und die Startphase ist lang genug, das sie vorne ankommen kann, bevor die Post abgeht.
Auch Lea Davison (Specialized Racing) wäre eine Kandidatin, die vorne mitmischen könnte.
Jenny Rissveds auf Rekordkurs
Noch ein Absatz zu den U23-Damen: Jenny Rissveds (Scott-Odlo) steht erstens vor dem Gesamtsieg. Mit einem vierten Platz könnte sie den schon vorzeitig perfekt machen. Zweitens könnte sie mit einem Sieg etwas schaffen, was vor ihr keiner anderen U23-Fahrerin gelungen ist: Fünf Siege hintereinander. Bisher liegt sie mit Pauline Ferrand Prevot gleichauf, die das 2011 geschafft hat.
Und drittens wäre die Schwedin mit einem Sieg gleichzeitig alleinige Rekord-Siegerin. Bisher liegt sie mit insgesamt fünf Siegen (einen aus dem Jahr 2014) gleichauf mit Yana Belomoina (Betch.nl Superior Brentjens).