Absa Cape Epic: Männliches Favoriten-Roulette (1)
Die Titelverteidiger Karl Platt und Urs Huber vom Team Bulls und ihre Vorgänger Christoph Sauser und Jaroslav Kulhavy von Specialized Racing werden am häufigsten als Anwärter auf den Gesamtsieg beim 14. Absa Cape Epic genannt, das am Sonntag im Weingut Meerendal beginnt. Doch es gibt auch anderes Personal, das am 26. März in der Mitte des Podiums stehen könnte. Werfen wir die Kugel mal ins Favoriten-Roulette.
Ein Blick zurück zeigt: Beim Cape Epic standen am Ende meist die mit dem Gelben Trikot auf dem Podium, von denen man das auch erwarten konnte. Eine Ausnahme waren vielleicht Robert Mennen und Kristian Hynek von Topeak-Ergon 2014. Mennen ersetzte damals Alban Lakata, nachdem der sich die Achillessehne gerissen hatte. Mit Mennen/Hynek als Sieger hatte eigentlich niemand gerechnet.
Dehnt man den Blick auf das Podium aus, dann tauchen dort doch mehr Überraschungen auf. Nicola Rohrbach/Matthias Pfrommer (Centurion-Vaude) waren 2016 als Zweite sicherlich nicht erwartet, Tim Böhme und Simon Stiebjahn als Dritte 2014 auch nicht.
Das hängt auch damit zusammen, dass man beim Cape Epic das Rennen per Sturz oder Defekt ruckzuck verlieren kann. Und es so auch immer wieder verloren wird. Siehe Hynek im vergangenen Jahr.
Auf dem Papier scheint es 2017 so viele Paarungen zu geben, die für den Gesamtsieg und die Podest-Plätze in Frage kommen, wie noch nie zuvor. Insofern sind Tipps auch ein Art Roulette. Werfen wir also einen Blick auf dieses Papier:
DIE TITELVERTEIDIGER: Platt und Huber
Von 13 Cape Epic-Auflagen ist Karl Platt zwölf durchgefahren. 2014 konnte er es nach einem Sturz aufgrund einer Knieverletzung nicht beenden. Fünf Mal hat er gewonnen, zuletzt erstmals mit Urs Huber. 17 Etappensiege hat Platt auf seinem Konto. Urs Huber sammelt seit zehn Jahren Marathon-Siege wie andere Leute Briefmarken.
Der Schweizer und der Pfälzer bringen also jede Menge Erfahrung und sie haben sich mit dem Terrain 2017 im Trainingslager schon vertraut gemacht. Vielleicht ist das Team Bulls sogar das Team, das sich am meisten auf das Cape Epic konzentriert und sich präzise darauf vorbereitet.
>>Die Form
Die Wochen vor dem Saisonhighlight haben Huber und Platt gute Form gezeigt, das Tankwa Trek haben sie gewonnen.
Karl Platt hat das Straßen-Etappenrennen Tour of Good Hope als letzten größeren Vorbereitungs-Baustein benutzt und ist danach guter Dinge. „Ich bin die Tour of Good Hope nicht sehr aggressiv gefahren. Ich denke, hinsichtlich der Vorbereitung habe ich alles sehr gut gemacht, meine Form zeigt eine gute Tendenz und ich bin sehr zufrieden“, erklärt Karl Platt, der am Dienstag 39 Jahre alt geworden ist.
Der Osthofener sieht die gute aufgestellte Konkurrenz.
„Es wird wohl sehr hektisch, aber spannend für die Zuschauer“, glaubt Karl Platt. „Viele nehmen das Epic sehr ernst. Man braucht aber auch etwas Glück auf seiner Seite.“
>>Backup-Team?
Ja. Mit Tim Böhme und Simon Stiebjahn keine Rookies, sondern selbst potenzielle Podest-Kandidaten.
DER PERFEKTIONIST UND DIE LOKOMOTIVE: Sauser und Kulhavy
Jeweils fünf Cape-Epic Gesamtsiege haben sich Karl Platt und Christoph Sauser ans Revers geheftet. Damit sind sie Beide Rekordgewinner. Ab Sonntag kommt es in Südafrika wieder zu dem Aufeinandertreffen, von dem man glaubte, dass es bereits Geschichte ist. Christoph Sauser hat sich vor knapp zwei Jahren, wenige Monate nach seinem fünften Cape-Epic-Sieg, vom Leistungssport verabschiedet.
Doch im vergangenen Herbst machte auf einmal die Nachricht die Runde, dass Sauser beim Cape Epic 2016 ein Comeback feiern würde. In einem Interview mit RaidEvolenard.ch erklärt der 40-Jährige wie es dazu kam. „Jaroslav hat mich ein paar Mal gefragt und das hat mich dazu veranlasst darüber nachzudenken. Außerdem liebe er die Herausforderungen und die Planung, die man dazu benötigt“, wird Perfektionist Sauser zitiert, der beim Cape Epic bisher 36 Etappen gewonnen hat.
Er und Kulhavy gehen unter dem Titel Investec-Songo Specialized ins Rennen.
>>Die Form
Sein Schweizer Landsmann Urs Huber denkt, dass es dem Cape Epic (noch) mehr Aufmerksamkeit schenkt, glaubt aber, dass „es hart für ihn wird zu gewinnen.“
Sauser hat allerdings in den vergangenen Wochen bereits sehr gute Form bewiesen und so ganz weg von den Rennen war er auch nie. Als Mentor für U23-Weltmeister Sam Gaze bestritt er auch Marathon-Rennen mit dem Neuseeländer.
Jaroslav Kulhavy hat auf Zypern gezeigt, dass er aus dem Winter eine gute Form mitbringt. Der tschechische Olympia-Silbermedaillengewinner von Rio ist vor allem auf den Flachpassagen regelrecht gefürchtet. Hinter der Lokomotive hilft nur der Windschatten um mitzukommen.
„Ich denke, dass ich auf dem gleichen Niveau bin wie vor zwei Jahren. Aber es sind viele starke Teams da und man braucht Glück“, meinte Kulhavy nach seinem Sieg beim Afxentia. Und er wirkte darüber richtig erleichtert. „Zum Glück. Ich glaube Susi (Sauser) ist ziemlich gut in Form.“ Hat da einer Respekt vor seinem Kollegen?
>>Backup-Team?
Ja, sogar zwei! Der junge US-Amerikaner Howard Grotts und der Costa-Ricaner Paolo Cesar Montoya für Spur-Specialized und die südafrikanische Paarung NAD Pro-Fahrer Nico Bell und Gawie Combrinck. Die besitzen viel Erfahrung und sind für sich selbst fahrend sicherlich auch Top-Ten-Kandidaten.
DIE MEDAILLEN-COMBO: Lakata und Hynek
Hoch wetten muss man auch Alban Lakata und Kristian Hynek. Wenn der aktuelle WM-Silbermedaillen-Gewinner im Marathon und der Bronze-Medaillengewinner in einem Team unterwegs sind, fast logisch. Sie nehmen einen erneuten Anlauf auf den gemeinsamen Sieg beim Cape Epic. Im Vorjahr mussten sie nach einem Sturz von Hynek aufgeben.
Kristian Hynek spricht auch vom „Gewinnen“, relativiert jedoch gleichzeitig wieder.
„Aber wir müssen realistisch sein. Die Konkurrenz ist extrem und deshalb wäre es auch ein Erfolg wenn wir am Ende auf dem Podium stehen.“ Wie schon 2015 hinter Sauser/Kulhavy.
Alban Lakata will sich lieber nicht auf ein Ziel festlegen. Das habe ihnen ja „noch nie Glück gebracht.“ Ihm fehlt der Cape-Epic-Sieg noch in seinem Palmares, während Hynek 2014 mit Robert Mennen schon ganz oben stand.
Das Duo hat unterschiedliche Fähigkeiten, die sie bis dato noch nicht zur Perfektion zusammen puzzeln konnten. Hynek ist in längeren Anstiegen der Stärkere, Lakata bergab und auf der Fläche. Häufiger waren es Defekte oder Stürze bei Kristian Hynek, die das Duo entscheidend zurückwarfen.
>>Die Form
Alban Lakata war beim Andalucia Bike Race noch nicht im Wettkampf-Modus, aber der zweifache Marathon-Weltmeister ist dennoch zuversichtlich.
„Ich habe mich nach Andalusien ziemlich schnell erholt. Ich denke, das war optimales Training und ich hoffe, dass der Knoten jetzt aufgeht“, so Lakata. Aber man werde das Rennen verhalten angehen, lässt er wissen.
Ein wenig Unsicherheit bleibt beim Ost-Tiroler.
„Ich fühle mich sehr gut vorbereitet und freue mich auf das Rennen“, sagt Kristian Hynek. Die fünf Wochen seit dem Tankwa Trek sei alles perfekt gelaufen, so der Tscheche. Er ist für sich schon ziemlich sicher, dass er gute Form ins Cape Epic mitnimmt.
>>Backup-Team?
Ja. Wie 2016 der US-Amerikaner Jeremiah Bishop und der Südafrikaner Erik Kleinhans. Beide sind sehr erfahrene Kämpen. Und beide sind der Meinung, dass sie noch nie so gut vorbereitet in ein Cape Epic gegangen wären.
Wichtig sei, so Bishop, dass man möglichst lange am Ende der Spitzengruppe unterwegs sei. Würde man mal vor seinen A-Team-Fahrern sein, könnte man wegen dem Lärm der Helikopter-Blätter einen Defekt überhören. Aber: am Ende der Gruppe zu fahren, kostet wegen dem Ziehharmonika-Effekts meistens mehr Energie.
Mehr zu weiteren Favoriten folgt!
Die Etappen vom 19. bis 26. März 2017
Prolog Meerendal 26 Kilometer/750 Höhenmeter
Etappe 1 Hermanus-Hermanus 101/2300
Etappe 2 Hermanus-Elandskloof 102/2350
Etappe 3 Elandskloof-Elandskloof 78/1650
Etappe 4 Elandskloof-Oak Valley 112/2150
Etappe 5 Oak Valley-Oak Valley 84/2100
Etappe 6 Oak Valley-Oak Valley 103/2750
Etappe 7 Oak Valley-Val de Vie/Paarl 85/1350
Mehr Infos und jeden Tag Livestream auf cape-epic.com
Die Prolog-Startzeiten am Sonntag hier