Afxentia nachgedreht: Von Stichen, Generälen und Luftraum-Latein

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Lythrodontas, erstmals Etappenort beim Afxentia ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Schweizer BMC-Fahrer mit lädiertem Oberschenkel und ein Teamkollege auf hohem Niveau. Eine Schweizer Colnago-Fahrerin hat acht Stiche, eine andere Trainingsrückstand. Deren Ghost-Teamkollegin vielleicht eben nicht und ein General, der einer bleiben will. Dann gibt es da noch die Wiederholungs-Folge zu Mountainbikes, die vielleicht niemals dort ankommen wo sie ankommen sollten. Das erstmals viertägige Afxentia Etappenrennen auf Zypern nachgedreht.

Ralph Näf (BMC Racing) musste das Cross-Country-Rennen am Sonntag vorzeitig aufgeben. Der Eidgenosse war ohnehin nicht weit vorne zu finden. Der Grund dafür war auch, dass er einen lädierten rechten Oberschenkel hat.
Beim Tankwatrek in Südafrika war er zwölf Kilometer vor dem Ziel zu Sturz gekommen und hatte sich eine Prellung am Oberschenkel zugezogen. Scheinbar. „Ich dachte, ja, das ist ein Bluterguss, das vergeht wieder. Aber jetzt, zwei Wochen später ist es immer noch nicht weg. Beim Cross-Country-Rennen war es am schlimmsten, deshalb habe ich auch aufgegeben“, erklärte Näf.
Jetzt wolle er sich zuhause erst einmal einer genaueren Diagnose unterziehen.

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Team- und Cape Epic-Genosse Lukas Flückiger (BMC Racing) war auch nur teilweise vorne zu finden. Am Samstag warf ihn allerdings ein Defekt zurück und am Sonntag war er in der Gruppe mit José Hermida und Rudi van Houts (beide Multivan-Merida). Auch die sind ja auf Cape-Epic-Kurs und werden das Statement von Lukas Flückiger wohl mitunterzeichnen. „Die Cape Epic-Form ist da. Ich kann lange auf einem hohen Niveau fahren“, sagt Flückiger.
Und ergänzt dann noch: „Die Spritzigkeit fehlt halt noch. Ich bin aber viel weiter wie im Vorjahr um diese Zeit. Irgendwie muss ich ja die Cross-Saison kompensieren.“ Da war er ja Anfang Januar Schweizer Meister geworden.

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„Great, fast and interesting“ twitterte das Cannondale Factory Racing Team nach dem Afxentia. Paar schöne Singletrails sind natürlich auch drin ©Marius Maaswerd/EGO-Promotion

Nathalie Schneitter (Colnago Pro Cycling Team) musste ihr Zypern-Unternehmen vorzeitig abbrechen. Auf der zweiten Etappe war sie gestürzt. Nicht etwa im Downhill, sondern bergauf in einer kleinen Welle. „Da war man schon schnell unterwegs, aber ich bin auf Schotter einfach weg gerutscht“, erzählte Schneitter.
Ein Sturz, der eigentlich bis auf ein paar Schürfwunden glimpflich ausgehen sollte. Nicht so bei der Schweizerin. Sie musste nach der Etappe ins Krankenhaus und sich eine acht Stiche lange Naht unterhalb des Knies setzen lassen.

Sie flog nach Hause um mögliche weitere Folgen untersuchen zu lassen. „Man muss nachschauen ob die Schleimbeutel was abbekommen haben. Der Arzt hier hat gemeint, zwei Wochen Ruhe. Mal sehen, was das heißt. Im Moment kann ich noch nicht sagen, ob der Südafrika-Weltcup gefährdet ist“, erklärte Schneitter gegenüber acrossthecountry.net
Dabei hatte Schneitter dieses Jahr auf einen besseren Start in die Saison gehofft, nachdem sie 2013 vor der Saison praktisch ins Übertraining geraten war.

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Alexandra Engen (Ghost Factory Racing) hat man in den vergangenen Jahren beim Cyprus Sunshine Cup in der Regel weiter vorne gesehen als auf dem 13. Rang des Schluss-Klassements. „Muss es dafür immer eine Erklärung geben?“, fragte sie zurück.
„Keine Ahnung. Das ist das, was ich grade drin habe. Mehr ging nicht“, sagte die Sprint-Weltmeisterin. Eine einfache Antwort hatte sie nicht, aber beunruhigt wirkte sie auch nicht. „Ich war das erste Mal diesen Winter nicht verletzt und konnte ungestört trainieren. Vielleicht fehlt mir dadurch die Frische. Aber es ist ja auch noch eine Weile hin bis zum ersten Weltcup“, meinte die Schwedin noch. Wer weiß, vielleicht erlebt man ja schon am kommenden Sonntag in Voroklini eine ganz andere Alexandra Engen.

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Ihre Teamkollegin Katrin Leumann hat dagegen eine ganz logische Erklärung für Rang zwölf, der auch nicht unbedingt ihrem Niveau entspricht. Oder zwei. Erstens habe sie erst Mitte Dezember mit dem Training beginnen können, nachdem sie zuvor eine hartnäckige Grippe plagte. „Klar, dass ich mit zehn Wochen Training noch nicht so weit sein kann wie andere, die Anfang November begonnen haben“, meinte sie am Sonntag nach dem Cross-Country-Rennen.
Und dann zwickte, respektive blockierte, der Rücken mal wieder. Erst am Sonntag sei es mit Hilfe eines Physiotherapeuten wieder besser gegangen.

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Hat schon was: „Luftaufnahme“ von der zweiten Etappe. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Afxentia mal Vier. Das neue Konzept des Etappenrennens auf Zypern scheint gut angekommen zu sein. Ein Tag mehr, der neue Etappenort Lefkara und auch der Start der dritten Etappe in Lythrodontas waren ein Plus. Sicher gibt es an der einen oder anderen Stelle noch zu schrauben, vor allem was die Starts angeht. An Tag zwei und drei wurde neutralisiert gestartet, doch das ist mit einer Horde Rennpferde nicht so einfach wie sich das anhört und wenn das voraus fahrende Auto nicht gleichmäßig fährt, kommt es schnell zu Stürzen.

Insgesamt waren es im Grunde ein hochintensives Zeitfahren und dann drei Cross-Country-Rennen hintereinander – zumindest von der Belastungsdauer. „Das bin ich noch gar nicht gewohnt, aber es ist das was ich brauche in meinem Alter“, bekannte José Hermida. „Ich brauche das gepusht zu werden, sonst bin ich im Team bald nicht mehr der General“, meinte er augenzwinkernd, „das bleibst Du nicht am Esstisch, das musst du in den Rennen zeigen.“

Auch Florian Vogel (Scott-Odlo) war nach seiner Premiere beim Afxentia angetan. „Die Organisatoren haben einen guten Job gemacht. Die Trails waren super, das hätte ich gar nicht erwartet. Ich habe Spaß gehabt“, lobte Vogel.
Fahrer aus 27 Nationen standen auf der Meldeliste. Das ist für eine Insel schon beträchtlich.

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Luftraum-Latein. Passiert immer wieder und die Betroffenen kommen sich veräppelt vor. Sowohl die Tschechen Tereza Hurikova (Specialized Racing) und Jan Skarnitzl (Sram Ruben Trek) als auch die Fahrer vom JB Felt Team aus der Schweiz warteten vor und während des Afxentia vergeblich auf ihre Bikes. Die waren offenbar in Wien auf dem Flughafen hängen geblieben. Skarnitzl wurde auf geliehenem fahrbaren Untersatz immerhin Gesamt-Dritter, während Hurikova als Neunte ins Klassement einging.

Bei JB Felt traf es unter anderen den erst 18-jährigen Nicolas Fischer, der beim Zeitfahren einen erstaunlichen 32. Platz belegt und dann auf der zweiten Etappe auch weit vorne gelegen hatte, als er sich einen Defekt einfuhr. Leider hatte der Neuling nicht den Mut an der Tech-Zone bei anderen Teams nach Hilfe zu fragen und rannte die verbleibenden Kilometer ins Ziel (er kam als 107. mit 44 Minuten Verspätung an) und verlor alle Chancen auf eine gute Platzierung.

„Wir haben natürlich auch das Material auf die Bike-Koffer verteilt“, erklärte Team-Manger Joe Broder zerknirscht.
Wie auch den Tschechen erzählte die Fluggesellschaft, in diesem Fall AirBerlin, jeden Tag neuen Luftraum-Latein über den Verbleib der Bikes. Nur: in Larnaka angekommen sind sie bis Sonntag noch nicht.

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