Cape Epic: Kulhavy erklärt Fumic/Avancini zu Favoriten

Herren: Interessante Konstellationen mit Legenden und Neulingen

Es könnte bei den Herren eine hoch interessante Absa Cape Epic werden, die 16. Auflage, die am Sonntag in Kapstadt mit dem 21 Kilometer langen Prolog-Zeitfahren beginnt. Weil es am Kap und über 624 Kilometer und 16650 Höhenmeter sowieso immer Kapriolen, aber auch weil es im Vorfeld doch einige Fragezeichen gibt. Manuel Fumic zielt mit Cannondale-Partner Henrique Avancini erstmals ganz gezielt auf die Gesamtwertung, Titelverteidiger Jaroslav Kulhavy hat bei Investec-Songo Specialized mit Sam Gaze einen neuen Partner an seiner Seite, genauso wie Nino Schurter bei Scott-Sram in Lars Forster. Aber es gibt noch mehr, zum Beispiel eine neue „Legenden“-Paarung mit sehr starken Teamkollegen.

 

Ob es möglicherweise die bisher am stärksten besetzte Cape-Epic aller Zeiten ist? Schwierig, das so absolut fest zu machen. Aber wenn dann alle acht bis zehn hoch gehandelte Gespanne tatsächlich in Top-Form und gesund durch die acht Tage kommen, gleichzeitig die Defekte nicht zu gravierend ausfallen, dann könnte die Leistungsdichte tatsächlich enorm groß werden.

Titelverteidiger Jaroslav Kulhavy hat vor dem Abflug nach Südafrika flugs die Favoritenbürde noch von seinen Schultern auf die von Manuel Fumic und Henrique Avancini verlagert.

„Das sind für mich die klaren Favoriten“, sagte Kulhavy im Interview mit mtbs.cz. Er wäre froh, wenn eine Etappe gewinnen könnte und in der Gesamtwertung so weit vorne wie möglich landen würde. Aber das könnte sich schnell als taktisches Understatement heraus stellen.

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In Stellenbosch macht das Cape Epic 2019 auch Station. Für Sam Gaze ist die Uni-Stadt mit besten Erinnerungen bestückt: Vor einem Jahr schlug er Nino Schurter (links) im Sprint und gewann sein erstes Weltcup-Rennen©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Seinem, kurzfristig Howard Grotts ersetzender Partner Sam Gaze, traut der Tscheche zwar einiges zu, doch er sieht beim 23-Jährigen auch ein Handicap. „Sam ist sehr explosiv, er will immer vorne fahren, er ist ein Krieger und es ist seine erste Cape Epic“, sagt Kulhavy. Soll heißen: Beim Cape Epic kommt es auch darauf an, sich an den richtigen Stellen klug zu verhalten und das Pulver nicht zu früh zu verschießen.

Manuel Fumic sieht sich mit Henrique Avancini vielleicht nicht in der Rolle der eindeutigen Favoriten, doch das Wort Gesamtsieg nimmt er erstmals in den Mund. Das Ziel ist klar, wir wollen wieder aufs Podium und im besten Fall gewinnen“, sagt Manuel Fumic. Das ist keine Ansage, die er sich so daher sagt, sondern eine, auf die sich das Team geeinigt hat.

Im Grunde ist diese Fokussierung auf das Gesamtklassement nach fünf Etappensiegen in drei Jahren von 2016 bis 2018 fast logisch. Dass es für das Duo zum Gesamtpodium reichen kann, haben der Schwabe und der Brasilianer 2018 als Dritte schon gezeigt.

Inzwischen ist die Paarung Fumic/Avancini eingespielt, hat gemeinsam den Brasil Ride gewonnen und im Februar das Tankwa Trek-Etappenrennen. Außerdem ist Henrique Avancini vom eher unsicheren Kantonisten zum Überflieger geworden. Nicht erst seit seinem Weltmeister-Titel im Marathon im vergangenen September, hat der Brasilianer an Selbstbewusstsein zugelegt.

„Gewachsen und wahnsinnig motiviert“, sei er, sagt Manuel Fumic. Außerdem habe das Team ums Team herum dazugelernt. Allerdings weiß auch der Deutsche Meister wie alle anderen: „Das Cape Epic kannst du nicht vorhersagen.“

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Manuel Fumic und Henrique Avancini ©Ewald Sadie/Absa Cape Epic

Vorhersehbar war auch 2017 der Sieg von Nino Schurter und Matthias Stirnemann nicht. Stirnemann wuchs an der Seite des Weltmeisters über sich hinaus. Vielleicht gelingt das ja auch Lars Forster.

Der Europameister ist in Sachen Cape Epic noch ein unbeschriebenes Blatt, aber dass er grundsätzlich das Potenzial besitzt für Schurter ein mehr als würdiger Partner zu sein, daran zweifelt niemand.

Sehr gespannt sein darf man auf die „Bulls Legends“ Karl Platt und Alban Lakata. Viele Jahre lang waren sie Rivalen, jetzt haben der 41-jährige aus Osthofen und der 39-Jährige aus Lienz in Osttirol zusammen gefunden. Platt ist mit fünf Siegen Rekordgewinner des Cape Epic, Lakata stand noch nie ganz oben. Dafür war der Österreicher dreimal Marathon-Weltmeister. Beim Tankwa Trek haben sie ihre Feuertaufe als Duo erlebt, konnten da aber noch nicht um den Sieg mitfahren.

Stiebjahn: Die eine oder andere Taktik-Karte spielen

„Wir sind ganz optimistisch, dass wir am Cape Epic fit am Start stehen“, sagt Lakata in einem Bulls-internen Interview. „Bis jetzt laufen die Vorbereitungen voll nach Plan, wir harmonieren gut und die Stimmung ist auch gut. Das ist wichtig, wenn du acht Tage gemeinsam ans Limit gehen musst.“

Wohl wahr. Beim Tankwa Trek waren ihre Teamkollegen Urs Huber und Simon Stiebjahn stärker, teilweise am Berg auch stärker als die Sieger Fumic/Avancini. Das macht dem Schweizer und dem Schwarzwälder Mut.

Huber war an der Seite von Platt 2016 Sieger und laut Stiebjahn wollen beide „ums Podest mitkämpfen.“ Dass Bulls zwei Podiumsanwärter an den Start schickt, das hält Stiebjahn für einen Vorteil. „Wir können die eine oder andere Taktik-Karte spielen. Je breiter wir aufgestellt sind, umso besser“, meint Stiebjahn. Auf jeden Fall aber ist von der Teamleitung keine Stallorder vorgegeben, das betont auch Team-Manager Friedemann Schmude.

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Simon Stiebjahn war im Vorjahr noch mit Tim Böhme unterwegs©Lynn Sigel

Daniel Geismayr und Jochen Käß (Centurion-Vaude) gehören zu den Fahrern, die schon mal auf dem Podium gestanden haben, nicht gemeinsam aber eben doch mit viel Erfahrung ausgestattet. Der Österreicher und der Ofterdinger wissen jedenfalls wie man eine Cape Epic zu fahren hat.

Damiano Ferraro und Samuele Porro (Trek Selle San Marco) haben auch das Potenzial den Favoriten dazwischen zu funken. Beim Duo Kristian Hynek/Petter Fagerhaug (Canyon) lässt sich schwer ermessen, was der U23-Weltcupsieger aus Norwegen zu leisten imstande ist.

Zu beachten sind auch das tschechisch-spanische Duo Ondrej Cink und Sergio Mantecon (Kross Racing). Cink hat zumindest Erfahrung von Etappenrennen auf der Straße, namentlich die Tour de France. Mantecon hat auf dem Mountainbike schon Etappenrennen gewonnen und gilt als sehr besonnener Fahrer.

Und darüber hinaus findet man noch einige interessante Paarungen, vielleicht nicht Sieganwärter, aber Leute, die für die eine oder andere Überraschung gut sind.

Mit dem Zeitfahr-Prolog über 21 Kilometer geht es am Sonntag an der Uni in Kapstadt los. Am Montag folgt dann gleich die mit 112 Kilometern längste Etappe der Rundfahrt. Dem Zeitfahren am Donnerstag (43 Kilometer) in Oak Valley misst Fumic eine mit entscheidende Bedeutung zu.

„Das ist der fünfte Tag und es beginnt richtig weh zu tun“, glaubt er an Zeitunterschiede, obschon es keinen langen Anstieg gibt. Doch letztlich sind es meist die überraschenden Wendungen, die das Cape Epic ausmachen.

Die Startliste des Prolog

Die einzelnen Etappen der 16. Auflage findet  man hier

 

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