Flügel fürs Leben: Oberpfälzer Team fährt für andere, die es nicht können
„Racing for those who can’t“. So lautet das Motto eines kleinen Mountainbike-Teams aus der Oberpfalz, das seine erste Saison hinter sich gebracht hat. Rein sportlich ist es keine Formation, die hier in diesem Blog automatisch ihren Platz finden würde. Doch wie das Motto des „Team Crankbrothers CIS Amberg“ schon andeutet: Stefan Pürzer geht es mit seinem Team um mehr als nur um eine Equipe, die regional angebunden Rennen fährt.
Stefan Pürzer sitzt im Rollstuhl. Auf dem Weg zu einer Sportkletter-Tour am Wilden Kaiser ist er 2011 weg gerutscht, 25 Meter abgestürzt und hat sich den vierten und fünften Halswirbel gebrochen.
Ein Mountainbike Team-Manager im Rollstuhl, das ist ungewöhnlich und erklärt gleichzeitig auch den karitativen Ansatz, den der 26-Jährige mit seinem Team verfolgt. Wings for Life ist eine Organisation, die für die Rückenmarks-Forschung weltweit Spenden sammelt, vor allem mit Lauf-Events. Das Motto „Racing for those who can’t“ hat Stefan Pürzer für sein Team übernommen und mit Crankbrothers einen idealen Partner gefunden. Der amerikanische Hersteller von Pedalen und anderem Bike-Zubehör hat ein Charity-Programm laufen.
„Die waren sofort interessiert, als ich ihnen auf der Eurobike von meiner Idee erzählt habe“, berichtet Stefan Pürzer. Für jedes Rennen, das die Team-Mitglieder mit dem temporären Tattoo der Crankbrothers bestreiten und den zugehörigen Instagram-Post mit #cb4others spendet das Unternehmen an Wings for Life.
Stefan Pürzer hat im Alter von 14 Jahren angefangen Cross-Country-Rennen zu fahren. Auf den Spuren seines Bruders Roland, der in der Oberpfalz als Stützpunkt-Trainer agiert. „Über regionale und Bayernliga Rennen bin ich aber nicht hinaus gekommen“, bekennt er lachend. Während des Abiturs reduzierte er seine Bike-Aktivitäten und verlegte sich mehr aufs Sportklettern. Mit diesen höchst unglücklichen Folgen.
Jura-Cup ins Leben gerufen, Team gegründet
Im Herbst 2014 war Pürzer Initiator des Jura Mountainbike-Cup in der Oberpfalz und Niederbayern, der mit dem interessanten Konzept verschiedener Wettkampf-Formate an den Start ging und 2017 in seine dritte Saison geht. Cross-Country, 3-Stunden-Rennen, Marathon, etc. gehörten zur Serie. Stefan Pürzer hatte den Draht zur regionalen MTB-Szene wieder aufgebaut, aber es genügte ihm noch nicht.
„Irgendwie wollte ich wieder richtig in den Sport rein und als mir Bekannte erzählt haben, dass sie kein
Team finden, habe ich mir gedacht: okay, probieren wir es selber“, erzählt der Maschinenbau-Student, Fachrichtung Kunststofftechnik, von der Initialzündung.
Stefan Pürzer begann ein Konzept zu erstellen, griff auf alte Kontakte zurück und bastelte ein Sponsoren-Programm zusammen. Aber es sollte nicht einfach ein Team sein, sondern einen zusätzlichen Zweck verfolgen. So wurde es gleichzeitig ein Charity-Projekt.
2016 erlebte das Team Crankbrothers CIS Amberg mit drei Sportlern und Trainer Roland Pürzer seine erste Saison. Theresa Ruppert, Claudia Mai, U23-Fahrer Marco Holzwarth und teilweise auch noch Roland Pürzer traten für die Equipe in die Pedale. Kerstin Kögler, als BMC-Enduro-Fahrerin bekannt, ist als Fahrtechniktrainerin mit an Bord.
Größter Erfolg: Claudia Mai wurde in der Altersklasse 25 Deutsche Meisterin im Cross-Triathlon. 2017 wird etwas aufgestockt, mit dem 19-jährigen Studenten Philipp Hohlfeld kommt ein weiterer Fahrer hinzu.
Träumen von einem Bundesliga-Team
Die Betätigungsfelder bleiben erst mal die Rennen in der Oberpfalz und Niederbayern, aber voraussichtlich auch an den Deutschen Meisterschaften werden die Fahrer in ihren blau-grauen Trikots zu sehen sein.
„Ziel ist es in der Oberpfalz ein vernünftig arbeitendes MTB-Team zu etablieren und den Charity-Gedanken mit dem Sport zu verbinden“, erklärt Pürzer. Wo die Reise hingeht? „Wenn ich träumen darf: In den nächsten drei Jahren bei nationalen Wettkämpfen wie der Bundesliga mitmischen und dabei so weit es möglich ist, die Fahrer aus der Oberpfalz und Niederbayern rekrutieren.“