Marathon-WM Pietermaritzburg: Sauser und Kulhavy sind die Gejagten – und wer die Jäger?
Zwei Specialized-Fahrer als Favoriten und eine ganze Meute, die dem Duo im Herren-Rennen der Marathon-WM in Pietermaritzburg das Leben schwer machen will. Darunter auch deutsche Fahrer.
Auf dem Papier sind die deutschen Starter nur Außenseiter. Eine WM-Medaille gab es erst zweimal. Bei der Premiere der Marathon-WM 2003 durch Carsten Bresser und 2012 in Ornans durch BMC-Fahrer Moritz Milatz.
Der amtierende Deutsche Cross-Country-Meister hat die Reise nach Südafrika auch angetreten und gemessen an seiner Form aus den Weltcup-Rennen in Nove Mesto (3.) und Albstadt (5.), könnte der Freiburger durchaus eine gute Rolle spielen.
„Es ist schwer vorher zu sagen und sich ein klares Ziel zu setzen, aber ich bin motiviert. Im Marathon kann viel passieren. Ich fliege sicher nicht nach Südafrika, um einfach nur dabei zu sein“, erklärt Milatz. Wie viel ihm der Infekt, der ihn unmittelbar vor der EM in St. Wendel ereilte und dann zu einer Trainingspause zwang, Einfluss genommen hat, das lässt sich kaum ermessen.
Außerdem fehlt natürlich der Vergleich mit den etatmäßigen Marathon-Fahrern.
„Spezial-Motivation“: Karl Platt in seiner zweiten Heimat
Aus Karl Platt tönt es etwas verhalten, er scheint etwas unsicher darüber, was er zu leisten vermag. „Wenn man mich vor dem Cape Epic gefragt hätte, dann wäre ich sicher gewesen. Aber jetzt ist es ein bisschen ein Pokerspiel. Bei der EM ging es am Anfang gar nicht, dann wurde es besser. Super schlecht wird es am Sonntag nicht werden, aber ich wirklich top drauf bin, das kann ich erst am Sonntag sagen“, erklärte der Pfälzer vor dem Abflug nach Südafrika.
Dass die WM dort stattfindet, wo er als Cape-Epic-Held sehr bekannt ist, das sei noch mal eine „Spezial-Motivation“, so Platt vor dem Abflug in seine zweite Heimat.
Sein Bulls-Teamkollege Tim Böhme war 2011 in Montebelluno schon mal Vierter. Bei der EM vor zehn Tagen war der Wahl-Frankfurter ganz gut dabei, ehe er in der Schlussphase regelrecht einbrach. Platt glaubt aber, dass Böhme am Sonntag ganz gut in Schuss sein wird.
Der Deutsche Marathon-Meister Robert Mennen (Topeak-Ergon) spricht nicht von einer Medaille. Der Cape-Epic-Sieger sagt: „Mein Ziel ist es, mein bisher bestes WM-Ergebnis zu verbessern.“ Das war 2011 der neunte Rang. Die Generalprobe am vergangenen Sonntag verlief für den Aachener ganz gut. Beim Marathon in Hilton, der teilweise auf der WM-Strecke verlief, siegte er auf der 75-Kilometer-Strecke. Da war die Konkurrenz natürlich nicht vergleichbar, aber das Feedback aus den Beinen war ganz viel versprechend.
Sausers Vierter oder Kulhavys Erster?
Als Favoriten gehen die beiden Specialized-Fahrer Christoph Sauser und Jaroslav Kulhavy ins Rennen. Der 38-jährige Schweizer fühlt sich „in der Form meines Lebens“. Souverän gewann er das Bike4Peaks und souverän auch die Marathon-EM. Das vierte Regenbogen-Jersey im Marathon und das fünfte insgesamt ist für den Sigriswiler machbar, der sich ja auch sehr viel in Südafrika aufhält.
Sein tschechischer Teamkollege Jaroslav Kulhavy hat sich schon mal mit dem Eidgenossen duelliert. 2011 gewann Sauser in Montebelluno vor Kulhavy. Das war 2011, das Jahr in dem Kulhavy gewann wie er wollte – außer eben bei der Marathon-WM. „Die Form müsste noch etwas besser sein, als bei der Marathon-EM. Das ist der letzte Titel, der mir noch fehlt und es wäre schön, wenn ich ihn zu meiner meine Sammlung hinzufügen könnte“, wird er auf seiner Homepage zitiert. Die Serie seiner Defekte und Stürze in diesem Frühjahr sollte er dann allerdings nicht fortsetzen.
Die Meute…
Daneben gibt es noch Ex-Weltmeister Alban Lakata (Topeak-Ergon), seinen Teamkollegen, den Tschechen Kristian Hynek, den WM-Dritten des vergangenen Jahres, Leonardo Paez aus Kolumbien, dem vielleicht die langen Anstiege fehlen, den Schweizer Urs Huber von Bulls und Milatz’ Teamgenosse Ralph Näf, der besonders zu beachten ist, wenn es taktisch wird. „Ich hoffe, es geht ein bisschen turbulent zu, das wäre gut für mich“, sagt Näf. Wenn er in der Spitzengruppe auf die letzten 21 Kilometer gehen kann, die einem Cross-Country-Kurs ähneln sollen, dann muss man mit dem Weltmeister von 2006 rechnen.
Die Südafrikaner mit 28 Mann
Vermutlich wird man auch mit dem Heimvorteil der Südafrikaner kalkulieren müssen. Sie gehen 28 Fahrer stark ins Rennen. Die Südafrikaner haben den Kurs bei ihren nationalen Meisterschaften schon kennen lernen können.
Dem Rest des Feldes ist das – wenn überhaupt – erst kurzfristig möglich, denn die Strecke führt in weiten Teilen über privates Gelände und ist erst am Samstag offen. Zu spät, um 95 Kilometer kennen zu lernen. Ob die Streckenkenntnis der Südafrikaner um Kevin Evans, Darren Lill, Erik Kleinhans, James Reid und Co. Vorteil genug ist, wenn Kulhavy auf der Fläche und Sauser am Berg auf die Tube drücken, das wird sich zeigen.
Die Herren gehen um 8 Uhr auf ihre insgesamt 95 Kilometer
Infos zur Strecke und mehr findet man hier