Mona Eiberweiser, Naturmensch und Glamourgirl

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Mona Eiberweiser ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Ein Interview mit Mona Eiberweiser, das Anfang Februar 2012 vom Autor in Freiburg geführt und auf rockyroads.net veröffentlicht wurde. Es liefert einige Einblicke in das Wesen der Cross-Country-Bikerin aus dem Bayrischen Wald, die am 27. September 2013 aufgrund anhaltender Rückenprobleme ihre Karriere für beendet erklärt hat. Die entsprechende Meldung findet man hier.

Die letzten beiden Jahre ist ihre Karriere etwas ins Stocken geraten, doch Mona Eiberweiser hat sich nicht aufgegeben. Auch wenn es manchmal hoffnungslos erschien, wie sie im Interview bekennt. Ihre gleichermaßen herzhafte, wie herzliche bayrische Mundart lässt sich hier leider nicht wiedergeben, aber durch ihre offene Art bekommt man in dem Gespräch dennoch Einblick in das Wesen der 21-Jährigen Frohnatur, die seit ihrem EM-Titel bei den Juniorinnen als ganz großes Talent gehandelt wird. Sie spricht von der Traumstadt Freiburg, erklärt warum ihr ein alter, neuer Trainer die Augen geöffnet hat, was ihre Rennen mit Bayerwald-Touristik zu tun haben und warum sie beim Cyclepassion-Kalender mitgemacht hat.

Mona, du lebst seit eineinhalb Jahren in Freiburg. Hast du deinen Bayerwäldler-Dialekt inzwischen abgeschliffen?
(Lacht) Nein, gar nicht. Den habe ich beibehalten. Die Leute hier reagieren positiv drauf. Beim Bäcker werde ich gefragt, wo ich denn her komme, das wäre ja ein schöner Dialekt. Das ist was besonderes, hier unten. Das will ich auch beibehalten.
So lange sie dich verstehen…
Doch, ich glaube, sie verstehen mich alle. Der einzige, der total Probleme hat, ist der Moritz (Milatz), der muss immer nachfragen (lacht). Nur wenn ich von etwas total beeindruckt bin und schnell rede, dann haben die Leute Probleme. Wenn ich Hochdeutsch rede, komme ich mir komisch vor. Das bin nicht ich.

Du lebst hier in einer kleinen Wohnung in der Innenstadt. Wie fühlt sich das Leben in Freiburg für eine Deggendorferin denn an?
In dieser Stadt fühlt man sich einfach wohl. Ich könnte nicht mehr daheim leben. Als ich jetzt über Weihnachten in Deggendorf war,…da kenne ich alles, jeden Weg, alles. Klar, es macht auch Spaß, weil Erinnerungen hoch kommen. Aber immer das Gleiche, ich weiß nicht. Das einzig Blöde ist, dass Freiburg gar so weit weg ist. Meine beste Freundin kommt aus Deggendorf und die fehlt mir schon. Aber Freiburg ist echt eine Traumstadt. Der Schwarzwald ist schön, die Dreisam, es ist eine Stadt mit Flair, nicht zu groß.

Und es gibt viele Trainingspartner hier.
Doch, da hat man in Freiburg genügend. Mit der Alex (Alexandra Engen, U23-Weltmeisterin 2010) trainiere ich viel.
Seit sie bei euch im Ghost Factory Team ist?
Nee, eigentlich seit ich hier bin. Sie hilft einfach gerne und in jeder Beziehung, auch anderen. Sie ist eine, von der man was lernen kann, einfach eine gute Freundin.

Was kannst du von ihr lernen?
Sie ist mental unheimlich stark. Sie erinnert mich auch, wenn ich mal sage, ich habe keine Lust, warum ich das mache, macht mir klar, dass ich es genießen muss. Sie zeigt mir, dass man hart arbeiten muss. Oder fragt mich, wieso ich Sachen negativ sehen will, wenn ich es auch anders, positiv, haben kann. Ich fühle mich einfach wohl mit ihr. Sie ist auch normal, sie ist noch ein Mensch.

Da sind wir doch schon mitten im Gespräch. Seit deinem ersten Juniorinnenjahr, in dem du Europameisterin und WM-Dritte geworden bist, sind die großen Erfolge ausgeblieben. Als ob du dir mental selbst im Weg stehen würdest. Stimmt der Eindruck?
Auf alle Fälle. Diese Schwäche habe ich mir erst selbst eingestehen müssen, damit ich das ändern kann. Ich bin zurück zum Karlheinz (Buhl), meinem ersten Trainer und der hat mir total geholfen in der Beziehung. Er hat es mir knallhart gesagt, wie es ist. Dadurch habe ich das endlich anerkannt. Vorher war ich immer stur und gesagt, nein, ich mache das und das nicht, ich brauche das nicht. Jetzt ist es so, dass ich die Hilfe angenommen habe und merke, es wirkt. Mir geht es super. Ich fühle mich 180 Grad anders, als letztes Jahr. Ich fühle mich einfach super geborgen bei ihm. Es ist schön, dass er mich wieder angenommen hat. Bei Karlheinz habe ich mich immer geborgen gefühlt. Als ich klein war, hat er mir gezeigt, dass Radl fahren Spaß macht und dass ich was erreichen kann. Dass er mich, obwohl ich Mitte 2010 von ihm weg gegangen bin, mit offenen Armen wieder empfangen hat, das hat mir schon viel gegeben. Er ist mit Herz und Seele dabei. Es war das Beste, was mir passieren konnte.

Das klingt alles ziemlich optimistisch. Du sagst, du warst zu stur. Wenn man genauer hingeschaut, dann war zu erkennen, dass du manchmal mit dem Kopf durch die Wand wolltest. Nach dem Motto hopp oder top. In Nove Mesto zum Beispiel, hattest du das Rennen schon vorher abgehakt, kamst als Viertletzte den ersten Berg hoch…
…(lacht)..

…und bist dann noch Vierte geworden. Oder bei der EM 2010 in Haifa, da warst du medaillenreif, aber du wolltest vielleicht zu viel und hast dir beim Angriff auf Rang eins einen Defekt geholt.
Mein Problem war, von den Juniorinnen zu den Damen. Das waren komplett andere Rennen, eine komplett andere Welt, anderer Sport. Das musste ich erst einsehen, aber dafür habe ich lange gebraucht. Bis ich gecheckt habe, dass man bestimmte Sachen verändern muss, damit man weiter kommt.

War es aber nicht schon im zweiten Jahr bei den Juniorinnen so…
…bei den Meisterschaften, ja (lacht).

War das da auch schon so, dass du zu viel erwartest hast?
Nee, ich glaube, es war eher mein Problem, dass ich mir das nicht zugetraut habe. Obwohl ich Weltcups gewonnen habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich Weltmeisterin werde, dass ich das schaffen kann. Das hat mir Karl-Heinz auch klar gemacht, dass ich selber nicht mehr an mich geglaubt habe, in diesen Situationen. Er hat mir dabei geholfen, wieder daran zu glauben, das zu schaffen, was ich will.

Lapidar formuliert, hast du in den vergangenen beiden Jahren viel dafür getan, den Glauben an dich zu verlieren. Die vielen Misserfolgserlebnisse haben dich darin immer mehr bestätigt.
Ja. Die letzten beiden Jahre waren in der Beziehung eine Katastrophe. Ich wollte aber auch kein Rennen aufgeben, egal, auch wenn ich Letzter werde. Egal, was andere gesagt haben. Wenn ich an der Startlinie stehe, dann fahre ich das zu Ende, egal wie. Meine Mama hat zum Teil gesagt, ‚Bayerwald Radtouristik’..

Bayerwald Radtouristik?
Ja, zum Teil hat es halt so ausgeschaut. Ich wollte einfach nie aufgeben, obwohl es manchmal so hoffnungslos war. Es war teilweise schon hart, weil du dann auch die Hoffnung verlierst. In diesen Situationen war es schön, dass das Team hinter mit gestanden hat, obwohl ich zum Teil katastrophal gefahren bin. Dass die immer an mich geglaubt haben, das war top. Drum fühle ich mich da auch so wohl.

Anja Gradl war ein wichtiger Bezugspunkt im Team. Sie ist jetzt weg. Wie ist das für dich?

Aber wie gesagt, ich fühle mich im Team insgesamt sehr wohl und akzeptiert. Für Anja war es wohl ein notwendiger und richtiger Schritt. Grade im Olympiajahr. Olympia, das ist eh das große Thema.

Auch für dich?
Nein, dadurch, dass ich ja die U23-Weltcups fahre, kann ich die offizielle Olympianorm ja gar nicht erfüllen. Ich glaube, wenn ich da mitfahren wollte, dann müsste ich die Allerschnellste sein (lacht), dass die sagen, die muss man mitnehmen.

Hattest du das die Jahre zuvor mal im Kopf, London 2012?
Ja, aber es kann immer viel passieren. Für mich ist viel negatives passiert. Es hätte auch anders laufen können. Aber warten wir mal ab, ich gebe mein Bestes und dann sehen wir was raus kommt. Olympia ist einfach ein hohes Ziel. Als junger Sportler, ich finde, da sind ganz andere Schritte erst einmal wichtig. Ich weiß nicht, ob ich für Olympia überhaupt schon bereit bin, aber es ist ein Traum einmal dabei zu sein. Meine Ziele, die ich diese Saison erreichen will, sind ganz andere. Aber wenn ich diese Ziele umsetzen kann, denke ich ist Olympia nicht in weiter Ferne.

Stichwort Weltmeisterin. Du hast noch zwei U23-Jahre vor dir, ist das ein Ziel, das du dir gesteckt hast?
Klar ist das ein Ziel. Ich glaube, das hat jeder, der ambitioniert den Sport betreibt. Ich versuche in den beiden Jahren alles zu tun, an meinen Schwächen zu arbeiten, wieder an mich zu glauben und dann ist, denke ich, alles möglich.

Gab es eigentlich auch mal Phasen, in denen du das Rad an den berühmten Nagel hängen wolltest?

Ja, die habe ich manchmal im Frühjahr (lacht). Letztes Jahr im Frühjahr habe ich das tatsächlich gemacht. Da habe ich den Tom (Wickles, Ghost-Team-Manager) angerufen und gesagt, dass ich erst mal keine Rennen bestreiten werde.

Wegen den Rückenschmerzen?
Überhaupt. Es waren erst mal die Rückenschmerzen, die ich überhaupt nicht in Griff bekommen habe, und dass alles so schief gelaufen ist, dass ich nur noch hinterher gefahren bin. Ich weiß nicht, ob mir da alles zu viel geworden ist. Aber da habe ich dann gesagt, jetzt brauche ich eine Auszeit. Jeder hat dann gesagt, ja, nimm sie dir, aber auch , ja, ja Mona, du kommst eh wieder zurück (lacht).

Und du selbst?
Ich habe nicht mehr an mich geglaubt.

Wirklich?
Ja.

Und was hat dich dann zurück gebracht?
Eigentlich das, was mich immer motiviert hat, wenn ich teilweise Letzte geworden bin. Weil ich es einfach wieder zurück schaffen wollte. Ohne könnte ich nicht, das ist einfach mein Leben, ich liebe es.

Es geht um das Gefühl, wie es ist, wenn es gut ist?
Hmm, es ist einfach, dass ich das umsetzen kann, was ich mir vorstelle. Dass ich das Leben leben kann, was ich mir vorstelle. Das ist irgendwann mal mit dem Radsport Geld zu verdienen. Dafür muss ich was tun. Der Winter hat bisher super gut geklappt. Ich habe viel verändern können.

In welche Richtung?
Der ganze Aufbau war ein bisschen anders. Ich habe viel Technik gemacht und habe versucht schlau zu trainieren, mit Köpfchen. Nichts zu machen, was mir nichts bringt, sondern das, was ich mache, richtig zu machen. Mich darauf zu konzentrieren.

Dass es besser ist als vor einem Jahr, an was machst du das fest? An deinem Gefühl oder an einer Leistungsdiagnostik?
Leistungsdiagnostik bin ich noch gar keine gefahren. Ich fühle mich einfach ganz anders, ich fühle mich gut beim Radl fahren, mir macht’s Spaß und der Kopf spielt auch mit. Es stimmt irgendwie zusammen.

Vor zwei Jahren hast du auf Zypern dein erstes Elite-Rennen gleich gewonnen. Können beim Cyprus Sunshine-Cup in ein paar Wochen mit einer ähnlich starken Mona Eiberweiser rechnen?
Puuh, das kann ich überhaupt nicht einschätzen, wie meine Form ist. Ich werde mein Bestes geben und versuchen ein paar Sachen umzusetzen! Die Rennen gehören zur Vorbereitung auf den Weltcup in Südafrika. Ich erwarte nicht, dass ich da was gewinne oder ganz vorne mitmische, das muss nicht sein.

Du warst 2011 im U23-Weltcup zweimal Vierte, in Offenburg und in Nove Mesto…
…jeweils wo ich den Start versaut habe (lacht). In Offenburg war ich auch Letzte, weil ich in den Sturz verwickelt war.

Es könnte also ein Ziel sein aufs Podium zu fahren?
Genau, das ist mein Ziel. Der Weltcup ist mein Hauptding. Ich will eine gute Wettkampfserie fahren und lernen mit dem Druck bei großen Rennen umzugehen. Dass es auch nichts anderes ist, sondern versuchen bei jedem Rennen meine optimale Leistung abzurufen. Ich will eine konstante Saison fahren und keine solches Auf und Ab wie letztes Jahr.

Du studierst Waldwirtschaft und Umwelt. Wie passt denn dein Training mit dem Studium zusammen?

Das klappt eigentlich ganz gut, aber auch nur weil ich von der Uni ziemlich Freiraum habe. Die Frau vom Prüfungsamt unterstützt mich da sehr. Dann schiebe ich zum Teil Prüfungen, jetzt wegen Zypern zum Beispiel auch. Aber wenn das nicht gehen würde, dann würde es nicht funktionieren. Jetzt steht der Sport im Vordergrund, aber ich will nicht, dass mir das Studium verschütt geht. Es muss kein brillantes Studium werden, aber es muss eine gute Grundlage sein. Es macht mir auch Spaß. Nach langen Trainingseinheiten, muss ich mich halt dazu bringen, das Interesse aufzubauen. Das ist bei mir wichtig. Manchmal sitze ich da und lerne und es bleibt nix hängen. Aber wenn ich mich eine Stunde dafür interessiere und das gescheit mache, dann geht das gut.

Wir waren vorher schon beim Team Ghost Factory Racing. Ihr seid fünf Damen, wie funktioniert das denn?

Dafür, dass wir fünf Mädels sind, gibt es überhaupt keinen Stress. Wir sind alle sehr unkompliziert, da gibt es keinen Zickenkrieg. Lisi (Osl) ist ein Profi, Katrin (Leumann) ist ein Profi, die sind überzeugt von dem, was sie machen. Da war gar nichts letztes Jahr.

Die Harmonie ist da, profitierst du auch davon?
Doch, wir Jungen, Johanna (Techt) und ich, wir profitieren am meisten davon. Lisi und Katrin haben schon ihr Konzept. Johanna und ich können viel lernen von denen, aber wir müssen unseren eigenen Weg finden. Ich finde es nicht gut, wenn ich mir ein direktes Vorbild nehme. Ich muss einfach meinen Weg finden und nur mit dem kann ich wirklich erreichen, was ich erreichen will. Ich muss meine eigene Persönlichkeit werden. Ich will niemand abkupfern. Ich kann es nicht so machen, wie Lisi es macht oder Katrin es macht, weil ich einfach ganz anders bin. Das versuche ich auch beizubehalten. Ich will meinen Charakter durch den Sport nicht verlieren.

Wie lange hast du bei Ghost noch Vertrag?
Dieses Jahr und ich hoffe noch länger (lacht).

In deiner Wohnung hängt der Cyclepassion-Kalender (Kalender mit erotischen Fotos von Radsportlerinnen). 2010 warst du auch ein Kalenderblatt. Wie siehst du dieses Shooting im Rückblick?
Auf keinen Fall negativ. Sportlich gesehen hat mir das natürlich nichts gebracht. Man muss offen sein gegenüber Medien. Man muss jetzt nicht unbedingt so ein Shooting machen, das sollte auch nicht zur Norm werden und ich werde es auch nicht öfter machen. Aber ich habe das Angebot gerne angenommen und deshalb bereue ich es auch nicht.

Und wie hast du dich dabei gefühlt?
Ich habe von vorneherein gesagt, wie weit ich gehen will. Von dem her, war es eigentlich kein Problem.

Das Posen, dich selbst darzustellen, liegt dir das?
Also, man kann mich mit Blitz nicht fotografieren, ohne, dass ich mit den Augen zwinkere. Das ist ein großes Problem (lacht). Da bekommen Fotografen beinahe die Krise. Aber grundsätzlich, wenn man aus sich was macht, das finde ich gut. Und wieso sollte man nicht das Ganze verkaufen. Man muss schon schauen, wenn man es kann, dass man sich so gut wie möglich präsentiert. Aber ohne sportliche Erfolge ist das sinnlos.

Du studierst Waldwirtschaft und Umwelt. Bist du ein Naturmensch?
Doch, auf alle Fälle. Wenn es mir nicht gut geht, gehe ich auf den Berg und komme mit einem ganz andern Gefühl wieder zurück! Darum ist Freiburg auch eine Stadt, in der ich Leben kann. Die ist einfach auch mit Natur verbunden. Ich könnte nie in München oder Hamburg oder sonst wo leben. Wenn ich einen Tag nicht draußen bin, fühle ich mich nicht gut. Ich brauche das.

Ist das auch so ein wenig ein Zufluchtsort für dich?
Ja, schon.

Ich denke an die WM in Champéry, als du am nächsten Tag in die Berge gefahren bist.
(Lacht). Ohne Frühstück. Am Tag nach der Enttäuschung bei der U23-WM. Johanna und ich sind morgens mit dem Bike einfach los, auf irgendeinen Berg gefahren und haben uns oben hin gesetzt. Als wir runter kamen, haben wir uns ein Croissant gekauft und dann ist uns beiden besser gegangen. Das gibt einem schon viel, auf einen Berg oder Wandern.

Also weniger Glamourgirl als Naturmensch?
Beides. Ich gehe auch gerne schick in die Stadt, geh’ bummeln. Ohne Sportklamotten in Stiefel und Jeans. Ich bin keine Tussi oder sonst irgendwas, aber ich finde beides, im ausgewogenen Gleichgewicht, das brauche ich. Ich will schon auch ein normales Leben, dass man nicht nur der Sportler ist. Zu viel Kontakt mit Sportlern, das ist auch nicht gut für mich. Weihnachten hat mir da ganz gut getan, da war ich auch mal wieder weg. Ich bin zwar total gerne in Freiburg und während der Saison, da will ich auch den Kontakt mit den anderen Sportlern, mich auszutauschen. Aber eine gewisse Zeit weg, das ist schon gut. In der Familie, wo das nicht so die Rolle spielt, wo man sich wohl fühlt und zuhause ist.

Wie bist du eigentlich beim Mountainbiken gelandet?
Durch Sebastian Lehr (Deutscher Juniorenmeister 2006) und durch meine Eltern, die sind auch sehr aktiv und durch meinen Heimatverein Ski&Bike Deggendorf. Die Familie von Sebastian und meine, wir sind ziemlich eng befreundet. Sebastians Schwester Eli war meine beste Freundin, wir wohnen 300 Meter Luftlinie entfernt. Wir waren so eine Straßen-Gang.

Wann hast du angefangen?
Mit 13, 14 Jahren, aber da habe ich parallel noch Volleyball gespielt.

Du warst sogar mal Deutsche Meisterin?
Ja, in der E-Jugend. Ich glaube ab U15, zweites Jahr, bin ich dann nur noch geradelt. Irgendwann ging beides nicht mehr zusammen.

Die Entscheidung fiel für die Individualsportart und gegen den Mannschaftssport. Was hat den Ausschlag für das Mountainbike gegeben?
Eigentlich mit der Natur. Volleyball war halt immer in der Halle und da war mir zu wenig Action. Ich weiß nicht mehr genau, warum ich mich für den Radsport entschieden habe. Aber ich würde nicht direkt sagen, dass Mountainbike eine Einzelsportart ist. Ohne das Team, das hinter dir steht, würde das gar nicht gehen. Ohne den Theo Münster unseren Mechaniker, würde ich wahrscheinlich mit einer schleifenden Bremse am Start stehen. Das ganze Umfeld rund um den Fahrer, die Zusammenarbeit, das Vertrauen zwischen den Menschen mit denen man arbeitet ist sehr wichitig.. Von dem her sehe ich das gar nicht als Einzelsportart. Die stehen in der Feedzone und reichen mir die Flaschen…

…so wie bei der Formel Eins…
…ja, wo du auf die anderen auch angewiesen bist. Alleine schafft’s keiner.

Stichwort schleifende Bremsen. Du bist nicht so der Technik-Freak, oder?
(Lacht). Nein. Ich habe mich jetzt auf Gran Canaria gezwungenermaßen damit befasst. Da war ich mit Elisabeth Sveum (Norwegische Bikerin) im Appartement. Da hat meine Bremse geschleift. Dann habe ich mich damit befasst und habe versucht, das so gut wie möglich hinzukriegen. Aber das war manchmal knallhartes Training, mit schleifender Hinter- und Vorderbremse (lacht). Ich werde mich, vor allem jetzt mit Alex auf Zypern, damit beschäftigen. Das muss ich einfach lernen, es erspart Stress, teilweise auch Kosten. Das gehört schon auch dazu, das habe ich aber bisher immer vernachlässigt. Und Alex kann mir das gut zeigen, die ist die zweite Mechanikerin. Die baut sich alles selber um, die kann das. Sie erinnert mich auch daran.

Gibt es für dich eigentlich so was wie ein Vorbild?
Hmm. Magdalena Neuner (Biathlon-Olympiasiegerin) und Sebastian Vettel (Formel-Eins-Weltmeister) sind zwei Vorbilder. Das beziehe ich aber nicht auf die sportliche Leistung. Ich sage nicht, ich will so schnell sein wie der und der. Ich will einfach ich sein und will mein Bestes erreichen. Ich werde nie eine Gunn-Rita Dahle sein oder irgendwer anders. Ich will als Mona Eiberweiser schnell sein. Neuner und Vettel, die sind einfach natürlich geblieben und offen. Ich will mich halt durch den Sport nicht negativ verändern, offen, hilfsbereit und freundlich bleiben. Klar, ich muss schauen, dass ich selber weiter komme, aber ich will nie vergessen, was andere mir geben, dass ich das auch schätze.

Aber du wirst nicht mit 24 dein Karriere-Ende ankündigen, wie Magdalena Neuner?
(Lacht). Wenn ich so erfolgreich wäre wie sie und nichts mehr zu erreichen habe, dann wäre das vielleicht was anderes. Dann muss man schon überlegen, was man dann tut. Aber das lassen wir mal dahingestellt, wann ich meine Karriere beende, jetzt sind wir erst mal noch mittendrin. Ans Aufhören denke ich noch nicht, das ergibt sich dann.

Kurz-Profil: Mona Eiberweiser
Geboren: 05.01.1991
Team: Ghost Factory Racing
Erfolge: Deutsche Jugendmeisterin 2006, 2007, Deutsche Juniorenmeisterin 2008, 2009, Junioren-Europameisterin 2008, Junioren-WM-Dritte 2008, Junioren-Weltcupsiegerin Houffalize, Offenburg, Junioren-EM-4. 2009, Siegerin Sunshine-Cup Amathous, Zypern 2010 (Elite), U23-EM-13. 2010, 4. U23-Weltcup Offenburg und Nove Mesto 2011, DM-5. 2011 (Elite).

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