Pressekonferenz auf Izu: Deutsche Olympia-Mountainbiker wohlauf

Fünf Tage vor dem ersten Mountainbike-Rennen bei den Olympischen Spielen Tokyo2020 zeigen sich Manuel Fumic, Max Brandl und Ronja Eibl zuversichtlich

„Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit werden das größte Problem werden“, sind sich die deutschen Offroad-Olympioniken einig. Zwei Stunden südwestlich von Tokio haben die vier deutschen Mountainbiker*innen Manuel Fumic und Max Brandl sowie Ronja Eibl und Elisabeth Brandau ihr Quartier im sogenannten „Cycling Village“, der Außenstelle des olympischen Dorfs auf der Halbinsel Izu, bezogen. Doch alle zeigen sich zuversichtlich am Montag (Männer) bzw. Dienstag (Frauen), ihre beste Leistung abrufen zu können.

Ronja Eibl 2019 beim Test-Event auf Izu © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Ronja Eibl 2019 beim Test-Event auf Izu
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Während Brandl, Eibl und Brandau schon einige Tage am Fuße des Mount Fuji ein kurzes Trainingslager zur Akklimatisierung bezogen hatten, war Manuel Fumic erst später angereist und kämpft daher noch mehr als die anderen mit Jetlag und der ungewohnt hohen Luftfeuchtigkeit. Am Donnerstag werden die Athlet*innen erstmals die Strecke am Velodrome in Izu zu Fuß in Augenschein nehmen: während Fumic, Brandau und Eibl schon 2019 beim Test-Rennen erste Eindrücke von der Strecke mit den kurzen, aber steilen Anstiegen sammeln konnten, wird sie für den Freiburger Max Brandl komplett neu sein. „Gerade für die technischen Abschnitte ist so ein Track Walk keine so schlechte Sache“, weiß der 39-jährige Fumic, der in Tokio seine fünften Olympischen Spiele bestreiten wird. „Da kann man sich die Fahrlinien in Ruhe anschauen – das nehmen wir gerne wahr.“ Am Freitag dürfen die 76 Athleten, die beiden Rennen am Montag und Dienstag um 8:00 Uhr MESZ startberechtigt sind, dann erstmals mit dem Bike auf den 4,1 Kilometer langen Rundkurs mit seinen 150 Höhenmeter unter die Stollen nehmen.

Manuel Fumic 2019 beim Test-Event auf Izu © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Manuel Fumic 2019 beim Test-Event auf Izu
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

„Leider kommt das olympische Flair nicht rüber“, meint Manuel Fumic, der ja viel Erfahrung aus den vergangenen Jahrzehnten mitbringt, seit er 2004 in Athen erstmals für Deutschland bei Olympischen Spielen antreten durfte. Das liegt nicht nur daran, dass die Radsportler diesmal nicht im offiziellen olympischen Dorf in Tokio untergebracht sind, sondern natürlich auch an den strengen Corona-Maßnahmen, die auch innerhalb der olympischen Blase Abstandsregeln vorschreiben. „Zu meinen beeindruckendsten Erlebnisse zählte das zufällige Treffen mit Usain Bolt im Olympischen Dorf in London (glaube ich)“, plauderte Fumic bei der Pressekonferenz aus dem Nähkästchen. Max Brandl hingegen zeigte sich schon beeindruckt, mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft das Flugzeug geteilt zu haben und später am Flughafen in Tokio gemeinsam auf das Testergebnis gewartet zu haben. Elisabeth Brandau hingegen wäre gerne bei der Eröffnungsfeier dabei gewesen: „Ich leben nicht nur den Wettkampf“, sagte die 35-Jährige gegenüber acrossthecountry.net: „Ich finde das Drumherum ist auch schön und wichtig für einen langfristigen Spaß am Sport.“

Max Brandl vor einem Jahr in Leukerbad / SUI © Lynn Sigel / EGO-Promotion
Max Brandl vor einem Jahr in Leukerbad / SUI
© Lynn Sigel / EGO-Promotion

Doch so bleibt den Sportlern wenigstens die Chance, sich auf das wohl bis dato wichtigste Rennens ihrer Sportkarriere zu konzentrieren (was zumindest für die Olympia-Neulinge Brandau, Eibl und Brandl gilt). „Wichtig ist die ‚Cooling Strategy‘“, berichtet Max Brandl aus seiner Erfahrung der vergangenen Tage: „Die Hitze staut sich im Körper und wird auf die Dauer zu einem ähnlichen Problem wie die bekannten Probleme Sauerstoffschuld und Laktat.“ Deswegen testen die Fahrer*innen, wie sie vor und im Rennen die Temperatur senken können. Und mussten schon mal feststellen: weil der Stoff der Rennkleidung das Wasser einfach abperlen lässt – was ja sonst ein durchaus gewünschter Effekt ist – dringen weder die Kühle des Wasser noch die Verdunstungskälte zu den Körpern der Sportler durch. Ein Versuch mit eisgefüllten Nylonstrümpfen im Nacken war da wohl erfolgreicher, wie Brandl nach ersten Tests berichtete.

Und so kommen zu klassischen „Tagesform“ auch noch die krassen klimatischen Bedingungen mit Temperaturen von deutlich über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von gut 70% und eine sehr spezielle Strecke: „Es ist keine Strecke, die man mit anderen vergleichen kann: es geht steil hoch und steil bergab. Manche Anstiege sind so steil, dass man teilweise ohne Schwung aus der vorhergehenden Abfahrt nicht hinaufkommt. Es gibt auch keine Zeit zur Erholung“, erinnert sich Eibl an ihr Rennen vor fast zwei Jahren auf dem Olympia-Kurs, als sie bei deutlich kühleren Temperaturen Fünfte wurde. „Die Hitze und die Schwüle vertrage ich nicht so gut, aber vielleicht habe ich mich bis Dienstag besser daran gewöhnt“, gibt sich Eibl kämpferisch, die zuletzt beim Weltcup Les Gets den neunten Platz belegt und damit ihre Negativserie womöglich durchbrochen hat.

Max Brandl verweist bei seinen Prognosen auf seine Historie: „Ich habe in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass ich bei großen Events über mich hinauswachsen kann und dann wird vieles möglich. Ich bin auch hier, um viel für die nächsten Olympischen Spiele in Paris und Los Angeles zu lernen, aber ich will auch schon jetzt vieles richtig machen: Top10 ist sicher realistisch, zu einer Medaille würde ich auch nicht nein sagen. Wichtig ist, nicht zu früh im Rennen alles zu wollen, denn letztlich wird die Hitze entscheidend.“

Für den alten Hasen Manuel Fumic, der bisher als beste Olympia-Platzierung einen siebten Platz vorweisen kann, gilt wohl ähnliches. Auch er kann sich auf den Punkt fokussieren, wie er zuletzt bei der Deutschen Meisterschaft in Gedern bewiesen hat: „Ich bin ein Highlight-Fahrer. Es wird wohl das erste Hitzerennen in 2021; richtig heiß und staubig wäre ein Traum für meine alten Knochen.“

Elisabeth Brandau © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Elisabeth Brandau
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Und Bundestrainer Peter Schaupp schätzt auch die Chancen für Elisabeth Brandau, die im letzten halben Jahr nicht an ihre gewohnte Form anknüpfen konnte, nicht schlecht ein: „Sie mag die Wärme. Und ihre Werte haben sich deutlich verbessert. Es geht auf jeden Fall aufwärts.“

Die olympischen MTB-Rennen:
Männer
: Montag, 26.07. 8:00 Uhr (MESZ)
Frauen: Dienstag, 27.07. 8:00 Uhr (MESZ)

 

Schon bei der WM 2018 auf der Lenzerheide / SUI ein gutes Team: Manuel Fumic, Max Brandl , Elisabeth Brandau und Ronja Eibl © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Schon bei der WM 2018 auf der Lenzerheide / SUI ein gutes Team: Manuel Fumic, Max Brandl , Elisabeth Brandau und Ronja Eibl
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
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