Schweizer Marathon-Meisterschaft: Huber zum Zweiten, Süss zum Fünften
Bulls-Biker Urs Huber und Esther Süss von Wheeler-iXS haben sich am Sonntag beim Eiger Bike in Grindelwald die Schweizer Meister-Titel im Marathon geholt. Huber profitierte dabei auch von Defekten bei den Mitfavoriten, Süss dominierte die Damen-Konkurrenz.
Früh waren die Positionen um die Medaillenränge bezogen, nachdem Christoph Sauser bereits nach der ersten langen Abfahrt vom First defektbedingt die Segel streichen musste. Wie sich später herausstellen sollte, hatte sich der Freilauf an Sausers Hinterrad gelöst. Ein Ersatzrad war nicht greifbar.
Aber auch sonst war der Titelhalter nicht optimal vorbereitet. In der Vorwoche bestritt der Ex-Weltmeister noch das Leadville 100 in den USA und benötigte für die Rückreise wegen eines verpassten Anschlussfluges 48 Stunden länger als geplant.
Bei idealen äußeren Bedingungen übernahm sofort Urs Huber das Zepter, gefolgt von Lukas Buchli. Nachdem sich das Duo im Schlussaufstieg zur Kleinen Scheidegg noch einen erbitterten Abnützungskampf geliefert hatte, erlitt Buchli einen Reifendefekt und musste Huber in der letzten Abfahrt ziehen lassen. Dem enttäuschten Bündner blieb die Silbermedaille vor dem stark fahrenden iXS classic-Leader Jérémy Huguenin. Der Ex-BMC-Fahrer konnte mit SM-Bronze sein bisher sportlich wertvollstes Resultat feiern.
Die Frage, ob dieser fünfte Sieg in Grindelwald für ihn logisch gewesen sei, relativierte Huber jedoch: «Alle haben das von mir erwartet und auch ich habe es insgeheim natürlich gehofft. Mehr Sicherheit erlangte ich jedoch erst, als Sauser nicht mehr im Rennen war. Er hat auf mich einen starken Eindruck gemacht.» Nach dem Ausscheiden des Sigriswilers habe das Rennen einen anderen Charakter erhalten.
Buchli hadert mit Defekt
«Ich wusste, dass ich gut die Kleine Scheidegg hochkomme und ich es gegen Buchli zur Not auch auf einen Zielsprint ankommen lassen könnte», führte Huber aus. Dieser Titel bedeute ihm enorm viel. Nachdem der erste im Jahr 2011 nach einem wetterbedingten Rennabbruch zustande gekommen sei, gebe es diesmal keine Diskussionen. «Ich werde es genießen, nun ein Jahr im Schweizermeistertrikot zu fahren», so Huber.
«Ich werde eine Weile brauchen, bis ich diese Silbermedaille akzeptieren kann», sagte Lukas Buchli, den spezielle Emotionen mit der Eiger Bike verbindet. Der erste Elite-Sieg in Grindelwald 2006 war der Ausschlag, dass er im Folgejahr zu den Berufsfahrern wechselte.
«Im Vorfeld des Titelkampfes hatte ich mich drei Tage auf der Strecke vorbereitet und Schlüsselstellen trainiert. Ich musste das ganze Rennen nie ans Limit, habe mich gut gefühlt und war überzeugt, dass ich Huber schlagen konnte. Schade, dass ich diesen Defekt hatte», sagte Buchli.
Damen: Süss auf der Suche nach dem Rhythmus zum Titel
Bei den Frauen liess Esther Süss keinen Moment Zweifel an ihren Ambitionen aufkommen. Die 40-jährige Aargauerin hielt die beiden mitfavorisierten Konkurrentinnen Milena Landtwing und Ariane Kleinhans stets sicher in Schach und realisierte einen Start-Ziel-Sieg mit mehr als zehn Minuten Vorsprung.
Aber auch Süss musste leiden: «Ich hatte erst in der letzten langen Steigung ein gutes Gefühl. Bis zur Kleinen Scheidegg war ich auf der Suche nach meinem Rhythmus, lief es mir einfach nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte», sagte Süss. Dennoch freue sie sich über diesen fünften Marathon-Titel.
«Esther hat uns wieder einmal gezeigt, wo Bartli den Most holt», lobte Kleinhans. Mit ihrer Klasse und ihrer Erfahrung sei es schwierig, sie auf einer Strecke wie in Grindelwald zu schlagen. «Ich habe dennoch nicht aufgehört zu kämpfen. Bei Marathons könne viel passieren. «Das hat sich schliesslich ausgezahlt – nicht zuletzt, weil ich die Strecke besser kenne als Milena», erklärte Kleinhans.
Milena Landtwing: Alles probiert und dafür bezahlt
Etwas enttäuscht zeigte sich Milena Landtwing, die lange Zeit wie die sichere Silbermedaillengewinnerin ausgesehen hatte. Doch in der Steigung zur Kleinen Scheidegg kam der Mann mit dem Hammer – und Rivalin Ariane Kleinhans.
«Ich habe alles probiert, wollte nicht, dass der Abstand zu Esther zu gross wird. Leider musste ich in der Schlusssteigung dafür büßen. Wenn man nichts versucht, erfährt man nicht, ob es vielleicht nicht doch geklappt hätte», sagte Landtwing fatalistisch.
Text: Martin Platter