Schweizer Meisterschaft Lenzerheide: Schurters Dauerfeuer und Leumanns süß-saure Muskeln

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Nicht zu bezwingen: Nino Schurter ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Die Schweizer Nummer eins hat den Angriff auf das Meistertrikot pariert und sich seinen dritten Elite-Titel geholt. Nino Schurter (Scott-Swisspower) siegte in Lenzerheide vor Lukas Flückiger (BMC Racing) und Fabian Giger (Giant Pro XC).
Bei den Damen gewann Katrin Leumann (Ghost Factory Racing) vor Esther Süss (Wheeler-iXS) und Kathrin Stirnemann (Sabine Spitz-Haibike).

Lukas Flückiger hatte im Vorfeld auf die Startphase hingewiesen, die wohl keiner auf der Welt unbeschadet so aggressiv gestalten kann wie Nino Schurter. Und der Weltmeister weiß das zu nutzen.
Auch am Sonntag büßte Lukas Flückiger fast eine halbe Minute ein, die er mühsam wieder aufholen musste. Die Energie, die er dabei auf der Strecke ließ, war ein Teil der Wahrheit, die in der letzten Runde gefunden wurde.
Der zweite Teil lag im Dauerfeuer von Nino Schurter. Er attackierte wiederholt an einem steilen Aufstieg und Flückiger musste immer wieder Lücken schließen. „Das hat an der Moral gezehrt“, gestand Lukas Flückiger, dessen Bruder Mathias (Stöckli Pro) nach seiner Erkältung noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war (11.).
Flückiger konnte dem finalen Angriff von Schurter nicht mehr folgen und akzeptierte die Silbermedaille: „Es ist keine Schande gegen Nino zu verlieren.“

Der Weltranglistenerste wischte damit alle Hoffnungen der Konkurrenten hinweg, dass ihn die Niederlage gegen Absalon in Bern mental angreifbar gemacht hätte.
Den insgesamt 55. Sieg seiner Karriere kommentierte Nino Schurter mit anerkennenden Worten, adressiert an seinen Konkurrenten, der am Ende nur acht Sekunden verlor:
„Es war ein hartes Stück Arbeit mit Flückiger, er hat schwer gekämpft. Für mich war es natürlich besonders schön, so nahe an meinem Zuhause einen so schönen Sieg holen zu können.“

Fabian Giger holte sich die Bronzemedaille und schmierte damit ein wenig Balsam auf ein Frühjahr, das für ihn nicht ganz nach Wunsch verlaufen war.
„Ab Runde drei konnte ich super mein Tempo fahren und bin sehr happy mit der Medaille.“
Eineinhalb Runden vor Schluss löste er Ralph Näf (BMC Racing) an der dritten Position ab, der am Anfang an der Spitze Akzente gesetzt hatte.
„Nach den Operationen habe ich einfach zu wenig Rennen in den Beinen. Aber jetzt wird die Zeit kommen, in der ich der bin, der überholt“, meinte Näf, der als Vierter zeigte, dass mit ihm in der zweiten Saisonhälfte wieder zu rechnen ist.

Damen: Leumann auch am Berg stark genug
Katrin Leumann (Ghost Factory Racing) feierte im Damenrennen ihren vierten Meistertitel in der Eliteklasse. Sie holte sich den Sieg, obwohl sie anfangs Probleme mit „sauren Muskeln“ nicht nur in den Beinen, sondern auch in den Armen“ hatte. So konnte sie erst nur mit Mühe Esther Süss (Wheeler iXS) folgen, die vom Start weg ein sehr hohes Tempo anschlug und sich an die Spitze setzte. Irgendwann aber verzog sich die Säure in Leumanns Muskulatur und arrangierten sich mit der Süße des Sieges.

„Ich wusste, dass ich Esther nicht davonfahren lassen durfte, wenn ich im Kampf um den Sieg dabei sein wollte. Bergab bin ich sowieso schneller als Esther, aber ich merkte dann auch gleich in den zwei großen Anstiegen, dass ich ihr auch dort heute ein wenig Zeit abnehmen konnte“, erläuterte Leumann, die für ihr Team damit ein goldenes Wochenende perfekt machte. Alexandra Engen gewann in Saalhausen Sprint und Cross-Country-Rennen und Lisi Osl siegte bei ihrem Heimrennen, der Kitzalpbike-Trophy vor Sabrina Enaux (Specialized) und Sabine Spitz (Haibike).

Esther Süss beschrieb das Rennen aus ihrer Sicht: „Ich konnte nicht aufschließen, und sie kam nicht weg. Deshalb reichte es für mich ‚nur’ für Silber.“ Dahinter richtete sich Kathrin Stirnemann (Sabine Spitz Haibike Pro) auf die Verteidigung der Bronzemedaille ein. Sie hatte keine Chance, mit Leuman und Süss mitzugehen, und um die dritte Position hatte sie mit zwei weiteren Konkurrentinnen zu kämpfen. Nach einem Sturz von Corina Gantenbein (Fischer-BMC) ergriff Stirnemann ihre Chance, setzte sich leicht ab und kam schließlich als Dritte ins Ziel: „Es war ein extrem hartes Rennen, der Kurs bot keinerlei Möglichkeit zum Erholen, ich bin jetzt total erschöpft. Aber ich bin auch mega-glücklich, die Bronzemedaille gewonnen zu haben.“ Damit konnte sie die Enttäuschung vom misslungenen Sprint am Freitagabend etwas tilgen.

U23: Die Favoriten holen sich die Titel
Das BMC Mountainbike Racing Team feierte im U23-Rennen der Herren einen nicht unerwarteten Doppelsieg. Allerdings mit umgekehrter Reihenfolge als im letzten Jahr. In Lenzerheide fuhr Reto Indergand von Anfang an ein einsames Rennen an der Spitze, zum Schluss aber rückte ihm Teamkollege und Titelverteidiger Matthias Stirnemann noch gefährlich auf den Pelz. Nur knapp zehn Sekunden trennten die beiden im Ziel. „Es war ein Start-Ziel-Sieg, aber ich hatte nie einen großen Vorsprung, ich musste immer dranbleiben. Es ist super cool, denn das ist mein erster Schweizermeistertitel. Ich war schon x-mal Zweiter. Und jetzt hat es das erste Mal gereicht,“ freute sich Indergand.

Dritter wurde Enea Vetsch, der vor Geburtstagskind Andri Frischknecht ins Ziel kam. Dem Sohn der Schweizer Bikelegende Thomas Frischknecht hatte das Feld am Start ein Ständchen gesungen.

Das U23-Rennen der Damen prägten in der ersten Runde die gleichaltrigen Linda Indergand (Strüby MTB Kader) und Weltmeisterin Jolanda Neff (Giant Pro XC). Indergand hatte dann aber Probleme mit der Kette, so dass Neff das Rennen alleine an der Spitze bestritt und den Abstand allmählich vergrößerte. Sie siegte ungefährdet und freute sich riesig über eine weitere Goldmedaille in ihrer Sammlung: „Megacool!“ Silber ging an Linda Indergand, Bronze an Andrea Waldis (Colnago-Südtirol).

Andrin Beeli (Sagogn) siegte im Rennen der Junioren am Sonntagmorgen mit einem deutlichen Vorsprung von fast zwei Minuten vor Simon Vitzthum (Rheineck) und Léo L’Homme (Vuadens). Beeli machte sich relativ früh zu seinem Soloausflug auf und war nie gefährdet. Er holte seinen ersten Saisonsieg gleich im wichtigsten Schweizer Rennen.

Im Rennen der Juniorinnen ergriff Alessandra Keller (Stans) ebenfalls früh die Initiative und setzte sich ab. Sie hatte eine 18-Sekunden-Lücke nach der ersten Runde. Ohne Zwischenfälle konnte sie ihr Tempo durchziehen, wobei die langen Anstiege ihren Fähigkeiten entgegen kamen, und siegte schließlich mit klarem Vorsprung vor Rebecca Rudolf von Rohr (Selzach). Bronze eroberte Pierina Beeli (Sagogn).
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