Trofeo Delcar Montichiari: Schulte-Lünzum und Grobert zuversichtlich, Pfäffle mit Sorgen
Man muss leider den Konjunktiv bemühen: Für Christian Pfäffle (Möbel Märki) hätte die Trofeo Delcar in Montichiari der Einstieg in die Cross-Country-Saison werden sollen. Daraus wird wohl nichts werden. Dagegen tritt der Deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) die Reise nach Italien mit vorsichtigem Optimismus an. Das hört man auch bei Helen Grobert (Cannondale Factory Racing) heraus, die sich unter anderem mit Weltmeisterin Annika Langvad (Specialized Racing) messen darf.
„Das Training lief super, ich weiß um meine Verfassung und ich freu mich auf das Rennen“, fasst Markus Schulte-Lünzum für sich den Status Quo zusammen. Er war vor drei Wochen ja bereits in Mailand am Start (14.), war da aber vielleicht noch ein wenig gehandicapt von einer Erkältung.
Es spricht ein gewisses Selbstvertrauen aus seinem Statement. Das basiert einerseits auf „Feld-Tests“, die ihn besser dastehen lassen als voriges Jahr. Was aber, das ist die nachvollziehbare Einschränkung, erst mal „nur auf dem Papier steht.“
Schulte-Lünzum nennt einen weiteren Aspekt, der subjektiver daherkommt: „Mein Gefühl ist, dass es gut für mich war, dass ich diesen Winter wieder studiert und mich auf die wesentlichen Dinge konzentriert habe.“
Das Hintergrundrauschen dieser Aussage sind die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr und dem Versuch sich dafür zu qualifizieren. Siehe Moritz Milatz.
Die alleinige Ausrichtung auf Olympia, das Bangen und Kämpfen um die Punkte für den dritten Startplatz und gleichzeitigem Versuch sich selbst für die Weltcup-Rennen auf den Punkt fit zu machen, das scheint auch ihm nicht wirklich gut getan zu haben.
Ob er wieder an die Jahre 2013 und 2014 anknüpfen kann, wird sich vielleicht noch nicht in Montichiari zeigen, aber in den Wochen wird sich die Richtung andeuten.
Christian Pfäffle: Schmerzen im Knie
Was sich bei Christian Pfäffle andeutet, das ist noch nicht abzusehen. Der war 2016 von Olympia unbelastet, dafür aber in prächtiger Form. Der 15. Platz bei der WM in Nove Mesto war zwar ein Ausreißer nach oben, aber insgesamt hat der 23-Jährige sein Niveau deutlich nach oben verschoben. Mehrfach war er im Weltcup aus hinteren Positionen der Fahrer mit den meisten Überholvorgängen.
Die Saison 2017 schien dafür prädestiniert die Entwicklung fortzusetzen. Ein Profi-Vertrag bei Möbel Märki, ein prima verlaufener Winter, Trainingslager in denen zu erkennen war, dass der DM-Dritte in prächtiger Form aus der Vorbereitung kommen würde.
Doch vor gut vier Wochen auf Gran Canaria war plötzlich Schluss mit dem Rückenwind: Schmerzen im Knie. Eine Reizung setzte ihn erst mal schachmatt. Wochenlang konnte er nicht trainieren. Am Montag gab es dann von Physiotherapeut und Osteopath Hansi Friedl das „Go“ fürs Training.
Zwei Tage ging’s gut, dann aber spürte Pfäffle erneut Schmerzen. Weil das Team für Montichiari ein Foto-Shooting anberaumt hat, hat sich der Neuffener trotzdem auf den Weg an den Gardasee gemacht.
Doppelt ärgerlich weil die Form sehr gut war
„Woher es kommt, darüber sind wir uns nicht im Klaren. Es gibt einige mögliche Ursachen. Die vielen Grundlagen-Kilometer, vielleicht auch das Kraft-Training, das neue Rad, da gibt es endlos viele Möglichkeiten“, rätselt Pfäffle.
Für die Diagnose, was die Schmerzen auslöst, gibt es eine Theorie. Aber es ist nur eine Theorie. „Ich würde gerne ein MRT machen lassen, damit wir mehr Sicherheit haben“, sagt er.
Was aus dieser Saison wird, steht aktuell in den Sternen. „Ich hätte dieses Jahr im neuen Team keinen Stress mehr gehabt, alles lief prima und ich hatte ein Grundlagen-Niveau wie noch nie. Deshalb ist es doppelt ärgerlich“, sagt Pfäffle. Er spricht schon im Konjunktiv, doch noch ist nichts verloren. Auch wenn er in Montichiari nicht fahren kann, der Weltcup-Auftakt in Nove Mesto ist noch sieben Wochen entfernt.
Helen Grobert: Teamkollegen zeigen, dass wir gute Arbeit geleistet haben
Bei den Damen steht aus Deutscher Sicht Vize-Meisterin Helen Grobert (Cannondale Factory Racing) im Fokus. Sie erwartet am Sonntag noch keine herausragendes Resultat, zeigt sich aber insgesamt positiv gestimmt.
„Ich hatte eine sehr gute Vorbereitung. Meine Teamkollegen Manuel Fumic, Henrique Avancini und Maxime Marotte haben bereits gute Leistungen gezeigt, so dass ich denke, wir haben gute Arbeit geleistet. Und das Rennen in Mailand vor drei Wochen hat mir schon mal etwas Selbstvertrauen gegeben“, erklärt Grobert.
Die 24-Jährige war lange Zeit in Südafrika, hat zuletzt aber in der südbadischen Heimat trainiert. „Die Bedingungen hier waren perfekt. Ich werde Vollgas geben und schauen, was dabei raus kommt“, so die Neu-Cannondalerin. So richtig um ein Ergebnis gehe es aber erst beim Weltcup-Auftakt im Mai.
Außer ihr stehen neben Nadine Rieder (AMG-Rotwild) mit den beiden U23-Fahrerinnen Nina Benz (Head Ciclo XC) und Lia Schrievers (German Technology Racing) noch drei weitere deutsche Damen am Start. Gegen hochkarätige Konkurrenz wie Weltmeisterin Annika Langvad (Specialized Racing) und Europameisterin Jolanda Neff (Kross Racing).
Info zur Trofeo Delcar in Montichiari, Italien
Kategorie: HC
Strecke: 4,3 km, 190 Höhenmeter. Technisch anspruchsvoll, hoher Singletrail-Anteil.
Wichtigste Starter: Julien Absalon (BMC Racing), Maxime Marotte (Cannondale Factory Racing) Jordan Sarrou (BH-Sr Suntour-KMC), David Valero (MMR), Fabian Giger (Kross Racing), Florian Vogel (Focus XC), Mathias Flückiger (Radon Factory Racing) und einige andere.
Deutsche Starter u.a. noch: Martin Frey (Team Bulls), Luca Schwarzbauer, Torben Drach, (Lexware Mountainbike Team)
Wichtigste Starterinnen: Jolanda Neff (Kross Racing), Annika Langvad (Specialized Racing), Maja Wloszczowska (Kross Racing), Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Team Merida), Linda Indergand (Focus XC), Yana Belomoina (CST Sandd American Eagle), Barbara Benko (Focus XC), Helen Grobert (Cannondale Factory Racing), Alessandra Keller (Radon Factory Racing), Irina Kalentieva (Möbel Märki) und einige mehr.