Tschechien: Strabag-Cup eröffnet Rennsaison nach Corona

Ondrej Cink und Anne Terpstra sind die Sieger des ersten regulären europäischen Rennens nach der Corona-bedingten Zwangspause. Georg Egger wird Fünfter, Ronja Eibl Sechste

Am ersten Samstag im Juli 2020 startete die mitteleuropäische Mountainbike-Saison neu. Ohne UCI-Punkte zwar, aber mit einer hochkarätigen Besetzung, einem „supergeilen Kurs“ (Martin Gluth) und einer überraschend großen Zuschauerkulisse, die sich (besonders für deutsche Verhältnisse) kaum um Corona-Vorsichtsmaßnahmen scherte.

Cink schon früh alleine vorne
Dieses Publikum in Město Touškov vor den Toren Pilsens, nur 70 Kilometer von der deutschen  Grenze entfernt, wurde mit spannenden Wettkämpfen belohnt. Bei den Männern drückte Ondrej Cink (Kross Racing) dem Rennen über acht Runden schon früh seinen Stempel auf. Bereits zu Beginn der zweiten Runde sprengte der 29-jährige Tscheche die zehnköpfige Spitzengruppe, erkämpfte  sich schnell einen Vorsprung von rund zehn Sekunden auf den Franzosen Maxime Marotte (Cannondale Factory), den er bis ins Ziel nicht mehr hergab und in der letzten Runde sogar auf 35 Sekunden ausbauen konnte.  „Er war heute eindeutig der Bessere“, musste Marotte konstatieren. Marotte, der durchaus mit dem Wunsch angetreten war, das Rennen zu gewinnen, musste seinem harten, vor allem straßenlastigen Training der vergangenen Wochen Tribut zollen: „Ich fühle mich ein bisschen müde“, sagte er gegenüber acrossthecountry.net. „Es war vor allem ein mentaler Kampf, denn die zehn Sekunden Vorsprung wurden einfach nicht kleiner.“  Am Ende musste sich Marotte mit dem – allerdings souveränen – zweiten Platz hinter Cink begnügen.

Město Touškov: Ondrej Cink
Město Touškov: Ondrej Cink vor dichtem Publikum im Wald.

 

Markt Dritter
Der dritte Platz ging an den Österreicher Karl Markt vom Möbel Märki MTB Pro Team, der seinerseits über 40 Sekunden Rückstand auf Marotte hatte. Dem Tiroler hatte der Start in die neue Saisonhälfte „sehr wehgetan“, danach konnte er sich aber gut in die große Verfolgergruppe integrieren und sie zum Ende des Rennens hin auch dominieren. „Ich habe schon vorher versucht, immer wieder wegzukommen, aber ich habe es nicht geschafft“, so Markt dem die „Drückerberge“ mit mäßigem Anstieg und zwei bis drei Minuten Länge sonst gar nicht so gut liegen. In der letzten Runde habe er dann aber „noch mal Gas gegeben und gemerkt, dass Jan Vastl (Majola Pushbikers MTB, CZE) und Georg Egger (Lexware Mountainbike Team, GER) nicht mitgehen können. Sportlich bin ich voll zufrieden“, resümierte Markt. „Es war ein guter Einstieg nach der Corona-Pause. Trotzdem muss man an der Form noch was machen“ komplettierte Markt sein Statement.

Egger zufrieden
Zufrieden zeigte sich auch der Obergessertshausener Georg Egger nach seinem schwachen Abschneiden bei der Heubacher Corona-Challenge vor zwei Wochen. „Der schnelle Kurs in Tschechien kam mir entgegen“, so Egger, der eigentlich um den dritten Platz kämpfen wollte, nachdem Cink und Marotte ja bereits früh enteilt waren und sich auch nach der Verfolgergruppe mit Markt und Vastl ebenfalls eine größere Lücke aufgetan hatte. „Als es über die Kuppen ging , habe ich gemerkt, dass ich am Limit bin und mir etwas Punch fehlte. Ich habe mich dann darauf konzentriert, sicher die Abfahrt runter zu kommen, ich wollte nicht überziehen oder mir einen Defekt einfahren, sondern einfach mal safe durchkommen.“ Am Ende musste er sich mit dem fünften Platz zufrieden geben.

Město Touškov: Start Männer
Město Touškov: Start der Männer

Bregenzer: Dritter der U23-Wertung
Erfolgreich schlug sich auch Alex Bregenzer (Eighty-Aid Cannondale, GER), der sich anfangs sogar in den TopTen halten konnte, dann aber in der dritten Runde Probleme mit der absenkbaren Sattelstütze bekam und eine halbe Runde im Stehen die Berge hinauffahren musste: „Das hat ganz schön weh getan, Körner gekostet und ich habe natürlich auch Zeit liegen lassen“, ärgerte sich der Unterfranke später. Trotzdem war er mit dem 13. Platz in der Elite und dem dritten Platz in der U23-Klasse sehr zufrieden, auch was seine Positionsbestimmung anbelangt: „Es war wie ein kompletter Neueinstieg, wie im März. Da weiß man auch  gar nicht, wo man wirklich steht.  Aber ich habe schon das Gefühl, gegenüber letztem Jahr noch eine Schippe drauf gelegt zu haben.“

Terpstra: Sieg bei den Damen
Die Siegerin der Damen, die Niederländerin Anne Terpstra (Ghost Racing Team, NED), die mittlerweile in der Nähe des Ghost-Firmensitzes in Waldsassen nahe der bayerisch-tschechischen Grenze lebt und daher nur eine kurze Anreise nach Město Touškov hatte, war ebenfalls erfreut, so gut mit ihren Konkurrentinnen mithalten zu können. Hatte sie doch vermutlich eine Corona-Infektion hinter sich. „Viele denken, ich mache da weiter, wo ich letzten Herbst aufgehört habe“, so Terpstra, „aber dem ist nicht so: mir ging es über mehrere Wochen richtig schlecht. Und als ich dann wieder zu trainieren angefangen habe, habe ich mich megamüde gefühlt.“ Aber mit (für sie) ungewöhnlich langem Training holte sie sich ihre Form wieder zurück, dennoch war sie vor dem Rennen „mega nervös“: „Doch je näher das Rennen kam, desto mehr konnte ich mich dann wieder entspannen. Da war einfach wieder die altbekannte Routine, da geht viel automatisch, ich musste nicht mehr viel nachdenken.“ Und mit den gewohnten Abläufen kam auch das Selbstbewusstsein wieder. „Und beim Warmup habe ich dann gespürt: heute wird es gut!“

Terpstra taktisch
Allerdings musste Terpstra auch taktisch fahren: „Ich wusste, an zweiter Stelle liegend ist es schwierig, in den technischen Passagen keine Zeit zu verlieren. Also musste ich dort erste sein.“ Ihre ungarische Teamkollegin Barbara Benko und Ronja Eibl (Alpecin-Fenix) waren ebenfalls schnell gestartet, „aber ich habe es dann doch geschafft, als erste in die technische Passage hinein zu kommen.“ Nachdem sie die beiden abgehängt hatte, versuchte die Tschechin Jitka Cabelicka (Gapp-Kolofix) ihr das Leben schwer zu machen und schloss immer wieder die Lücke. Doch am Ende konnte Terpstra die Tschechin abschütteln und sich einen kleinen Puffer herausfahren, der eingangs der letzten Runde gut 1:10 min betrug – zum Glück. In der zweitletzten Kurve rutsche Anne Terpstra, das Ziel fast schon vor Augen, mit dem Vorderrad weg und stürzte. Nicht schwer, aber es ging doch einige Zeit verloren, bis sie wieder auf dem Rad saß. Am Ende blieben ihr aber immer noch souveräne 38 Sekunden Vorsprung auf Cabelicka, dritte wurde Jana Czeczinkarova.

Město Touškov: Anne Terpstra
Město Touškov: Anne Terpstra im Zieleinlauf.

Eibl hadert
Während sich Georg Egger mit seinem fünften Platz sehr zufrieden zeigte, haderte Ronja Eibl sehr mit ihrem sechsten Platz  (+3:02 min), auch wenn sie damit die U23-Wertung der Frauen souverän gewann: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es ist gut für mich gelaufen“, so die Albstädterin. „Die Werte im Training waren gut, ich wollte unbedingt aufs Podium fahren.“ Aber nach zwei Runden war die Luft raus und sie bekam keinen Druck mehr aufs Pedal. „Ich konnte mich nicht erholen, und das ständige Antreten hat unglaublich viel Kraft gekostet.“ Allerdings ist es ein durchaus altbekanntes Problem der jungen Sportlerin: „Es fällt mir jedes Jahr zu Saisonbeginn schwer, meine Leistung abzurufen. Mir fehlt dann einfach die notwendige Rennhärte.“ Während also viele andere dem ersten Swiss Bike Cup in zwei Wochen in Leukerbad im Wallis fast schon entgegenfiebern, sieht Eibl das mit gemischten Gefühlen: „Die Aussicht, bei so einem super besetzten Rennen mit so einer Form an den Start zu gehen, ist nicht gerade positiv.“

Hier möchten wir die Sportlerin ein wenig aufmuntern mit den Worten von Charly Markt, der auch in Leukerbad am Start sein wird und ebenfalls Respekt vor der Strecke und dem Fahrerfeld hat: „Scheißegal, Hauptsache Rennen!“

Město Touškov: Lennart-.Jan Krayer
Město Touškov: Lennart-Jan Krayer vor David Šulc

Deutsche JuniorInnen vielversprechend
Erfolgreich haben auch die deutschen Juniorinnen und Junioren abgeschnitten. Lennart-Jan Krayer (Lexware Mountainbike Team, GER) lieferte sich fast das ganze Rennen über einen spannenden Zweikampf mit dem späteren Sieger David Sulc aus Tschechien. Erst in der letzten Runde fiel die Entscheidung, als Krayer in einer Sektion, in der zwei Linien möglich waren, die ungünstigere erwischte. Diesen kleinen Vorteil nutzte Sulc aus und gewann mit sieben Sekunden Vorsprung. Dritter wurde, 54 Sekunden hinter dem Sieger zurück, der Italiener Matteo Siffredi, der sich seinerseits ein Duell mit Louis Krauss (ebenfalls Lexware Mountainbike Team) geliefert hatte: „Vielleicht bin ich am Anfang zu schnell losgefahren“, analysierte Krauss nach dem Rennen, „aber mit dem vierten Platz im ersten Rennen der Saison bin ich eigentlich ganz zufrieden.“ Ähnliches formulierte auch Krayer, der mit leichten Krämpfen zu kämpfen hatte: „Vielleicht hatte ich zu wenig getrunken, aber die Grundlagenform ist da. Aber oben raus ist noch viel Potential“, freut sich Krayer auf die kommenden Rennen. Bei den Juniorinnen belegte Kira Böhm (SV Reudern / Walcher) den fünften, ihre Vereinskollegin Alexa Fuchs (Stevens) den zehnten Platz und dazwischen lag Lina Dorscht (Conway) auf Rang sieben.

 

Ergebnisse

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