Vaude Trans-Schwarzwald#4: Stiebjahn klug und offensiv zum zweiten Etappensieg
Zum zweiten Mal hat sich Simon Stiebjahn bei der Vaude Trans-Schwarzwald 2015 durchgesetzt. Nach von 75 Kilometern von Schonach nach Donaueschingen siegte der Bulls-Biker im Finale knapp vor Markus Kaufmann und Daniel Geismayr (beide Centurion-Vaude), der sein Leadertrikot aber souverän verteidigte. Vierter wurde fast zeitgleich sein Teamkollege Jochen Käß. Bei den Damen setzte Sabine Spitz ihren Durchmarsch fort und gewann ihre vierte Etappe, diesmal vor der Niederländerin Hielke Elferink.
Bereits zu Beginn der vierten Etappe formierte sich ein Ausreißer-Trio. Der Breitnauer Matthias Bettinger (Lexware Mountainbike Team), mit der Gegend sehr vertraut, der Saarländer Sascha Weber (Orbea-smp) und auch Sönke Wegner (World of Mountainbiking) suchten ihre Chance. Bei der ersten Verpflegungs-Station in Furtwangen (km17) hatte die Paarung 1:23 Minuten Vorsprung auf das noch große Verfolgerfeld. 20 Sekunden hinter der Spitze hing noch der Mehringer Matthias Leisling (Texpa-Simplon), der versuchte Anschluss zu finden und dem das auch gelang.
Kettenriss bei Weber – Stiebjahn lässt die Konkurrenz leiden
Allerdings war das Unternehmen Etappensieg bei der nächsten Feed-Zone in Hammereisenbach (km 45) bereits wieder in Frage gestellt. Simon Stiebjahn hatte seine Ortskenntnis genutzt, sich in einem Trail nach Furtwangen abgesetzt und war alleine nach vorne gefahren. Wegner fiel zurück und Stiebjahn versuchte mit Weber, Bettinger und Leisling die Lücke zu vergrößern.
„Zehn, 15 Kilometer lang habe ich das versucht, aber die Drei konnten keine langen Führungen fahren“, berichtete Stiebjahn. Vize-Europameister Sascha Weber musste mit Kettenriss kapitulieren.
Die Lücke wurde nicht mehr als 20, 30 Sekunden groß, die Verfolger mit
Markus Kaufmann und Daniel Geismayr (beide Centurion-Vaude) hatten Sichtkontakt, aber mussten sich ziemlich anstrengen, um die Lücke zu schließen.
„Das hat ganz schön lange gedauert. Respekt, Stiebi ist echt stark und offensiv gefahren, er hat uns ziemlich leiden lassen“, bekannte Markus Kaufmann. Als es dann zum Zusammenschluss kam, schloss auch Karl Platt (Team Bulls) wieder auf.
Der Auftakt-Etappensieger griff gleich wieder an und auch Stiebjahn versuchte noch mal zu attackieren, doch die beiden Centurion-Biker schluckten die Angriffe.
Als es dann ruhiger wurde, kam mit Jochen Käß und Matthias Pfrommer Verstärkung für das Führungstrikot von Geismayr wieder vorne an. Sie hatten bei Kilometer 61,5 in Wolterdingen noch eine halbe Minute Rückstand gehabt. Beide griffen dann wechselweise an, doch Stiebjahn hatte jeweils eine Antwort parat. „Oben sind wir dann nur noch zu viert angekommen“, erzählte der Deutsche Sprint-Meister im Ziel.
Langer Sprint zum zweiten Etappensieg
Die Entscheidung im Kampf um den Etappensieg fiel im Grunde schon 1,5 Kilometer vor dem Ziel. Eine 300 Meter lange Schotterpassage fuhr Stiebjahn mit Zug von vorne, weil er wusste, dass ein Singletrail folgte. Danach folgten in Donaueschingen einige Richtungswechsel, die ein Überholen kaum noch möglich machte. „Ich hatte einen Schleicher und musste in den Kurven aufpassen. Aber ich konnte vorne bleiben. Für den Etappensieg hat mir die Streckenkenntnis eindeutig geholfen“, erklärte Stiebjahn.
Auch auf der Zielgerade vor der Donau-Halle gelang es Kaufmann und Geismayr aus dem Windschatten heraus nicht mehr an Stiebjahn vorbei zu ziehen.
„Stiebi hat sich halt ausgekannt und es war schwierig noch vorbei zu kommen. Aber man muss auch sagen, dass er sehr klug und aufmerksam gefahren ist“, gratuliere Markus Kaufmann.
Kaufmann: Hauptziel Gesamtsieg
Nach 2:46:13 Stunden setzte sich der Schwarzwälder hauchdünn vor Markus Kaufmann und Daniel Geismayr durch, der sein Führungstrikot damit aber souverän verteidigte. Jochen Käß wurde direkt dahinter Tages-Vierter, während 26 Sekunden später Matthias Pfrommer als Fünfter über die Ziellinie rollte.
„Ich denke Daniel und ich sind gut drauf und stark genug, um den Gesamtsieg morgen heim zu bringen. Das ist natürlich das Hauptziel“, meinte Markus Kaufmann.
Ausreißer Matthias Bettinger verbuchte mit Rang sechs (+1:09) sein bis dato bestes Tages-Resultat, während Karl Platt mit 1:38 Minuten Differenz als Siebter das Ziel erreichte.
Positive Nachrichten gab es erstmals auch von Robert Mennen (Topeak-Ergon), der sich tagelang gequält hatte und als Achter (+3:18) seine bisher beste Leistung zeigen konnte.
In der Gesamtwertung bleibt die Situation vor der Schluss-Etappe von Donaueschingen an den Feldberg genau die Gleiche. Geismayr liegt knapp zwei Sekunden vor Titelverteidiger Kaufmann, 2:06 Minuten vor Stiebjahn und 7:53 Minuten vor Jochen Käß, während Karl Platt den Polen Adrian Brzozka jetzt von Rang fünf verdrängt hat.
Damen: Spitz nicht zu schlagen – Kupfernagel nicht mehr am Start
Bei den Damen gab es zwar den vierten Etappensieg für Sabine Spitz, aber einen Wechsel auf den Plätzen hinter ihr. Nachdem Hanka Kupfernagel (Maxx-Solar) nicht mehr an den Start gegangen war (zu viel Belastung vor den kommen Aufgaben auf der Straße), lagen Sabine Spitz, Ann-Katrin Hellstern (BQ Cycling) und Hielke Elferink (Rent a plant-Cannondale) bei der ersten Verpflegung noch gleichauf.
Doch dann setzte sich Spitz ab und holte sich mit 6:42 Minuten Vorsprung erneut den obersten Podest-Platz. Hinter ihr hatte Hellstern kurz eine Lücke zu Elferink gerissen, doch die in Freiburg lebende Niederländerin konnte sie wieder schließen.
„Ich habe sie am Schluss dann ziehen lassen“, erzählte Ann-Katrin Hellstern, „weil ich für Sonntag ein paar Körner sparen will.“ Die Freiburgerin hatte am Tag zuvor büßen müssen beim Versuch Sabine Spitz in Schwierigkeiten zu bringen.
„Gestern habe ich überzockt, aber ich werde morgen noch mal alles versuchen. Warum nicht, das ist mein Profil. Sabine ist natürlich sehr stark, aber ich denke, ich verkaufe mich gut“, meinte Hellstern, die in der Gesamtwertung aber weiter klar auf Rang zwei hinter Spitz und jetzt wieder vor Elferink liegt.