Weltcup Cairns: Vier Junge, ein Routinier und die Magie der fünf Ringe
Die Magie der fünf Ringe hat sie auf den Plan gerufen, die vier 24- bis 26-jährigen und den 38-jährigen Routinier. Beim Weltcup-Auftakt in Cairns beginnt das Rennen um die Eintrittskarte in die Welt voll sportlichem Glanz und Gloria. Und so nebenbei setzt sich der Zweikampf mit Italien fort, der unbedingt gewonnen werden muss, soll sich einer von fünf (oder sechs) Träumen erfüllen. Noch mal zum Rekapitulieren, bevor es am Sonntag los geht.
Um was geht es im Zweikampf gegen Italien?
Es geht um den dritten Startplatz für die Olympischen Spiele in Rio. Die besten fünf Nationen bekommen drei, die folgenden acht nur noch zwei Startplätze. Jeweils die aktuell drei besten Vertreter einer Nation zählen in die Wertung. Über zwei Jahre wird gerechnet, nach dem Weltcup in Albstadt ist Schluss.
Aktuell liegt der BDR im Ranking gegenüber Italien 52 Zähler zurück, rechnet man das Ergebnis von Montichiari dazu, sind es sogar über 170 Punkte. 255 Zähler fehlen auf Platz vier, wo die Tschechen liegen. Durch den sechsten Platz von Jan Skarnitzl in Italien kommen noch 35 Punkte dazu. Weil Jaroslav Kulhavy in Cairns ausfällt, könnte der Rückstand aber schmelzen. Ohne diesen dritten Startplatz können sich die unten Genannten anstrengen wie sie wollen.
Wie sieht es innerhalb des deutschen Lagers aus?
Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) hat die Norm 2015 bereits mehrfach erfüllt. Moritz Milatz (Kreidler Werksteam) mit zwei B-Normen auch. Beim Rest ist Fehlanzeige. Gefordert sind: Zweimal Top 20 in einem der drei Weltcup-Rennen bis Ende Mai (Cairns, Albstadt und La Bresse) oder bei der EM in Schweden, auch im Mai.
Von welchem Quintett ist die Rede?
Hoffnungen die Top 20 zu knacken, machen sich:
Markus Schulte-Lünzum (24, Focus XC). Er hat das immerhin schon mal geschafft, vor zwei Jahren als 18. in Nove Mesto. Letztes Jahr hat er sich in ein Tal der Tränen manövriert. An diese Form oder an die aus dem Jahr 2013 als er U23-Weltcupsieger wurde und teilweise Zeiten produziere, die bei der Elite für die Top-Ten gereicht hätten, an die muss er wieder anknüpfen. „Ich konnte seit dem Wochenende noch mal gut trainieren, die Vorbereitung läuft bestens“, zeigt er sich optimistisch.
Simon Stiebjahn (26, Team Bulls) hat schon zweimal im Weltcup an die Top 20 angeklopft. 22. in Hafjell 2013, 24. 2014 in Méribel und dann noch ein 25. Platz bei der WM in Andorra. Wenn er seine Kurve nach oben verschoben hat, ist die notwendige Steigerung denkbar. „Ich fühle mich gut“, sagt Stiebjahn. „Alles auf eine Alles auf eine Karte. Wenn man es schaffen möchte, muss man das Risiko eingehen, das ist meine Meinung.“
Markus Bauer (26, Kreidler Werksteam) hat ähnliche Ergebnisse vorzuweisen wie Stiebjahn. 25. in Hafjell 2013, 21. 2014 in Méribel. Im vergangenen Jahr hat er es, ähnlich wie sein Kumpel Stiebjahn, versiebt und kam nie mehr in die Nähe der 20., zumindest nicht im Endresultat. Genauso wie Stiebjahn ist er ein guter Starter. „Für mich beginnt am Sonntag die Phase, in der ich dieses Frühjahr schnell fahren will. Ich denke, die Form wird noch mal ein Stück besser sein als in Bad Säckingen“, sagt Bauer.
Martin Gluth (24, Novus-OMX) hat aus dem Jahr 2014 einen 27. Platz in Mont Sainte Anne als bestes Weltcup-Resultat stehen. Wenn ihm seine erste Teilnahme am Cape Epic einen Leistungsschub gegeben hat, dann mag er einen Schritt weiter gekommen sein. „Beim ersten Weltcup der Saison kann man vorher nie einschätzen wie man im Vergleich zur restlichen Weltelite drauf ist. Ich fühle mich gut vorbereitet und bin gespannt“, sagt Martin Gluth.
Karl Platt (38, Team Bulls) hat seinen Hut erst vor ein paar Wochen in den Ring geworfen und schlägt gewissermaßen aus der Art. Er will einfach sehen, was seine großartige Marathon-Form im Cross-Country wert ist. Und natürlich üben auf ihn auch die fünf Ringe einen Reiz aus. Er hat zu seinen besten Cross-Country-Zeiten die Top 20 geknackt, war in Houffalize mal 13. und bei der WM 2004 Zwölfter. „Ich habe nichts zu verlieren und weiß, was auf mich zukommt“, sagt Platt.
Und sonst gibt’s keinen?
Doch. Wen man auf die Startliste für Cairns blickt, dann findet man da mit Simon Gegenheimer (27) und Steffen Thum (31, beide Rose-Vaujany) noch zwei Deutsche. Doch bis dato waren Beide noch nie in den Regionen, die sie nach Rio bringen könnten.
Aber eines – oder einen – sollte man noch nicht ganz aus den Augen verlieren: Ben Zwiehoff (21, Bergamont-Hayes) geht im U23-Rennen an den Start. Und ja, darüber kann man sich auch qualifizieren. Die Latte liegt hoch. Ein Sieg oder zweimal Zweiter wurde in den Kriterien formuliert, um auch den Talenten eine Chance zu geben. Ganz aussichtslos ist das für Ben Zwiehoff nicht, im vergangenen Jahr war er mehrfach in den Top-Ten. Doch den Essener hat im Frühjahr eine längere Krankheitsphase aus dem Rhythmus gebracht. Deshalb sind die Aussichten auf einen Coup sehr vage, zumindest in Cairns.
„Ich merke, wie ich jeden Tag besser werde. Meine Form kann ich aber schwer einschätzen. Ich müsste von den Werten her so ungefähr auf dem Niveau von der DM letztes Jahr sein“, sagt Zwiehoff. „Ich gehe optimistisch dran und werde schauen was gehen kann. Mein klarer Fokus liegt aber weiterhin auf Albstadt, was aufgrund des Zeitpunkts meiner Krankheit nicht anders möglich war. Minimalziel ist Top 16, wegen der Startposition. Alle was drüber hinaus geht ist ein Bonus.“