Weltcup Lenzerheide: Jubiläum für Nino Schurter?
Leider kann sich der Rest vom Fest wenig Hoffnungen machen, die dreijährige Serie der „Großen Drei“ zu unterbrechen. Die WM-Medaillen haben Nino Schurter (Scott-Odlo), Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) und Julien Absalon (BMC Racing) vergangenen Sonntag auch wieder komplett unter sich ausgemacht und es deutet nicht viel drauf hin, dass sich die drei Jahre haltende Phalanx in Lenzerheide durchbrechen ließe.
Maxime Marotte (BH-Sr Suntour-KMC) war in den ersten drei Weltcup-Rennen zweimal Zweiter und einmal Dritter, immerhin. Mathias Flückiger (Stöckli Pro Team) schien auf einem guten Weg vorne angreifen zu können, aber dann hat er sich womöglich selbst ein Bein gestellt weil er im Training in der WM-Woche noch mal einen drauf setzen wollte. Und bei Ondrej Cink (Multivan-Merida) fiel in einer wichtigen Phase die Kette runter.
Es ist nicht so, dass der exklusive „SchuKulAbs“-Klub nicht auch mal Schwäche zeigen, krank sind, verletzt oder aber sich einen Defekt einhandeln. Absalon hatte Defekt in Cairns, Kulhavy war verletzt und Schurter hatte einen Defekt in La Bresse. Aber allen Drei gemeinsam ist das zum letzten Mal 2013 in Albstadt widerfahren. Als dann Daniel McConnell die Gunst der Stunde nutzte.
„Goldenes Zeitalter“?
Bei der WM-Pressekonferenz wurde das Trio Infernale gefragt, ob sie als historisch beste Mountainbiker aller Zeiten aktuell das „goldene Zeitalter“ des Cross-Country-Sports erleben.
Erst mal waren allen Drei verblüfft über eine solche Frage, holten Luft – und schauten sich gegenseitig erst mal an. Dann wurde gelacht. „Du kannst anfangen“, meinte Absalon grinsend zu Schurter. Der fand dann eine diplomatische Antwort: „Ich weiß nicht, das kann man erst im Rückblick beurteilen. Sicher ist es jetzt eine Zeit, in der wir drei uns bekämpfen. Ich denke, wir werden bald andere Fahrer erleben, die nach vorne kommen und uns Gesellschaft leisten.“
Absalon stimmte zu. „Exakt. Im Moment sind Jaro, Nino und ich in der Lage Weltcups und Weltmeisterschaften zu gewinnen, aber es werden bald ein paar junge Fahrer auftauchen, die das auch können. Mein Platz wird sowieso bald frei“, meinte er mit einem Lachen zum Schluss.
„Bald“ ist wohl in zwei Jahren. So lange will der 31-fache Weltcupsieger noch weiter machen, das hat er bereits entschieden.
Im Blick auf das Ende der Phalanx muss man also möglicherweise noch eine Weile warten, sofern nicht der Zufall mithilft. Die angesprochenen „jungen Fahrer“, die wirklich das Niveau des exklusiven „SchuKulAbs“ erreichen, brauchen noch ein wenig Zeit: Victor Koretzky (BH-Sr Suntour-KMC) könnte einer sein, hat er ja mit Platz drei in La Bresse nachgewiesen. Sam Gaze (Specialized Racing) vielleicht auch. Und dessen Teamkollege Simon Andreassen zum Beispiel. Wobei man die Steilheit der Entwicklung von Gaze und Andreassen erst noch abwarten muss.
Schurter: Heimweltcup besitzt hohen Stellenwert
Am Sonntag in Lenzerheide ist Nino Schurter Favorit, keine Frage. Schon wegen seiner famosen Vorstellung bei der WM. Vor heimischem Publikum verlor er das Duell 2015 gegen Kulhavy wegen eines Defekts.
„Der Heim-Weltcup ist vielleicht nicht so wichtig wie die Weltmeisterschaft, aber er hat natürlich auch einen hohen Stellenwert. Die Form stimmt und in der Woche kann man sowieso nicht viel machen“, meinte Nino Schurter nach seinem Titelgewinn.
Ein Sieg wäre der dritte in dieser Saison für den Weltmeister und sein 20. insgesamt. Ein kleines Jubiläum also.
Das wären noch elf bis zu Absalon. Auf eine Stufe mit dem Franzosen will er sich auch nicht stellen, nachdem er in Sachen Regenbogen-Jersey gleichgezogen hat. „Julien hat zwei Olympiasiege voraus. Da muss ich noch eine Weile fahren, bis ich da hin komme“, meinte Schurter nach der WM mit einem Lachen.
Die deutschen Herren: Im Hoffnungs-Modus
Die deutschen Herren müssen sich erst mal mit bescheideneren Zielen zufrieden geben. Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) bleibt im Hoffnungs-Modus. Nachdem es auch bei der WM nicht mit dem ersten Top-Resultat geklappt hat, setzt der Deutsche Meister jetzt auf den Weltcup in Lenzerheide.
„Jeden Tag geht es besser. Bei der WM hat es noch nicht ganz hingehauen, aber es gab Anzeichen für eine Verbesserung.“ Für den vierten Weltcup der Saison nennt er die Top Ten als Zielmarke.
Das sind gegenüber den Vorjahren vergleichsweise kleine Brötchen, die er da backt. „Das stimmt“, bekennt er, „aber das wäre schon mal ein gutes Zeichen. Ich brauche Ergebnisse, um mich ran zu tasten.“
Moritz Milatz sieht sich im Aufwind. „Schritt für Schritt“ gehe es vorwärts. Und wenn er sich nach Rang 24 bei der WM jetzt an die Top 20 herantasten würde, es wäre unter den gegebenen Umständen mit Startplatz 63 durchaus ein Erfolg.
Ex-Meister Markus Schulte-Lünzum will an sein letztes Renndrittel von Nove Mesto anknüpfen, wo er zum Schluss die achtbeste Rundenzeit fahren konnte. Er startet mit Nummer 64.
Keine übertriebenen Erwartungen beim WM-15.
Der König der Überholvorgänge, Christian Pfäffle, darf jetzt schon an 77. Stelle ins Rennen gehen. Das ist auch gut so, denn in Lenzerheide sind die Bedingungen für eine Aufholjagd weitaus schlechter als in Nove Mesto.
Christian Pfäffle ist nach seinem sensationellen 15. Platz bei der WM auf dem Boden geblieben. „Ich gehe nicht davon aus, dass ich in Lenzerheide wieder in die Top 15 fahren kann. Schon weil die Startphase dort viel schwieriger ist. Wenn ich in die Top 30 fahre, dann wäre ich völlig zufrieden“, erklärt der 23-jährige Neuffener nüchtern.